Conan-Saga 01 - Conan
Conan und das Mädchen deutete.
»Töte sie, Yama! Töte sie! Töte sie! Töte sie!« kreischte er.
Das vielarmige Steinmonstrum hielt an und spähte mit den Rubinaugen um sich, bis es Conan entdeckt hatte. Die primitive Furcht der Barbaren lähmte Conan. Aber wie bei vielen Barbaren trieb gerade diese Angst vor dem Übernatürlichen ihn dazu, gegen das zu kämpfen, was ihm ein solches Grauen einflößte. Er setzte das Mädchen ab und hob eine Marmorbank hoch. Seine Muskeln drohten bei dieser Anstrengung zu bersten, aber er biß die Zähne zusammen und schritt auf den heranstampfenden Koloß zu.
Juma brüllte: »Nein, Conan! Lauf! Er sieht dich!«
Jetzt hatte Conan den monströsen Fuß des wandelnden Idols erreicht. Die steinernen Beine erhoben sich wie die Säulen eines Tempels vor ihm. Die Anstrengung färbte das Gesicht des Cimmeriers tiefrot, als er die Bank hoch über den Kopf stemmte und sie auf das Jadebein schleuderte. Mit ungeheurer Wucht prallte sie gegen das aus Stein gehauene Fußgelenk des Kolosses. Ein Netz von Rissen durchzog den Marmor von einem Ende zum anderen. Conan trat noch näher an den Jadefuß heran, hob von neuem die Bank und schwang sie gegen das Bein. Diesmal zersprang die Bank in Dutzende von Stücken, aber das Bein war, von einer geringen Absplitterung abgesehen, nicht beschädigt. Conan wich zurück, als die Statue einen weiteren plumpen Schritt auf ihn zu machte.
»Conan! Vorsicht!«
Jumas Schrei ließ ihn aufschauen. Der grüne Gigant beugte sich herab. Die Rubinaugen funkelten in Conans blaue. Wie seltsam, in die lebenden Augen eines Gottes zu schauen! Sie waren grundlos, von schattenverhüllter Tiefe, in die sein Blick endlos und willenlos durch rote Äonen sank. Und tief in diesen kristallenen Abgründen lauerte das kalte, unmenschliche Böse. Der Blick des Gottes verschlang den des jungen Cimmeriers, der spürte, wie sich seiner eine eisige Taubheit bemächtigte. Er vermochte sich weder zu bewegen, noch konnte er denken ...
Obgleich die alte Angst vor dem Unerklärlichen ihn erfüllte, heulte Juma vor Wut auf und wirbelte herum. Er sah die sechs titanischen Steinhände sich auf seinen Kameraden herabsenken, der wie gelähmt hinaufstarrte. Noch ein Schritt und Yama würde den Cimmerier erreicht haben. Der Schwarze war zu weit von den beiden entfernt, um eingreifen zu können. In seinem Grimm packte er ohne zu überlegen den Gottkönig, der sich kreischend und um sich schlagend vergebens wehrte, und schleuderte ihn seinem dämonischen Vater entgegen.
Jalung Thongpa wirbelte durch die Luft und schlug auf dem Marmormosaik des Bodens vor den Füßen des Idols auf. Benommen starrte der kleine Monarch mit seinem einen Auge wild um sich. Und dann schrie er grauenvoll, als eines der titanischen Beine sich auf ihn herabsenkte.
Das Knacken berstender Knochen hallte in dem Marmortempel wider. Der Fuß des Gottes glitt auf den Fliesen weiter und hinterließ eine breite, blutige Spur. Knarrend beugte das Idol sich jetzt tiefer herab und griff nach Conan.
Die gespreizten grünen Steinfinger erstarrten nur wenige Zoll vor dem Cimmerier. Das versengende Glühen der Rubinaugen erlosch. Der titanische Körper mit den vielen Armen und dem Dämonenschädel, der noch vor einem Herzschlag biegsam und voll Leben gewesen war, erstarrte wieder zu unbewegtem Stein.
Vielleicht hatte der Tod des Königs, der diesen höllischen Geist aus den finstersten Tiefen namenloser Dimensionen gerufen hatte, den Zauber gebrochen, der Yama an das Idol band. Oder vielleicht erlöste des Königs Tod den Dämonengott von seiner Verpflichtung gegenüber seinem irdischen Verwandten. Doch was immer auch der Grund war, in dem Augenblick, als Jalung Thongpa sein Leben aushauchte, wurde die Statue wieder zu starrem Stein.
Auch der Bann, unter dem Conan gestanden hatte, brach. Noch benommen schüttelte der junge Cimmerier den Kopf. Dann schaute er sich um. Das erste, dessen er sich klar bewußt wurde, war Prinzessin Zosara, die sich in seine Arme warf und hysterisch schluchzte. Seine bronzefarbigen Arme schlossen sich um sie. Er spürte ihr seidiges Haar federweich an seinem Hals, und ein neues Feuer sprühte in seinen Augen. Er lachte vor Lebensfreude.
Juma rannte zu ihm. »Conan! Wir sind allein hier. Alle anderen sind entweder geflohen oder tot. Bestimmt finden wir Pferde im Marstall hinter dem Tempel. Jetzt ist die richtige Gelegenheit, aus dieser verfluchten Stadt zu verschwinden!«
»Bei Crom! Ich bin froh, wenn
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