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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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blau, noch ganz grau. Sie schienen ständig die Farbe zu wechseln und leuchteten in einem Ton, für den er kein Wort fand. Ihre vollen roten Lippen lächelten, und von den kleinen Füßen bis zur blendenden Krone weichfallenden dichten Haares war ihr Elfenbeinkörper so vollkommen, wie der Traum eines Gottes. Conans Blut hämmerte in den Adern.
    »Ich kann nicht sagen, ob Ihr von Vanaheim und so meine Feindin, oder von Asgard und mir deshalb wohlgesinnt seid«, murmelte er. »Weit bin ich herumgestreift, doch nie begegnete ich einer Frau wie Euch. Eure Locken blenden mich mit ihrem Glanz. Nie sah ich Haar wie Eures, nicht einmal unter den schönsten Töchtern der AEsir. Bei Ymir ...«
    »Wer bist du, daß du Ymir anrufst?« spottete sie. »Was weißt du schon von den Göttern des Eises und Schnees, du, der du aus dem Süden kamst, um Abenteuer unter fremden Völkern zu erleben?«
    »Bei den finsteren Göttern meiner Rasse!« fluchte er ergrimmt. »Auch wenn ich nicht von den goldenhaarigen AEsir bin, war doch keiner tapferer im Schwertkampf! Heute sah ich sechs Dutzend Männer fallen, und ich allein überlebte die Schlacht, die Wulfhers Räuber gegen Bragis Wölfe austrugen. Sagt, Weib, habt Ihr das Blitzen von Rüstungen auf der Schneebene gesehen oder die Bewaffneten, die über das Eis schlitterten?«
    »Ich sah den Rauhreif in der Sonne glitzern«, antwortete sie, »und hörte das Wispern des Windes über dem ewigen Schnee.«
    Conan schüttelte seufzend den Kopf. »Niord hätte uns bereits erreicht haben müssen, ehe die Schlacht begann. Ich fürchte, er und seine Krieger sind in einen Hinterhalt geraten. Wulfher und seine Männer sind tot ... Ich dachte, es gäbe hier weit und breit keine Siedlung, denn ich weiß, wie weit der Kampf uns trug. Aber Ihr könnt keine große Entfernung durch diesen Schnee zurückgelegt haben, nackt wie Ihr seid. Führt mich zu Eurem Stamm, wenn Ihr zu den AEsir gehört, denn ich bin schwach von den Hieben, die ich einsteckte, und müde vom Kampf.«
    »Mein Heim ist weiter, als du zu gehen imstande bist, Conan von Cimmerien«, erwiderte sie lachend. Sie breitete die Arme weit aus und wiegte sich aufreizend mit geneigtem Kopf vor ihm, die Augen halb unter den langen seidigen Wimpern verborgen. »Bin ich nicht schön, Mensch?«
    »Wie der unverhüllte Morgen auf dem Schnee«, murmelte er, und seine Augen brannten wie die eines hungrigen Wolfes.
    »Warum erhebst du dich dann nicht und folgst mir? Was ist das für ein starker Krieger, der sich vor mir niederwirft?« spöttelte sie lockend. »Leg dich zu den anderen Toten, Conan mit dem schwarzen Haar! Nie kannst du mir dorthin folgen, wohin ich gehe.«
    Fluchend stand der Cimmerier auf. Die blauen Augen blitzten im wutverzerrten Gesicht. Grimm erfüllte ihn. Das Verlangen nach diesem aufreizenden Geschöpf hämmerte in seinen Schläfen und peitschte das Blut heiß durch seine Adern. Eine fast schmerzhafte Leidenschaft rüttelte ihn, daß er nicht mehr klar sehen konnte. Müdigkeit und Schwäche schwanden.
    Wortlos schob er das blutige Schwert in die Scheide und sprang auf sie zu, um die Hände um ihre sanften Rundungen zu legen. Mit einem Lachen wich sie vor ihm zurück und rannte davon, nicht ohne spöttisch über die Schulter zurückzublicken. Mit dem tiefen Knurren eines Wolfes folgte er ihr. Vergessen war die Schlacht, vergessen waren die Gefallenen, die in ihrem Blut lagen, vergessen Niord und die Räuber, die das Schlachtfeld nicht erreicht hatten. Sein einziger Gedanke galt der schlanken Gestalt, die vor ihm mehr zu schweben als zu laufen schien.
    Über die blendend weiße Ebene führte die Jagd. Das zertrampelte blutige Feld lag längst weit zurück, doch mit der Ausdauer seiner Rasse blieb der Cimmerier dem Mädchen auf den Fersen. Seine schweren Stiefel brachen durch die harte Schneekruste, manchmal versank er tief in den Schneewehen, aus denen er sich nur mit großer Anstrengung befreien konnte. Und immer tänzelte das Mädchen leicht wie eine Feder, die über einen stillen Weiher schwebt, vor ihm her. Ihre nackten Füße hinterließen kaum einen Abdruck auf der von Rauhreif überzogenen Schneedecke. Trotz des Feuers in seinen Adern biß die bittere Kälte durch die Kettenrüstung und das pelzgefütterte Wams des Kriegers, während das Mädchen in ihrem schleierfeinen Gewand sie überhaupt nicht zu spüren schien. Leichtfüßig, als wandle sie durch die Palmen- und Rosengärten von Poitain, tanzte sie dahin.
    Immer weiter

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