Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
ihr immer schwerer zu fallen. Ihre goldenen Locken flatterten im Wind. Conan hörte ihren keuchenden Atem und sah die Angst in ihren Augen schimmern, als sie hastig über die Schulter blickte. Immer langsamer wurden ihre Beine, sie begann zu schwanken. In des Cimmeriers wilder Seele loderte das Höllenfeuer, das sie angefacht hatte. Mit einem unmenschlichen Brüllen stürzte er sich auf sie. Wimmernd streckte sie abwehrend die Arme aus.
Conans Schwert fiel in den Schnee, als er sie an sich riß. Ihr geschmeidiger Körper bog sich zurück. Sie versuchte verzweifelt, sich aus seinen Armen zu befreien. Der Wind blies ihr goldenes Haar in sein Gesicht, daß der Glanz ihn blendete. Der weiche Leib, der sich in seiner Umarmung wand, erhöhte seine Leidenschaft. Seine starken Finger preßten sich tief in ihre glatte Haut – die sich so kalt wie Eis anfühlte. Es war, als umarme er nicht eine Frau aus Fleisch und Blut, sondern aus flammendem Eis. Sie wand den Kopf zur Seite, um seinen wilden Küssen zu entgehen.
»Du bist kalt wie Eis«, murmelte der Cimmerier benommen. »Aber ich werde dich mit dem Feuer meines Blutes erwärmen ...«
Sie schrie auf, und es glückte ihr, sich ihm mit einer heftigen Drehung zu entwinden. Nur ihr schleierfeines Gewand blieb in seinen Händen zurück. Schnell rannte sie davon, ohne den Blick von ihm zu lassen. Die goldenen Locken hingen zerzaust um ihr Gesicht, der weiße Busen hob und senkte sich heftig, die zuvor so spöttischen Augen schimmerten angsterfüllt. Einen Moment lang stand Conan wie erstarrt in Ehrfurcht vor ihrer Schönheit, der der Schnee den passenden Rahmen verlieh.
Und während dieses Moments warf sie die Arme dem Licht am Himmel entgegen und schrie mit einer Stimme, die Conan nie vergessen würde:
»Ymir, o mein Vater, rette mich!«
Doch nun hatte der Cimmerier sich gefangen. Er sprang mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, als mit einem Krachen wie das Bersten eines Gletschers sich der ganze Himmel mit eisigem Feuer überzog. Das Mädchen war plötzlich in kalte blaue Flammen gehüllt, die so grell brannten, daß der Cimmerier die Augen vor ihnen schützen mußte. Einen flüchtigen Moment lang waren Himmel und schneebedeckte Berge in knisternde weiße Lohe getaucht, aus der eisblaue Blitze zuckten.
Conan taumelte zurück und schrie auf. Das Mädchen war verschwunden, der glühende Schnee lag leer vor ihm. Hoch über seinem Kopf tanzten die Hexenlichter auf dem verrückt spielenden Winterhimmel. Aus den fernen blauen Bergen dröhnte ein Donnern wie von einem dahinjagenden gigantischen Streitwagen, von flinken Pferden gezogen, deren wirbelnde Hufe Funken sprühten.
Und dann drehten sich Nordlichter, Berge und brennender Himmel um Conan. Tausende von Feuerkugeln platzten in einem Funkenregen, der Himmel wurde zu einem gigantischen Rad, das mit jeder Umdrehung Sterne von sich schleuderte. Unter seinen Füßen hob der Schnee sich ihm wie eine wogende Welle entgegen. Alles wurde schwarz um ihn.
In einem kalten dunklen Universum, dessen Sonnen vor Äonen erloschen waren, spürte Conan die Bewegung fremdartigen, ungeahnten Lebens. Ein Erdbeben hatte ihn erfaßt und schüttelte ihn hin und her, und rieb ihm gleichzeitig Hände und Füße wund, bis er vor Schmerz und Wut brüllte und nach seinem Schwert zu tasten versuchte.
»Er kommt zu sich, Horsa«, sagte eine Stimme. »Beeilt euch, wir müssen ihm den Frost aus den Gliedern reiben, wenn er je wieder ein Schwert schwingen soll.«
»Ich kann seine Linke nicht öffnen«, brummte eine andere Stimme. »Er hat sie um etwas geballt ...«
Conan öffnete die Augen und starrte in die bärtigen Gesichter, die sich über ihn beugten. Hochgewachsene, goldenhaarige Krieger umringten ihn.
»Conan!« sagte einer. »Du lebst!«
»Bei Crom, Niord!« keuchte der Cimmerier. »Lebe ich wirklich, oder sind wir alle tot und in Walhall?«
»Wir leben«, versicherte ihm As, der sich mit Conans halberfrorenen Füßen beschäftigte. »Wir mußten uns erst aus einem Hinterhalt freikämpfen, sonst hätten wir euch noch vor der Schlacht erreicht. Die Gefallenen waren noch nicht lange steif, als wir am Schlachtfeld ankamen. Wir fanden dich nicht unter den Toten, so folgten wir deinen Spuren. In Ymirs Namen, Conan, weshalb bist du nur auf die Idee gekommen, dich ins öde Nordland zu schleppen? Stundenlang stapften wir auf deiner Fährte dahin. Bei Ymir, wäre ein Schneesturm aufgekommen, wir hätten dich nie gefunden!«
»Fluch nicht so viel
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