Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
lockte sie ihn, und er folgte ihr mit wilden Flüchen auf den ausgetrockneten Lippen. Seine Schläfenadern schwollen an und pochten, und er knirschte mit den Zähnen.
»Du entkommst mir nicht!« brüllte er. »Führ mich nur in einen Hinterhalt, dann häufe ich die Schädel deiner Stammesbrüder vor deinen Füßen auf. Und wenn du versuchst, dich vor mir zu verstecken, spalte ich selbst die Berge, um dich zu finden. Ja, sogar in die Hölle folge ich dir!«
Schaum quoll über des Barbaren Lippen, als ihr aufreizendes Lachen ihm antwortete. Immer weiter in die Öde führte sie ihn. Stunden verrannen. Die Sonne sank dem Horizont entgegen, die Landschaft veränderte sich. Aus der weiten Ebene wuchsen niedrige Hügel, die allmählich zu Gebirgsketten anschwollen. Weit im Norden sah Conan himmelstürmende Berge, deren ewiger Firn in der untergehenden Sonne blutrot aufleuchtete. Nordlichter zuckten am dunkler werdenden Himmel auf. Sie breiteten sich fächerartig aus – wie Klingen aus eisigem Licht, die ihre Farbe wechselten, immer größer und heller wurden.
Über ihm glühte der Himmel und knisterte in seinen seltsamen Lichtern und Farbschattierungen. Der Schnee glitzerte gespenstisch: einmal frostig blau, dann in eisigem Rot und schließlich in kaltem Silber. Durch ein schimmerndes Zauberreich stapfte Conan beharrlich, durch einen kristallenen Irrgarten, in dem die einzige Wirklichkeit die weiße Gestalt war, die über den funkelnden Schnee tanzte – immer knapp außerhalb seiner Reichweite.
Er wunderte sich nicht über die Fremdartigkeit des Geschehens, nicht einmal, als sich ihm zwei gigantische Gestalten in den Weg stellten. Die Schuppen ihrer Panzerrüstung glitzerten von Rauhreif, ihre Helme und Streitäxte waren dick mit Eis beschlagen. Schnee funkelte in ihrem Haar, ihre Bärte waren dicht beisammenhängende Eiszapfen, und ihre Augen wirkten so kalt wie das Licht am Himmel.
»Brüder!« rief das Mädchen und hüpfte leichtfüßig zu ihnen. »Seht doch, wer mir folgt! Ich habe euch einen Mann zum Erschlagen gebracht! Reißt ihm das Herz aus dem Leib, damit wir es noch dampfend auf unseres Vaters Tisch legen können!«
Die Riesen antworteten mit brüllendem Gelächter, das wie das Scharren von Eisbergen gegen eine Felsenküste klang. Sie hoben ihre im Sternenlicht glimmenden Äxte, als der vor Wut wahnsinnige Cimmerier auf sie einstürmte. Eine eisüberzogene Klinge blitzte vor seinen Augen und blendete ihn. Er erwiderte den Hieb mit einem wütenden Schlag, der dem Gegner durch das Knie schnitt.
Ächzend fiel der Riese. Im gleichen Augenblick stürzte Conan, von einem betäubenden Axthieb des anderen Giganten auf die Schulter getroffen, in den Schnee. Nur die Kettenrüstung hatte verhindert, daß die Schneide in die Knochen drang. Der Riese hob sich nun wie ein Koloß aus Eis gegen den kalt glühenden Himmel ab. Wieder sauste die Axt herab – und sank tief in den Schnee, als Conan sich blitzschnell zur Seite rollte und auf die Füße sprang. Der Gigant brüllte. Er riß seine Waffe aus dem Schnee, doch noch ehe er sie erneut schwingen konnte, kam bereits des Cimmeriers Schwert herab. Die Knie des Riesen knickten ein. Er sackte in den Schnee. Ringsum färbte das aus dem durchtrennten Hals spritzende Blut ihn rot.
Conan wirbelte herum. Das Mädchen stand nicht weit von ihm und starrte ihn mit grauenerfüllten Augen an. Aller Spott war aus ihrem Gesicht geschwunden. Wild brüllte der Cimmerier auf. Blutstropfen sickerten von seinem Schwert, als seine Hände in seiner übermächtigen Leidenschaft zitterten.
»Ruf den Rest deiner Brüder!« schrie er. »Ich werde ihre Herzen an die Wölfe verfüttern! Du entkommst mir nicht ...«
Mit einem Schreckensschrei drehte das Mädchen sich um und floh. Nicht länger lachte sie oder blickte aufreizend über ihre Schulter. Sie rannte wie um ihr Leben. Obgleich Conan jeden Muskel, jede Sehne spannte und seine Schläfenadern zu bersten drohten, bis der Schnee rot vor seinen Augen verschwamm, entzog sie sich ihm und schien zu schrumpfen, bis sie nicht größer war als ein Kind, dann eine tanzende Flamme auf dem Schnee und schließlich ein Flimmern in der Ferne. Aber mit zusammengebissenen Zähnen verfolgte Conan sie weiter, bis das Flimmern zur tanzenden weißen Flamme, und die Flamme zur Gestalt eines Kindes wurde. Und dann rannte sie wieder als Frau nicht mehr als hundert Fuß vor ihm. Und langsam, Schritt um Schritt, schrumpfte nun die Entfernung.
Das Laufen schien
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