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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Cimmerier sofort hellwach. Doch er blieb reglos liegen, während jeder seiner Sinne seine Umgebung erforschte.
    Und dann sprang der Barbar mit einem tief aus der Kehle quellenden Knurren auf die Füße – und stellte fest, daß er sich allein in der Höhle befand. Das Mädchen war fort. Doch ihre Pelze, aus denen sie bei ihrem Liebesspiel geschlüpft war, lagen noch auf dem Boden. Er runzelte verwirrt die Stirn. Er spürte die Gefahr, die noch in der Luft hing und wie mit spitzen Fingern an seinen Nervenenden zu ziehen schien.
    Hastig kleidete er sich an und nahm seine Waffen an sich. Mit der Streitaxt in der Faust zwängte er sich durch die schmale Öffnung zwischen dem Felsüberhang und der Gletscherflanke. Kein Wind pfiff mehr. Obgleich Conan den nahen Morgen bereits spürte, hatte noch kein Dämmerlicht das Brillantenfunkeln der Tausende von Sternen am Himmel gedämpft. Die Sichel des Mondes hing tief über den westlichen Gipfeln und warf einen bleichen Goldschimmer über die Schneefelder.
    Conan schaute sich forschend um. Sein scharfer Blick entdeckte keine Fußstapfen und auch keine Spuren eines Kampfes in der Nähe des Überhangs. Es erschien ihm jedoch unwahrscheinlich, daß Ilga sich barfuß in das Labyrinth von Tunnels und Spalten begeben hatte, wo ein Vorwärtskommen selbst mit genagelten Stiefeln fast unmöglich war und wo jeder falsche Schritt einen Sturz in einen der kalten Bäche aus geschmolzenem Eis bedeuten mochte, die am Grund des Gletschers dahinflossen.
    Conan stellten sich die Härchen im Nacken auf, als er über das geheimnisvolle Verschwinden des Mädchens nachdachte. Er fürchtete nichts Sterbliches, aber die abergläubische Angst und der Ekel des Barbaren vor unheimlichen, übernatürlichen Wesen und Kräften, die in dunklen Ecken und Winkeln lauerten, erfüllte ihn.
    Weiter suchte er den Schnee nach Spuren ab – und erstarrte plötzlich. Etwas war erst vor kurzem, nur wenige Schritte vom Überhang entfernt, aus einem Spalt im Eis gekommen. Es mußte lang, weich und geschmeidig gewesen sein und hatte sich ohne Füße bewegt. Die gewundene Fährte, die tief in den Schnee gedrückt war, ließ auf eine monströse Schlange schließen.
    Der Schein des untergehenden Mondes war nur noch schwach, trotzdem lasen Conans in der Wildnis geschulte Augen die Fährte ohne Schwierigkeit. Sie führte rund um einen Schneehaufen über Felssimse den Berg hoch, fort vom Gletscher zu einem der windgepeitschten Gipfel. Conan bezweifelte, daß das Ungeheuer allein gewesen war.
    Der Fährte, einer breiten, schattenhaften Furche, folgend, kam er zu der Stelle, wo er sein totes Pferd zurückgelassen hatte. Jetzt war von dem Kadaver nicht viel mehr als ein paar Knochen übrig. Die Spur war nun nur noch schwach um die Überreste herum zu sehen, denn der Wind hatte Schnee darüber geweht.
    Eine kurze Strecke weiter kam er zu dem Mädchen – oder vielmehr, was von ihr noch geblieben war. Ihr Kopf war verschwunden und der Großteil des Fleisches vom Oberkörper, so daß die weißen Knochen wie Elfenbein im Mondlicht schimmerten. Die aus ihrer Brust ragenden Rippen waren säuberlichst abgenagt oder von einer rauhen Zunge abgeleckt.
    Conan war ein Krieger, der harte Sohn eines harten Volkes, und er hatte den Tod in tausenderlei Form gesehen. Doch bei diesem Anblick schüttelte ihn übermächtige Wut. Vor ein paar Stunden noch hatte dieses schlanke warme Mädchen in seinen Armen gelegen und seine Liebe mit derselben Leidenschaft erwidert. Nun lag sie wie eine zerstörte Puppe vor ihm, der ein Riesenkind den Kopf abgerissen und achtlos weggeworfen hatte.
    Conan biß die Zähne zusammen und untersuchte die Leiche. Überrascht stellte er fest, daß sie starr gefroren und mit einer dicken klaren Eisschicht überzogen war.
     
     
    5
     
    Conan kniff nachdenklich die Augen zusammen. Sie mußte ihn vor nicht viel mehr als einer Stunde verlassen haben, denn ein wenig ihrer Körperwärme war noch im Bärenfellumhang fühlbar gewesen, als er ihr Verschwinden entdeckt hatte. In so kurzer Zeit konnte ein warmer Leib nicht steifgefrieren, und schon gar nicht eine dicke Eisschicht um sich bilden. Es war unnatürlich.
    Er stieß einen rauhen Fluch aus. Jetzt wußte er, was das Mädchen von seiner Seite gelockt hatte. Sein Grimm wuchs noch mehr und mit ihm vermischte sich Abscheu. Conan hatte sich an die halbvergessenen Legenden erinnert, die man sich in seiner Kindheit in Cimmerien an den Feuern erzählte. Eine davon berichtete von dem

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