Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
langes Überlegen warf Conan den Umhang ab, benutzte seine Lanze zum Sprung in den Sattel. Er griff nach den Zügeln und stieß dem Pferd leicht die Sporen in die Rippen. Als das durch seine Hast erschrockene Tier sich leicht aufbäumte, ehe es vorwärts preschte, öffnete Conan den Mund, um den schrillen cimmerischen Kriegsschrei auszustoßen, doch dann schloß er ihn abrupt. Als jüngerer Krieger hätte er mit diesem Schrei sein Herz mit Mut erfüllt, aber seine Jahre im turanischen Dienst hatten ihn zumindest die Grundbegriffe der Kampfeslist gelehrt. Es wäre falsch, die Angreifer des Mädchens früher auf sein Kommen aufmerksam zu machen, als sie es selbst bemerken würden.
Sie hörten ihn ohnedies schnell genug. Obgleich der Schnee die Hufschläge dämpfte, vernahm doch zumindest eine der zottigen Gestalten das leichte Klirren der Kettenrüstung und das Knarren des Sattels und Zaumzeugs. Sie drehte sich um, dann schrie sie und zog den nächsten am Ärmel, so daß sich bereits nach wenigen Herzschlägen alle Conan zuwandten und sich zum Kampf bereitmachten.
Es handelte sich bei diesen Gestalten um etwa ein Dutzend Bergmenschen, die mit groben Holzkeulen, Äxten und Speeren mit Steinspitzen bewaffnet waren. Es waren gedrungene, in zerrissene, schäbige Pelze gekleidete Burschen mit kurzen Armen und Beinen. Kleine, blutunterlaufene Augen starrten dem Cimmerier unter buschigen Brauen und fliehenden Stirnen entgegen. Die wulstigen Lippen hatten sie über den kräftigen gelben Zähnen zurückgezogen. Sie waren die Abkömmlinge einer Rasse eines früheren Stadiums der menschlichen Entwicklung. Conan hatte einmal in einem Tempelhof gehört, wie einige nemedische Gelehrte über sie philosophierten. Doch im Augenblick war er viel zu sehr damit beschäftigt, sein Pferd zu lenken und sich ein Ziel für seine Lanze zu suchen, als daß er diesen Überlegungen mehr als einen flüchtigen Moment widmete. Wie ein Blitz stürmte er zwischen die Bergmenschen.
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Conan wußte, daß er gegen eine solche Übermacht nur eine Chance hatte, wenn er seine Beweglichkeit als Reiter voll nutzte, also nie an einem Fleck verharrte und dadurch in Gefahr geriet, umzingelt zu werden, denn ihn würde zwar seine Kettenrüstung vor den schlimmsten Schlägen schützen, aber selbst die plumpen Waffen der Primitiven konnten leicht sein Pferd zu Boden bringen. So stürzte er sich auf den nächsten der Bergmenschen, indem er sein Tier abrupt zur Seite riß.
Als seine Eisenlanze durch Knochen und dichtbehaartes Fleisch drang, schrie der Getroffene. Er ließ seine eigene Waffe fallen und klammerte die Hände um Conans Lanzenschaft. Die Wucht durch die Bewegung des Pferdes warf den Zottigen zu Boden. Während Conan durch die sich verteilende Meute kanterte, zerrte er seine Lanze frei.
Hinter ihm stießen die Bergmenschen schrille Schreie aus. Sie deuteten aufeinander, brüllten durcheinander und gaben sich offenbar die widersprüchlichsten Befehle gleichzeitig. Inzwischen zog Conan einen engen Kreis um sie und galoppierte zurück in die Horde. Ein Wurfspeer prallte von seinem Kettenhemd an der Schulter ab, ein anderer ritzte seinem Pferd leicht die Flanke auf. Aber er stieß seine Lanze mit voller Wucht in eine weitere der Gestalten und ritt schnell zurück.
Bei seinem dritten Ansturm rollte der Mann, den er aufgespießt hatte, herum, und der Lanzenschaft brach. Conan warf das abgebrochene Schaftende von sich und griff nach der Streitaxt. Als er wieder auf die Meute einstürmte, lehnte er sich aus dem Sattel. Die stählerne Axtklinge blitzte im Glühen des Sonnenuntergangs, als sie eine weite Achterschleife nach rechts und links beschrieb. Zu beiden Seiten fiel ein Bergmensch mit gespaltenem Schädel in den Schnee. Ein dritter, der nicht flink genug zur Seite sprang, wurde vom Pferd zu Boden geworfen und die Hufe trampelten über ihn.
Mit einem wilden Schrei stolperte der Getrampelte auf die Füße und ergriff hinkend die Flucht. Einen Augenblick später folgten ihm sechs seiner Artgenossen panikerfüllt. Conan zügelte sein Pferd. Er schaute den kleiner werdenden Gestalten nach – und sprang erschrocken aus dem Sattel, als sein Hengst erzitterte und stürzte. Ein Wurfspeer war tief in den Leib, unmittelbar hinter Conans linkem Bein, gedrungen. Ein Blick genügte, um festzustellen, daß das Tier bereits ausgelitten hatte.
»Crom verdamm' mich! Warum mußte ich mich auch einmischen!« fluchte Conan. Pferde waren selten und schier
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