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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Galeere zu, über deren Deck etwas hing, das im Dämmerlicht elfenbeinfarben schimmerte. Mit angehaltenem Atem starrte der Cimmerier auf die Königin der Schwarzen Küste, die von der Rahe ihrer eigenen Galeere baumelte. Zwischen der Rahe und ihrem Hals spannte sich eine Kette mit roten Steinen, die im letzten Licht des Tages wie große Blutstropfen glommen.
     
    4
     
    ANGRIFF AUS DER LUFT
     
    Die Schatten waren schwarz um ihn,
    so nah der mörderische Rachen,
    und alles war von Blut so rot;
    Doch meine Liebe bezwang den grimmen Tod,
    und selbst die Tore der Hölle brachen
    und hielten mich nicht fern von ihm.
    Das Lied von Bêlit
     
    Der Dschungel war ein schwarzer Koloß, der die ruinenübersäte Lichtung mit Ebenholzarmen umschlang. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Die Sterne glitzerten wie Bernsteintropfen auf einem nach Tod riechenden Himmel, der den Atem anhielt. Wie eine eherne Statue saß Conan, der Cimmerier, mit dem Kinn auf eine Faust gestützt, auf der Pyramide zwischen den eingestürzten Türmen. In den entfernteren schwarzen Schatten huschten verstohlen prankengleiche Füße, und rote Augen funkelten. Die Toten lagen, wo sie gefallen waren. Nur Bêlit hing nicht mehr von der Rahe. Conan hatte aus zerhackten Ruderbänken und Speerschäften einen Scheiterhaufen errichtet. Darauf lag, zu ihrem letzten Schlummer gebettet, auf weichen Leopardenfellen und in Conans scharlachroten Umhang gehüllt, die Königin der Schwarzen Küste. Wie eine echte Herrscherin lag sie da, umgeben von ihren erbeuteten Schätzen: Seidenballen, golddurchwirkte Stoffe, Silberborte, Truhen mit Edelsteinen, Goldmünzen, Silberbarren, juwelenbesteckten Dolchen und kleinen goldenen Stufenpyramiden.
    Doch wo der Schatz aus der Gruft dieser verfluchten Stadt geblieben war, wußte außer Conan, der ihn mit einem heidnischen Fluch dort hineingeworfen hatte, nur der schlammige Fluß Zarkheba. Und nun saß der Cimmerier mit grimmig zusammengebissenen Zähnen auf der Pyramide und wartete auf seinen unheimlichen Gegner. Die allesbeherrschende Wut in ihm hatte jegliche Furcht vertrieben. Welcher Art der Feind war, der aus der Schwärze erscheinen würde, wußte er nicht, es war ihm auch egal.
    Er zweifelte nun nicht mehr an der Wahrheit der Visionen, die ihm der Schwarze Lotus gezeigt hatte, und so war ihm klar, daß N'Gora und seine Kameraden vor Schrecken über das geflügelte Ungeheuer, das vom Himmel auf sie herabgetaucht war, in blinder Panik geflohen und über den Felsrand in den Abgrund gestürzt waren – alle außer dem Unterführer, der zwar irgendwie ihrem Geschick entgangen war, jedoch nicht dem Wahnsinn. Inzwischen, oder unmittelbar danach, möglicherweise auch zuvor, hatten die anderen in er Stadt und am Ufer ihren grauenvollen Tod gefunden, und nicht in einer ehrlichen Schlacht, sondern einem furchtbaren Gemetzel. Vielleicht war ihre abergläubische Angst daran schuld gewesen, daß die Schwarzen sich nicht wehrten, als sie von den menschlichen Gegnern angefallen wurden.
    Weshalb er so lange verschont geblieben war, verstand Conan nicht. Konnte es sein, daß diese bösartige Kreatur, die Herrscher über Stadt und Fluß zu sein schien, ihn noch eine Weile am Leben erhalten wollte, um ihn mit Gram und Furcht zu quälen? Alles deutete auf eine menschliche oder übermenschliche Intelligenz hin – das Zerschlagen der Wasserfässer, um die Gegner zu teilen, die Hetzjagd auf die Schwarzen, um sie über den Felsen zu stürzen, und schließlich der grimmigste Scherz, Bêlit an der blutroten Kette, die wie ein Henkersseil um ihren Hals geschlungen gewesen war, an der Rahe aufzuhängen.
    Da er den Cimmerier offenbar als sein besonderes Opfer ausgewählt hatte und bisher mit ausgesucht schlauen Qualen seinen Verstand gepeinigt hatte, war fest damit zu rechnen, daß der unbekannte Feind das Drama beenden würde, indem er den Nordmann seinen anderen Opfern hinterherschickte. Kein Lächeln verzog Conans Lippen bei diesem Gedanken, wohl aber leuchteten seine Augen in grimmigem Humor auf.
    Der Mond ging auf und ließ des Cimmeriers gehörnten Helm blitzen. Plötzlich senkte sich eine tiefe Stille über die Nacht herab, und der Dschungel hielt den Atem an. Instinktiv lockerte Conan das mächtige Schwert in der Scheide. Die Pyramide, auf der er saß, hatte vier Seiten. In die dem Dschungel zugeneigte Seite waren breite Stufen gehauen. Conan hielt einen shemitischen Bogen in der Hand, wie Bêlits Piraten sie benutzt hatten. Seinen Arm hatte er

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