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Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Titel: Conan-Saga 07 - Conan der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ophir.«
    Conan nickte. Trotz seiner stygischen Kleidung hätte der Junge seine Nationalität nicht verleugnen können. Er war etwa achtzehn Jahre alt, schlank, kaum mehr als mittelgroß, doch muskulös und geschmeidig. Seine helle Haut, die haselnußfarbigen Augen, das rötlichbraune Haar und die ebenmäßigen Züge wiesen ihn als einen Westophiten aus, die zivilisiert, höflich und gewöhnlich geschäftstüchtig waren, was sie von den im Sattel großgewordenen Nomaden im Osten dieses Königreichs unterschied. Aber gewiß war auch er im Reiten, Bogenschießen und Fechten genauso unterrichtet worden wie im Lesen, Schreiben und Musizieren zur Ergötzung der Damen. Conan erinnerte sich der Karten, die er gesehen hatte. Ophir lag nördlich von Shem, und Kirjahan war unweit der aquilonischen Grenze.
    Falco verneigte sich vor der Frau unter ihnen. »Dürfen wir Euren Namen erfahren, meine Lady?« fragte er.
    Conan betrachtete sie mit Wohlgefallen. Für eine Frau war sie sehr groß, sehr schlank, doch an den richtigen Stellen gerundet – das vermochte ihr schleierfeines Gewand nicht zu verhüllen. Ihr Haar und ihre Augen waren dunkel, ihre feingeschnittenen Züge verrieten eine Mischung mehrerer Rassen, und ihre Haut war von einem hellen, goldenen Bronzeton. Ihr Blick war kühn, doch keineswegs kokett. Sie wandte sich in einer Sprache an sie, die Conan nicht erkannte, von der er jedoch vermutete, daß sie zu einer hyborischen Sprachfamilie gehörte. Als sie bemerkte, daß keiner sie verstand, wechselte sie zu Stygisch über.
    »Sie ist Daris von Taia«, dolmetschte Falco. »Ihr Vater, Ausar, hat die Führung des Aufstands der Provinz gegen König Mentuphera übernommen.« Er zögerte, und sein Jungengesicht wirkte besorgt. »Wenn ihr Vater noch am Leben ist.«
    Conan runzelte die Stirn. Nach seinem kürzlichen Erlebnis beschlich ihn unwillkürliches Mißtrauen gegen alle, die sich als Taianer ausgaben. »Wie kam sie hierher?« fragte er.
    Falco erkundigte sich, erhielt eine Antwort und berichtete kurz, was geschehen war. Conans Argwohn schwand. »Gut für Euch, Mädchen«, brummte er. »Ihr gleicht im Herzen Bêlit.«
    Dem vierten entrang sich ein würgender Laut. Die anderen wandten sich ihm zu. Der große stämmige Shemit hatte sich abseits gehalten. Die gebeugten Schultern und die tiefen Runen seines auf grausamste Weise mißhandelten Gesichts sprachen von Leid und Schmerz. »Wer seid Ihr?« fragte Conan.
    »Ich bin niemand, nichts«, war die gemurmelte Antwort. Abrupt hoben sich die gesenkten Augen, um denen des Cimmeriers zu begegnen. »Hörte ich Euch nicht, einen Namen erwähnen?«
    »Ja. Den der Korsarenkönigin der Schwarzen Küste, Bêlit ...«
    Conan konnte nicht weitersprechen. Der Fremde stolperte auf ihn zu und klammerte beide Hände schmerzhaft um des Barbaren Arm. »Sie lebt? Wie geht es ihr?« flüsterte er heiser.
    »Gut«, antwortete Conan. »Sie hat eine Galeere mit Suba-Besatzung und jagt und plündert Schiffe, um Rache ...« Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte ihn. »Wer seid Ihr?«
    Der Shemit gab seinen Arm frei. »Ich war Jehanan, ihr Bruder.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. Schluchzen schüttelte ihn.
    »Jehanan!« Conan kauerte sich neben den Weinenden, umarmte ihn und sagte schnell: »Hört, ich bin Bêlits Liebster. Wir waren unvorstellbar glücklich, bis ich mit einem falschen Versprechen, daß ich Euch, Jehanan, befreien und zu ihr bringen könnte, an Land gelockt wurde. Bei der Lanze Croms! Das werde ich auch noch tun!«
    »Nein, nein! Sie würde nicht sehen wollen, was aus mir geworden ist!«
    »Was bedeuten schon ein paar Narben?«
    »In mir, in diesen Körperteilen ...« Er tupfte kurz auf sein Gesicht, die linke Schulter und die Rippen. »... steckt nie endender Schmerz. Trotzdem kann ich mich bewegen, kann arbeiten, ja auch kämpfen. Aber es entmannt mich, und der Schlaf kommt nur mit völliger Erschöpfung.«
    Conan starrte ihn mit entsetztem Blick an. Er ließ ihn los und erhob sich mit erbleichendem Gesicht, heftig atmend und unwillkürlich zitternd. Falco erkannte seine Verfassung und zog Daris hastig zur Seite. Plötzlich stieß Conan ein Löwengebrüll aus, das ohrenbetäubend von den Wänden widerhallte. Er packte einen schweren Tisch und zerschmetterte ihn zu Kleinholz.
    Dann erst war er wieder Worte fähig. »Dafür werden sie bezahlen – eine Sühne werden sie bezahlen, wie die Welt sie noch nicht kannte.« In raubtierhafter Haltung schritt er im Gemach hin und her.

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