Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
seltsamen Lauten saugte sein Gehirn auf. Nur dumpf war ihm bewußt, daß er wie gelähmt stand, aber er fiel nicht.
Nach einer Zeitspanne, die nicht wirklich war, erlosch das blendende Licht, die leiernde Stimme verklang, und er vernahm deutlich die Worte: »Conan, erwacht!« Seine Sinne kehrten abrupt zurück. Er stolperte rückwärts, fort von der Fremden. »Was habt Ihr mir mit Eurer Hexerei angetan?« krächzte er.
Wieder lächelte sie und breitete die Arme in einer segnenden Geste aus. »Nichts, was Euch schaden könnte, Conan, im Gegenteil, denn ich bin Euch wohlgesinnt.«
»Warum habt Ihr dann – das getan?«
Sie lachte klingend wie Glöckchen. »Welche Zunge sprechen wir denn?«
»Nun – es ...« Plötzlich wurde es Conan bewußt, und er starrte sie mit weitaufgerissenen Augen an. »Stygisch!«
Sie nickte. »Richtig. Ich bin zwar des Shemitischen mächtig, genau wie vieler anderer Zungen, doch ich dachte, es würde Euch von Nutzen sein, die Sprache der Menschen hier zu beherrschen. Mein Zauber lehrte sie Euch in wenigen Herzschlägen.«
Er schüttelte den Kopf, um die Verblüffung abzuschütteln. »Wirklich?« murmelte er und versuchte aufs Geratewohl ein paar Worte: »Mann, Frau, Schwert, Schiff, Pferd, Schlacht ...«
Sie seufzte. »Tut mir leid, ich übersah, Euch von Eurem cimmerischen Akzent zu befreien. Aber was soll's? Er klingt männlich, aufregend.« Sie näherte sich ihm. »Wollen wir uns nicht setzen und uns bei einem Glas Wein unterhalten?«
Er faßte sich und unterdrückte sein heimliches Grauen vor allem, was mit Hexerei zu tun hatte. Tatsächlich genoß er die Anwesenheit dieser Frau. Bêlit, ja und auch Daris, waren von irdischerer, gesünderer Schönheit, aber diese exotische Blume weckte Träume – halt! Das waren Träume, die er besser gar nicht erst aufkommen lassen sollte – wenn er es vermeiden konnte. »Wer seid Ihr?« fragte er.
»Nehekba, die Hohepriesterin Derketas hier in Khemi«, antwortete sie. »Und wie ich bereits sagte, bin ich Euch wohlgesinnt.«
Wenn das stimmte, wäre sie eine mächtige Verbündete. Er verehrte ihre Gottheit nicht, doch ekelte es ihn vor ihr auch nicht wie vor Set. Die Göttin der Liebe und des Todes hatte viele Anhänger, selbst weit außerhalb Stygiens. Sogar Bêlit rief sie manchmal an.
Nehekba streckte ihm die Hand entgegen. Er nahm sie in seine riesige Pranke, dann hob er sie verlegen, sich leicht darüber neigend, an die Lippen und küßte sie. Ihre Haut war wie Seide. Als er sich wieder aufrichtete, schenkte sie ihm ein Lächeln, das gleichzeitig strahlend und verlockend war.
»Ich hole den Wein«, sagte er mit dicker Stimme und trat an das Tischchen, wo außer der Weinkaraffe auch mehrere Gläser standen für die verschiedenen Getränke – Wasser, Bier und Milch –, die man ihm täglich brachte. Er füllte zwei der Gläser und trug sie zu Nehekba, die sich auf seiner Ottomane niedergelassen und sich als Rückenlehne ein Kissen genommen hatte. Sie nahm ihm ein Glas ab, hob es und sagte mit fast singender Stimme: »Auf Euer Glück, Conan, und darauf, daß ich Euch helfen kann, es wiederzugewinnen.«
»Danke«, murmelte er gedehnt.
»Wollt Ihr nicht auf mich trinken – nein, auf uns?«
Ohne einen Toast auszubringen, nahm er einen Schluck und sagte schließlich: »Ihr wißt sicher, daß ich völlig im dunkeln tappe. Weshalb bin ich hier? Und warum seid Ihr zu mir gekommen? Was geht eigentlich vor?«
»Ihr habt doch heute gewiß einiges von Euren Mitgefangenen erfahren?« stellte sie die Gegenfrage. »Ich setzte mich dafür ein, daß Tothapis euch diese gemeinsamen Stunden gewährte.«
Allerdings hatte er einiges erfahren, und er erfuhr jetzt noch mehr. »Wir unterhielten uns«, antwortete er und wählte jedes Wort bedachtsam. »Einer von uns glaubt zu wissen, weshalb er hier in so komfortabler Haft ist, statt im Kerker zu schmachten oder gar im Grab zu vermodern: der junge Falco, der ebenfalls Damenbesuch erhielt.«
Nehekba nickte. Licht schimmerte auf ihrem Haar. »O ja, Senufer. Sie ist eine Edelfrau, die der Sache des Friedens dient, genau wie ich.«
»Und dem angenehmen Zeitvertreib, wie ich hörte«, fügte Conan unverblümt hinzu.
Die vollen Lippen lächelten. »Warum auch nicht? Schadet es jemandem? Sie ist eine reiche Wittib und kann tun und lassen, was sie will, solange sie diskret vorgeht. Außerdem wollen wir tatsächlich in engem Kontakt mit Falco bleiben. Die Zeit mag kommen, da sich seine Beziehungen in Ophir von
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