Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
und die Stygier waren ihrer Priesterschaft absolut gehorsam. Hätten sich die Zauberer tatsächlich Sorgen um ihr Fahrzeug gemacht, würden sie den Weg durch Flammen, Schlangen oder etwas ähnlich Tödliches geschützt haben. Daran mußte er glauben und ansonsten – Mitra vertrauen.
Nun führte er seinen kleinen Trupp südwärts, weil sie es nicht wagen konnten, das Hafengebiet zu durchqueren. Die verschlossenen Tore und der Bann auf dem Landverkehr müßten ihnen helfen, unentdeckt zu bleiben, wenn sie sich dicht an den Fuß der Mauer hielten, während sie den Umweg um die drei befestigten Seiten machten. Zwar war der Mond zu hell für seinen Geschmack, aber die Schatten, die er westwärts warf, würden ihnen zumindest hier nutzen.
Etwa in der Mitte der ersten Mauer war das Fallgatter vor dem Tor heruntergelassen. Conan erwartete nicht, daß dort nach Einbruch der Dunkelheit noch Posten stünden. Sie würden sicher oben in den Türmen, links und rechts des Tores, Wache halten, und wenn sie überhaupt irgend etwas außerhalb beobachteten, dann am ehesten den Horizont. Trotzdem ermahnte er seine Gefährten zu doppelter Vorsicht, als sie am Fallgatter entlangschlichen.
Ein Zischen ließ ihn zusammenzucken. Der Mondschein glitzerte auf den Schuppen einer riesigen Schlange, die sich zwischen den Gitterstäben hindurchwand. Mit aufgerissenem Rachen, die Zunge vor und zurück schnellend, glitt sie auf ihn zu. In einem mannshoch erhobenen Schädel glimmten lidlose Augen.
Jehanan zog seine Klinge. Daris wisperte erschrocken: »Einer von Sets Pythons, der des Nachts auf Beutefang geht. Wir können schneller laufen, als er kriechen kann.«
»Nein, zu euren beiden Vorhaben«, flüsterte Conan zurück. »Sowohl auf die eine, als auch die andere Weise würden wir zuviel Lärm verursachen. Drückt euch an die Wand und verhaltet euch völlig ruhig!«
Er selbst blieb ebenfalls reglos stehen wie ein Stygier, der ergeben hinnimmt, daß er gewürgt und verschlungen würde. Wieder zischte die Schlange und kroch näher, und plötzlich warf sie sich blitzschnell vorwärts, um ihre Fänge in ihn zu stoßen und sich um ihn zu wickeln.
Conans Faust traf mitten in der Luft den Pythonschädel unmittelbar über den Kiefern. Der Aufprall war kaum zu hören, aber der Schmerz für die Schlange an dieser empfindlichen Stelle groß. Zu Serpentinen gekrümmt wich sie zurück. Aber die Hoffnung, daß sie nun fliehen würde, schwand, denn im Herumwinden erspähte sie Daris. Der mannsdicke Leib glitt auf sie zu.
Conan sprang. Er warf sich auf den kalten Nacken – die einzige Stelle, wo keine zermalmende Windung des Pythons ihn erreichen konnte. Seine Beine umklammerten das Reptil. Mit den Händen faßte er den Unterkiefer und drückte es nach unten. Die Schlange peitschte wild um sich, aber das Ganze ging lautlos vor sich.
Jetzt war ein leises Knacken zu hören. Conan hatte den vorderen Teil der Kinnlade losgerissen. Noch fester umklammerten seine Beine den immer heftiger peitschenden Körper, während er die blutende Kinnlade über den Oberkiefer hochzerrte. Mit aller Kraft hieb er die Zähne der Schlange in ihren eigenen Schädel. Der Hieb stieß sie durch Schuppen und Knochen ins Reptilgehirn.
Mit knapper Not entging er dem sich immer noch windenden Leib, als er sich vom Nacken warf. Er schlug auf, rollte sich herum und sprang heftig atmend auf die Füße. Mochte doch das tote Riesenreptil bis zum Morgengrauen um sich schlagen – wenn das stimmte, was er über Schlangen gehört hatte. Die Wachen, die es sahen, würden bestimmt nicht herunterkommen, um nachzusehen, weshalb der Python es tat.
Conan kam wieder zu Atem und schlich an der Mauer entlang weiter. Die anderen drängten sich um ihn. Finger und Augen erkundigten sich stumm und besorgt, wie es ihm ging. Als Antwort nickte er nur kurz beruhigend und schritt lautlos schneller voran. Und so umrundeten sie die Südostecke, die Südmauer, die Südwestecke und kamen nordwärts.
Schatten hüllten die Westseite Khemis bis zum Ackerland ein, das sich grauweiß im Mondlicht erstreckte. Der Bootskanal lag näher als die Felder. Conan vermied es, auf den beleuchteten Boden zu blicken, um seine Augen der nächtlichen Dunkelheit anzupassen und dadurch seinen Blick zu schärfen. Er spähte hinunter auf den tief eingeschnittenen Kanal. Wie mattes Silber ruhte sein Wasser im Sternenlicht. An seinem Ende lag der Kai mit einem Dach auf schrägen Stützen. Nur die Umrisse vermochte er zu erkennen,
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt