Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
lösten sich, und als sie in die Tiefe rollten, klang es wie das Rasseln trockener Gebeine. Conan kämpfte gegen einen Schauder an. Am Fuß des Hanges angekommen, suchte Jehanan zwischen den verstreuten Steinblöcken herum und verschwand plötzlich. Gleich darauf tauchte sein Kopf wieder auf, und er winkte seinen Freunden zu. Als sie ihn erreichten, sahen sie ein längliches Bauwerk aus behauenen Steinblöcken vor sich. Sein Eingang gähnte schwarz. Conan biß die Zähne aufeinander und kroch mit den anderen in die uralte Gruft.
Nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit hier gewöhnt hatten, sah er Jehanan, der »kommt zu mir« flüsternd als schwarzer Klecks erkennbar war. Bei ihm angekommen, verriet ihm sein Tastsinn mehr als sein Blick, daß er in einem deckellosen Sarkophag stand, der gewiß schon vor endloser Zeit ausgeplündert worden war.
Sie kletterten zu dem Shemiten hinein und mußten sich eng zusammenkauern, um Platz zu finden. Der Barbar spürte etwas Hartes gegen seinen Rücken drücken. Seine Finger fuhren einer Rundung nach, stießen auf kleine Öffnungen und zweifellos Zähne: ein menschlicher Totenschädel. Der des Mannes, den man vor uralter Zeit in diesen Sarkophag gelegt hatte? Wohl kaum. An diesem hingen noch Fleischfetzen. Irgendeine Kreatur hatte ihn vermutlich aus einem neueren Grab hierhergebracht, um ihn in Ruhe abzunagen. Mensch oder Tier?
Suchrufe hallten hin und her, Stapfen, Scharren, Knirschen unzähliger Füße waren zu hören. Die Stygier waren also bereits hier angelangt. Conan schob alle Furcht vor dem Übernatürlichen zur Seite und schätzte ihre Lage ein. Jehanans Schwert und Daris' Gürtel waren ihnen als einzige Waffen geblieben, aber die Gruft war gut zu verteidigen und es lagen genügend Steine aller Größen herum, die sie zum Werfen oder Schmettern benutzen konnten.
Die Schritte zogen sich zurück, die Rufe verstummten allmählich. Sehr sorgfältig hatten die Soldaten nicht gesucht. Das Mondlicht und die tiefen Schatten in dieser steinigen Wildnis verhinderten eine gute Sicht, aber bestimmt waren sie hauptsächlich deshalb so schnell wieder abgezogen, weil sie sich hier zu unbehaglich fühlten.
Nach einer Weile, als es still blieb, sagte Jehanan. »Wir brechen wieder auf. Wenn wir ganz leise sind und uns im Schatten halten, werden sie uns nicht sehen. Bei Sonnenaufgang kommen sie gewiß mit Verstärkung wieder, nehme ich an, aber bis dahin haben wir ein Versteck erreicht, wo sie uns wochenlang nicht finden werden.«
»Wochenlang? Ohne Wasser?« gab Conan zu bedenken.
»Wenn wir bis morgen nacht noch in Freiheit sind, führe ich euch ins Hinterland«, versprach der Shemit. »Dann kannst du uns zu deinem Boot bringen, Conan.«
11. Sets Flügelboot
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SETS FLÜGELBOOT
Ihr Versteck war eine Nische oder vielmehr eine nicht sehr tiefe Höhle unweit vom oberen Rand einer Klippe, von unten durch ein Felssims sichtgeschützt. Der Sand, den der Wind im Lauf der Zeit in den Spalt geblasen hatte, machte eine einigermaßen weiche Lagerstatt auf dem ansonsten harten Boden. Im Lauf der Nacht wurde es immer kühler, so kauerten sich die Freunde wärmesuchend enger aneinander. Keinem von ihnen war ein ruhiger Schlaf beschieden. Ihre Alpträume wechselten einander ab, sie stöhnten, ächzten, schlugen um sich und rollten sich herum. Sie waren alle froh, als der Morgen zu dämmern begann.
Conan war als erster völlig wach geworden. Sanft befreite er sich aus Daris' Armen, die sie in ihrem Schlummer um ihn gelegt hatte, und schlich sich hinaus ins Freie. Auf dem Sims legte er sich auf den Bauch und spähte vorsichtig über den Rand. Die Sonne, die über dem Fluß aufging, färbte Styx und Osthimmel silbern. Das Schwarze Khemi und die von hier aus stumpfgrau wirkende Große Pyramide hoben sich von dem Blau im Westen ab. Unter ihm war die Kalksteinwildnis blaßgelb und stellenweise mit Purpurschatten überzogen. Soldaten kletterten dort auf der Suche nach ihnen ameisenklein herum, und obwohl sie sich bestimmt nicht schweigend verhielten, drang kein Laut von ihnen bis hier herauf. Immer öfter brachen sich die ersten Sonnenstrahlen auf dem Metall ihrer Waffen und Rüstungen.
Der Cimmerier atmete tief ein, und allmählich verblaßte die Erinnerung an die Alpträume. Was immer sie hervorgerufen hatte war in die Grüfte zurückgekehrt. Er und seine Freunde konnten sich den ganzen Tag über ungestört ausruhen und trotz Hunger und Durst ihre Kräfte wiedergewinnen. Zwar
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