Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
Graubärtigen in weiter, ophireanischer Bluse und bauschigen Beinkleidern. Lord Zarus, zweifellos, gar nicht so viele Ellen entfernt, aber für sie hätte er im Augenblick genauso gut auf dem Mond sein können.
Der Cimmerier war überzeugt, daß sein Ende kurz bevorstand. Aber er hatte seine zwei Dutzend Jahre genossen und mehr erlebt als andere in einem ganzen Jahrhundert. Jetzt wollte er nur noch so viele Stygier mit sich in den Tod nehmen, daß die Überlebenden nie wieder ruhig schlafen würden. Und er beabsichtigte, dafür zu sorgen, daß man ihn und seine Gefährten nicht wieder zu den Zauberern brachte, sondern daß sie eines sauberen Todes hier starben.
Der Offizier kam näher, um seinen Trupp anzufeuern. Conan konnte ihn ganz deutlich sehen. Er hieb noch heftiger um sich, in der Hoffnung, zu ihm vorzudringen und seinen Schädel zu spalten. Doch die Stygier drängten sich selbst für seine Bärenkräfte zu eng um sie.
Plötzlich schrie Jehanan: »Ramwas!« Es klang wie das Heulen eines blutdürstigen Wolfes. »Ramwas! Ramwas!«
Da wurde der Shemit zum Berserker. Während er zuvor auf seine Freunde rücksichtnehmend gekämpft und immer darauf geachtet hatte, ihnen zu helfen, ließ er jetzt alle Vorsicht außer acht. Sein Schild wurde zur Angriffswaffe, mit der er hieb und schmetterte, und sein Schwert zuckte schneller als der Blitz. Er schien die Wunden, die er dabei selbst abbekam, überhaupt nicht zu spüren, und sie bluteten erstaunlicherweise nur leicht, obgleich manche sehr tief waren. Sein Gesicht war eine Gorgonenmaske, vor dem die Stygier erschreckt zurückwichen. Wild um sich hauend und was in seinen Weg fiel zertrampelnd, brach er durch das Gemenge. Tote und Verwundete blieben – in diesen wenigen Herzschlägen fürchterlich verstümmelt – hinter ihm zurück.
»Ramwas, erinnerst du dich?« brüllte er und hatte den Offizier auch schon erreicht. Mit dem Schild schlug er ihm das Schwert aus der Hand, daß es in hohem Bogen durch die Luft flog, und seine eigene Klinge stach durch den Bauch des Edelmanns. Heulend hob Jehanan den Aufgespießten über den Kopf und schmetterte ihn gegen eine Hauswand. Der Schädel barst.
Mit eisigem Schauder hatte Conan sich erinnert, wer Ramwas war. Gleichzeitig sah er einen Weg aus der Falle. Die meisten Soldaten waren in der Verwirrung zurückgeschrocken. Mit Daris an der Seite stürmte er vorwärts. Zwei, die sich ihnen entgegenstellen wollten, lagen in genauso vielen Schlägen am Boden.
Sie erreichten Jehanan. Seine Augen wirkten wieder lebendig, doch jetzt brachen seine Wunden offenbar erst richtig auf und bluteten heftig. Er hatte eine schlimme Bauchverletzung.
»Eilt!« krächzte er. Er deutete auf den nächsten Weg zwischen den Häusern. »Ich kann sie kurz aufhalten – jetzt noch.«
»Nein, Bêlits Bruder, wir kämpfen zusammen«, weigerte sich Conan.
Der Shemit blickte ihn fest an. »Ich habe nicht mehr lange zu leben. Laß mich – für sie sterben. Wenn es dir – gelingt, zu ihr – zurückzukehren – sag ihr – ich liebte sie.«
Conan umklammerte die Hand mit dem bluttriefenden Schwert. »Mehr werde ich ihr sagen«, versprach er. »Daß du als freier Mann gefallen bist.«
»Ja, aus diesem – Leib befreit, daß meine – Seele zu – Ischtar schwebe. Lebe wohl – mein Bruder.«
Während sie diese Worte wechselten, waren die Soldaten, von denen mehr als die Hälfte tot oder kampfunfähig waren, im Schock erstarrt oder benommen herumgetorkelt. Doch jetzt riß einer, vermutlich ein Unteroffizier, das Kommando an sich. Er brüllte auf sie ein, schüttelte sie oder schlug ihnen ins Gesicht, und formierte sie schließlich.
Conan führte Daris, der die Tränen durch Schmutz und Schweiß über die Wangen rannen, in die Gasse. Jehanan stellte sich mit gespreizten Beinen in ihren Eingang. »Kommt, ihr Hunde!« höhnte er. »Wir machen Rattenfutter aus euch. Oder haltet ihr vielleicht drei gegen euch für eine zu große Übermacht? Nun, dann wird einer nach dem anderen von uns gegen euch kämpfen.« Er versuchte den Eindruck zu erwecken, daß seine Gefährten bei ihm blieben, damit die Stygier ihnen nicht durch andere Durchgänge den Weg abschnitten. Außerdem erinnerte er sie daran, daß sie ja den Auftrag hatten, sie möglichst lebend zu fassen, damit sie nicht auf den Gedanken kämen, ihn mit einem Armbrustbolzen schnell zu erledigen.
Conan und Daris hörten noch, während sie den Durchgang hochliefen, wie Jehanan in seiner Muttersprache rief:
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