Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
das Kurzschwert. »Ischtar«, betete er in seiner Muttersprache. »Laß mich tapfer sterben und führe mich heim zu dir. Nimm mir die Schmerzen, damit ich dir getreulich dienen kann.«
Conan holte die Streitaxt hervor, die er sich unter den Waffen an Bord ausgewählt hatte. Sie war aus Taia, hatte einen geraden Schaft, und ihre scharf geschliffene Klinge lief in einer langen Spitze aus. Trotz ihres Gewichts war sie ungemein handlich. Die Erkenntnis, daß ihr Spiel verloren war, daß er Bêlit nie wieder in die Arme schließen konnte, würgte ihn – und daß die tapfere Daris neben ihm sterben mußte, im Notfall durch seine Hand, falls ihr Gefangennahme drohte. Doch dann war er wieder Krieger und kannte keinen anderen Gedanken mehr als den an den Kampf. Mit einem raschen Blick schätzte er ihre Lage ein. Die Stygier hatten sie zwischen den beiden langen Häuserfronten eingekesselt. Etwa dreißig Gegner standen ihnen gegenüber, viele trugen Armbrüste, die anderen Klingen und Schilde. Hinter den östlichen Reihen brüllte ihr Führer seine Befehle. Er war ein stämmiger grauhaariger Mann in einer einfachen Tunika, bewaffnet mit einem Schwert.
»Wir stürmen auf ihren Offizier zu«, schlug Conan vor, »und versuchen uns einen Weg hindurchzuhauen. Sobald wir in Feindberührung sind, kämpfen wir Rücken an Rücken.«
In Daris' Rechter schimmerte ein langer Dolch, in ihrer Linken hielt sie den Gürtel aus Khemi. »Wenn mein Vater wüßte, neben wem ich kämpfe«, sagte sie leise, »wäre er genauso stolz wie ich.«
13. Tod und Ehre
13
TOD UND EHRE
Conan und seine Freunde griffen an. Sie stürmten nicht nebeneinander vor, sondern rannten getrennt, immer wieder Haken schlagend. Armbrustbolzen sirrten, doch so flinke und unberechenbare Ziele konnten sie nicht treffen. Ehe die Schützen neu zu laden vermochten, hatte Conan die Schwertkämpfer erreicht.
Conan, der große Erfahrung im Umgang mit der Streitaxt hatte, hatte die Linke nahe dem Ende um den Schaft gelegt und die Rechte etwa in der Mitte. Der Stygier ihm gegenüber stach um den Schildrand herum nach ihm. Der Axtstiel schmetterte die Schwertspitze nach unten, und sofort riß Conan seine Waffe schräg über die rechte Schulter, und als sie zum Hieb zurückschwang, verlagerte er seinen Griff um die Schaftmitte, wo er ihm die beste Kontrolle gegeben hatte, zur anderen Hand hinunter, um Hebel- und Schwungkraft am wirkungsvollsten nutzen zu können. Der Stygier hob abwehrend den Schild. Die ganze gewaltige Kraft des Cimmeriers steckte in dem Hieb. Metall dröhnte, der Schild verbog sich und hing von einem gebrochenen Arm. Der Stygier taumelte zurück.
Conan riß die Axt nach rechts, und ihre scharfe Spitze bohrte sich in den ungeschützten Oberschenkel des Gegners auf dieser Seite. Die Wunde war nicht tödlich, aber Schmerz und Schock machten den Mann, jedenfalls im Augenblick, kampfunfähig. Und schon nahm Conan sich den Stygier zu seiner Linken vor. Wieder parierte er einen Schwerthieb mit dem Beilschaft, dann drehte er ihn noch im Schwung und schob ihn unter den Schild dieses Mannes, seine Kraft zwang es zur Seite, und die Axt schmetterte in das jetzt ungedeckte Knie. Der Stygier schrie und sank auf das Pflaster. Conan wirbelte die Axt hoch und hinunter auf den Helm des Mannes mit der Oberschenkelwunde. Halbbetäubt stürzte jetzt auch dieser zu Boden.
Und nun waren Daris und Jehanan an des Cimmeriers Seite. Der Gürtel schnalzte auf die Hand eines Soldaten hinunter. Die Schnalle schlug so schwer auf, daß er seine Waffe fallen ließ. Jehanan suchte kurz Schutz bei Conan, bis er diesen Soldaten getötet und sich seinen Schild angeeignet hatte, dann blockierte er seinerseits einen Angriff gegen den Cimmerier.
Zwar war ihre Reihe jetzt gebrochen, aber die Stygier waren gut ausgebildete und tapfere Kämpfer. Die an den Flanken eilten nun zu dem Handgemenge in der Mitte. Die drei Gefährten waren eingekreist, ehe sie eine Chance hatten weiterzustürmen. Die zweite Reihe der Soldaten eilte herbei und warf sich ebenfalls in den Kampf.
Rücken an Rücken standen die drei. Conans Axt dröhnte, Jehanans Schwert hieb und stach, Daris' Gürtel schnalzte, und ihr Dolch stieß immer wieder blitzschnell zu. Männer schrien, Eisen klirrte. Die Anwohner blickten mit schreckgeweiteten Augen aus den Fenstern, und vor den Türen hatten sich Menschen gesammelt. Über die Köpfe seiner Feinde hinweg sah Conan unmittelbar unter dem goldenen Löwenschild einen
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