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Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Rasse war er dunkelhäutig, und aus dem schmalen, an einen Raubvogel gemahnenden Gesicht blitzten scharfe, schwarze Augen. Seine langen schlanken Finger waren so schnell und feinfühlig wie die Schwingen eines Falters. Von einem goldschuppigen Gürtel hing ein schmales Kurzschwert mit juwelenbestecktem Griff in einer kunstvoll verzierten Lederscheide. Shevatas behandelte die Waffe mit scheinbar übertriebener Vorsicht. Er schien sogar vor der Berührung ihrer Hülle mit seinem nackten Schenkel zurückzuschrecken. Aber seine Vorsicht war nicht unbegründet.
    Er war Shevatas, ein Dieb unter Dieben, dessen Namen man in den Lasterhöhlen der Keule und den finsteren Gewölben unter den Tempeln Bels voll Bewunderung sprach, und der wohl noch in tausend Jahren in Liedern besungen und Legenden verehrt werden würde. Doch jetzt nagte die Furcht an seinem Herzen, als er vor der Elfenbeinkuppel von Kuthchemes stand. Jeder Dummkopf konnte sehen, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Wind und Sonne von dreitausend Jahren hatte dieses Bauwerk über sich ergehen lassen, und doch glänzte und funkelte sein Gold und Elfenbein wie am Tag, da unbekannte Hände es am Ufer des namenlosen Flusses errichteten.
    Dazu kam noch die Aura, die von diesen, von Dämonen heimgesuchten Ruinen ausging. Die Wüste war eine geheimnisvolle Ebene im Südosten der shemitischen Lande. Ein Kamel würde seinen Reiter in drei Tagen in Südwestrichtung zum Styxfluß bringen, wo er plötzlich im rechten Winkel von seinem bisherigen Verlauf abbog, um westwärts weiterzufließen, der fernen See entgegen. An der Spitze dieser Biegung begann das Land Stygien, die dunkelbusige Geliebte des Südens, deren von dem mächtigen Fluß bewässertes Reich steil aus der umliegenden Wüste aufstrebte.
    Im Osten, das wußte Shevatas, ging die Wüste in das Steppenland über, das bis zum hyrkanischen Königreich Turan mit seiner barbarischen Pracht, an der Küste des riesigen Binnenmeers, reichte. Im Norden, etwa einen Siebentageritt entfernt, endete die Wüste an kahlen Bergen, auf deren anderer Seite das fruchtbare Hochland begann, das südlichste Gebiet der hyborischen Rasse. Im Westen verlief die Wüste in das saftige Weideland von Shem, das sich bis zum Ozean erstreckte.
    All das wußte Shevatas, ohne sich dieses Wissens direkt bewußt zu sein, eben so, wie man die Straßen seiner Heimatstadt kennt. Er war ein weitgereister Mann und hatte die Schätze vieler Königreiche geplündert. Doch jetzt, angesichts des größten Schatzes überhaupt und seines vielleicht gefährlichsten Abenteuers, zögerte er, und ein Schauder rann ihm über den Rücken.
    In dieser Elfenbeinkuppel ruhten die Gebeine Thugra Khotans, des Schwarzen Magiers, der vor dreitausend Jahren über Kuthchemes geherrscht hatte, als die Königreiche Stygien und Acheron bis zum großen Fluß reichten, über die Wiesen Shems und hinauf zum Hochland. Doch dann begann die Völkerwanderung der Hyborier südwärts aus der Wiege ihrer Rasse nahe dem Nordpol. Es war eine ungeheuerliche Wanderung, die viele Jahrhunderte dauerte. Und während der Herrschaft Thugra Khotans, des letzten Magiers von Kuthchemes, ritten grauäugige Barbaren mit hellbraunem Haar, in Wolfsfellen und Kettenrüstung, aus dem Norden in das fruchtbare Hochland, um mit ihren Eisenschwertern das Königreich Koth zu errichten. Wie eine Flutwelle waren sie über Kuthchemes gebrandet, hatten die Marmortürme in Blut gebadet, und das Königreich Acheron war in Schutt und Asche versunken.
    Während sie in den Straßen dieser Stadt ihr blutiges Unwesen trieben und die Bogenschützen Thugra Khotans wie reifes Korn niedermähten, schluckte der Herrscher ein fremdartiges, schreckliches Gift. Seine Priester in ihren gespenstischen Masken hatten ihn daraufhin in die Grabkammer gebracht, die er selbst vorbereitet hatte. Seine Untertanen starben um dieses Grabgewölbe in einem roten Schwertersturm, aber den Barbaren gelang es nicht, die Tür einzubrechen, weder durch Rammböcke, noch durch Feuer.
    So ritten sie schließlich weiter und ließen die Stadt in Trümmern zurück. Nur die Elfenbeinkuppel, das Grabgewölbe des großen Thugra Khotans, blieb unberührt und schlief durch die Jahrhunderte, während die Sandechsen sich an den zerfallenden Säulen sonnten, und der Fluß, der dieses Land bewässert hatte, im Sand versickerte und austrocknete.
    Viele Diebe versuchten den Schatz an sich zu bringen, der nach den Legenden um die morschen Gebeine im

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