Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Zahl, da die Reiterei als die einzige ehrenhafte Truppe galt. Sie, genau wie die Ritter, waren von altem kothischen Blut – Söhne verarmter Familien, die keine Zukunft hatten, und sich weder Pferde noch Rüstung leisten konnten. Auch sie waren fünfhundert an der Zahl.
Die Söldner bildeten die Nachhut – tausend Reiter und zweitausend Speerträger. Die großen Pferde der Kavallerie wirkten so hart und wild wie ihre Reiter, und sie tänzelten und kurbettierten nicht wie die Rosse der Ritter. Grimmig sahen sie aus, diese Berufskämpfer, die allesamt Veteranen vieler blutiger Schlachten waren. Sie steckten von Kopf bis Fuß in Kettenrüstung und trugen ihre visierlosen Helme über Kettenhauben, die bis über die Schultern reichten. Ihre Schilde waren ohne jede Zier, ihre langen Lanzen ohne Banner. An ihren Sattelknäufen baumelten Streitäxte oder stählerne Streitkolben, und von der Seite eines jeden hing ein langes Breitschwert. Die Speerträger waren ähnlich bewaffnet, nur daß sie statt der Kavallerielanzen Piken trugen.
Es waren Männer verschiedenster Rassen. Hochgewachsene Hyperboreaner befanden sich unter ihnen, mager, grobknochig, mit langsamer Zunge und von aufbrausendem Wesen; braunhaarige Gundermänner aus den Bergen im Nordwesten; stolzaussehende corinthische Renegaten; dunkelhäutige Zingarier mit borstigem schwarzem Schnurrbart und feurigem Temperament; Aquilonier aus dem fernen Westen. Aber alle, außer den Zingariern waren Hyborier.
Ganz zuletzt kam ein Kamel mit prächtiger Schabracke, das ein Ritter auf einem gewaltigen Streitroß führte, und von einem Trupp ausgesuchter Kämpfer der Leibgarde begleitet wurde. Unter dem Seidenbaldachin des Sitzes war eine schlanke, seidengewandete Gestalt zu sehen, bei deren Anblick die Bevölkerung in einen Begeisterungstaumel ausbrach.
Conan, der Cimmerier, blickte in seiner Panzerrüstung beunruhigt und mißbilligend auf das prunkvolle Kamel, dann sprach er zu Amalric, der in seiner prächtigen Rüstung aus Kettenhemd, goldenem Brustpanzer und Helm mit Pferdeschweifkamm neben ihm ritt.
»Die Prinzessin bestand darauf mitzukommen. Sie ist zwar entschlossen, aber es mangelt ihr doch an Körperkraft. Wie dem auch sei, sie muß sich von diesen behindernden Gewändern trennen.«
Amalric verzog seinen gelben Schnurrbart, um ein Grinsen zu verbergen. Offenbar nahm Conan an, daß Yasmela vorhatte, sich einen Schwertgürtel umzuschnallen und höchstpersönlich an der Schlacht teilzunehmen, wie die Frauen der Barbaren es taten.
»Hyborische Frauen kämpfen nicht wie cimmerische, Conan«, erklärte er ihm. »Yasmela reitet lediglich mit, um die Schlacht zu beobachten. Außerdem«, er drehte sich im Sattel und senkte die Stimme, »nur zwischen Euch und mir, ich habe das Gefühl, daß die Prinzessin ganz einfach Angst hat, in der Stadt zu bleiben. Sie fürchtet sich vor etwas ...«
»Einem Aufruhr? Vielleicht sollten wir vorsichtshalber ein paar Bürger aufhängen, ehe wir aufbrechen ...«
»Nein, das ist es nicht. Eine ihrer Leibmägde konnte den Mund nicht halten – sie plapperte von Etwas, das des Nachts in den Palast dringt und Yasmela zu Tode erschreckt. Zweifellos eine von Natokhs Teufeleien. Conan, wir werden gegen mehr als nur Menschen aus Fleisch und Blut kämpfen müssen!«
»Jedenfalls ist es besser, dem Feind entgegenzuziehen, als auf ihn warten zu müssen.«
Er warf einen Blick auf die langen Wagenreihen mit dem Troß, dann nahm er die Zügel in seine eisenbehandschuhte Rechte und stieß aus reiner Gewohnheit den Kampfruf der Söldner aus: »Reiche Beute oder zur Hölle, Kameraden – vorwärts, marsch!«
Hinter dem langen Zug schloß sich das schwere Stadttor von Khoraja. Besorgte Blicke folgten ihnen von den Brustwehren. Die Khorajaner wußten nur zu gut, daß von dieser Armee ihr Leben abhing. Wenn sie geschlagen würde, war zu erwarten, daß Khoraja in Blut versank, denn die wilden Horden aus dem Süden kannten kein Erbarmen.
Den ganzen Tag marschierte und ritt die Kolonne durch hügeliges Weideland, durch das sich träg schmale Flüsse wälzten. Allmählich begann das Gelände anzusteigen. Vor ihnen lag eine niedrige Bergkette, die sich lückenlos vom östlichen zum westlichen Horizont erstreckte. In der Nacht lagerten sie auf den Nordhängen dieser Berge. Zu Dutzenden kamen die glutäugigen Männer der Bergstämme, mit den scharfgeschnittenen Zügen und Geiernasen an ihre Feuer, um das Neueste aus der geheimnisvollen Wüste zu berichten.
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