Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Staub des Bodens gekrochen war.
In seiner ausgestreckten Hand hielt er etwas Lebendes, das sich geifernd wand. Diesmal war es kein Trick. Thugra Khotan hatte einen schwarzen Skorpion von gut einem Fuß Länge umklammert – das tödlichste Tier der Wüste. Das Gift in seinem Stachel führte bei Mensch und Tier zum sofortigen Tod. Thugra Khotans an einen Totenschädel gemahnendes Gesicht verzog sich zu einem mumiengleichen Grinsen. Conan zögerte, dann warf er ohne Vorwarnung sein Schwert.
Es kam für den Zauberer unerwartet. Er hatte keine Zeit mehr auszuweichen. Die Schwertspitze drang unter dem Herzen in seinen Leib und ragte gleich darauf einen Fuß aus dem Rücken heraus. Er stürzte zu Boden und zerquetschte beim Aufprall das giftige Spinnentier in seiner Hand.
Conan eilte zum Altar und hob Yasmela mit seinen blutbedeckten Händen herab. Sie warf ihre weißen Arme heftig schluchzend um seinen Hals und klammerte sich an ihn.
»Croms Teufel, Mädchen«, brummte er. »Laßt mich los! Fünfzigtausend Mann sind heute gefallen, und es gibt viel für mich zu tun ...«
»Nein!« rief sie und klammerte sich in ihrer Angst nur noch fester an ihn. »Ich lasse dich nicht gehen. Ich bin dein durch Feuer und Stahl und Blut! Und du bist mein! Im Palast gehöre ich anderen – hier nur mir – und dir! Du wirst nicht gehen!«
Er zögerte. Sein Kopf wirbelte von der wilden Leidenschaft, die in ihm aufstieg. Das leuchtende, unirdische Glühen erhellte immer noch das Kuppelgemach und fiel gespenstisch auf das tote Gesicht Thugra Khotans, der sie freudlos anzugrinsen schien. Draußen in der Wüste und auf den Bergen im Meer der Toten lagen tapfere Männer im Sterben, während andere in ihren Schmerzen, ihrem Durst und ihrem Wahnsinn heulten, und Königreiche wankten. Doch die brennende Flut, die in seiner Seele aufstieg, als er den schimmernden weißen Leib heftig an sich drückte, schwemmte alle anderen Gedanken fort.
Schatten im Mondlicht
Schatten
im
Mondlicht
S CHATTEN IM M ONDLICHT
Robert E. Howard
Conans Stolz ließ es nicht zu, »Prinzgemahl« einer Frau zu sein, auch wenn sie noch so schön war. Nach der Befreiung ihres Bruders, des Königs (»SCHATTEN IN DER FINSTERNIS« im Band: CONAN, DER SCHWERTKÄMPFER), kehrt er nicht mit ihm nach Khoraja zurück, sondern besucht wieder einmal sein cimmerisches Heimatland und befriedigt seinen Rachedurst an seinen Erzfeinden, den Hyperboreanern.
Inzwischen ist Conan nahezu dreißig. Seine Blutsbrüder unter den Cimmerien und den AEsir haben sich längst Frauen genommen und Söhne gezeugt, von denen manche inzwischen so alt und fast so riesenhaft waren, wie Conan damals gewesen war, als er zum erstenmal in den rattenverseuchten Elendsvierteln von Zamora unterkroch. Seine Abenteuer als Pirat und Söldner haben jedoch sein Verlangen nach Schlachten und Plündern zu stark in ihm geweckt, als daß er ihrem Beispiel folgen könnte. Als Händler Nachrichten von neuen kriegerischen Auseinandersetzungen im Süden mit sich bringen, kehrt Conan in die hyborischen Königreiche zurück.
Ein Rebellenprinz von Koth beabsichtigt, Strabonus, den geizigen König dieses Landes, zu stürzen, und Conan verdingt sich im Söldnerheer des Prinzen. Bedauerlicherweise schließt der Prinz Frieden mit dem König und benötigt deshalb keine Söldnerarmee mehr. Diese Krieger, unter ihnen Conan, schließen sich zu einer unabhängigen Truppe zusammen, den Freien Getreuen, die auf eigene Faust im Grenzgebiet von Koth, Zamora und Turan Raubzüge unternehmen. Allmählich ziehen sie sich in die Steppen westlich der Vilayetsee zurück, wo sie sich einer wilden, Kozaki genannten Horde anschließen.
Conan kämpft sich bald zum Führer dieser gesetzlosen Bande hoch und brandschatzt die westliche Grenze des turanischen Reiches, bis König Yildiz, unter dem er früher diente, sich zu harten Vergeltungsmaßnahmen entschließt. Eine Streitmacht unter Shah Amurath lockt die Kozaki tief in turanisches Gebiet und metzelt sie in einer blutigen Schlacht am Ilbars nieder.
1
Ein Pferd brach durchs hohe Ried, stolperte und stürzte wiehernd. Von dem sterbenden Pferd erhob sich taumelnd ein schlankes Mädchen in Sandalen und mit gegürteter Tunika. Das dunkle Haar fiel über ihre weißen Schultern. Ihre Augen wirkten wie die eines gestellten Tieres. Sie schaute nicht auf den Dschungel von Schilfrohr, der die winzige Lichtung umgab, auch nicht auf das blaue Wasser, das hinter ihr an den
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