Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
keine Verderbtheit oder Schlechtigkeit.
»Wer bist du?« fragte sie. »Shah Amurath nannte dich einen Kozak. Gehörtest du zu dieser Horde?«
»Ich bin Conan, ein Cimmerier«, brummte er. »Ich war bei den Kozaki, wie die hyrkanischen Hunde uns nannten.«
Dunkel erinnerte sie sich, daß Cimmerien weit von hier im Nordwesten lag, jenseits der fernsten Grenzen der verschiedenen Königreiche ihrer Rasse.
»Ich bin eine Tochter des Königs von Ophir«, sagte sie. »Mein Vater verkaufte mich an einen Shemitenhäuptling, weil ich den kothischen Prinzen nicht heiraten wollte, wie man es von mir verlangte.«
Der Cimmerier pfiff überrascht durch die Zähne.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Ja, zivilisierte Menschen verkaufen manchmal ihre Kinder als Sklaven an Wilde. Sie nennen Menschen deiner Rasse Barbaren, Conan von Cimmerien.«
»Wir verkaufen unsere Kinder nicht!« knurrte er und schob sein Kinn vor.
»Nun, ich wurde jedenfalls verkauft. Aber der Wüstensohn behandelte mich gut. Er wollte sich das Wohlwollen Shah Amuraths sichern, und so machte er mich zu einem der Geschenke, die er nach Akif, der Stadt der Purpurgärten, brachte. Dann ...« Sie schauderte und barg das Gesicht in den Händen.
»Ich sollte jegliche Scham verloren haben«, murmelte sie. »Doch die Erinnerung brennt wie eine Peitschenhieb. Ich wohnte in Shah Amuraths Palast. Vor ein paar Wochen zog er mit seiner Streitmacht gegen eine Horde von Eindringlingen, die ihr Unwesen an Turans Grenze trieb. Als er gestern siegreich zurückkehrte, fand ihm zu Ehren ein großes Fest statt. Während des trunkenen Gelages ergab sich eine Gelegenheit zur Flucht für mich. Ich verließ die Stadt auf dem Rücken eines gestohlenen Pferdes und glaubte schon, entkommen zu sein, als ich feststellte, daß er mich verfolgte. Und heute gegen Mittag hatte er mich schon fast eingeholt. Ich war schneller als seine Männer, aber sein Pferd war noch flinker, und so bekam er mich wieder in seine Gewalt. Dann kamst du.«
»Ich hatte mich im Ried versteckt«, brummte der Barbar. »Ich war einer der gefürchteten Freien Getreuen, die entlang der Grenzen plündernd umherzogen. Fünftausend waren wir insgesamt, von Dutzenden verschiedener Stämme und Rassen. Ursprünglich hatten wir, das heißt die meisten von uns, in einer Söldnerarmee eines Rebellenprinzen in Ostkoth gedient, doch dann einigte der Prinz sich mit seinem verdammten Herrscher, und wir wurden nicht mehr gebraucht, was bedeutete, daß wir keinen Sold mehr erhielten. Also beschlossen wir, ohne Auftrag zusammenzubleiben, und plünderten gleichermaßen die Grenzgebiete von Koth, Zamora und Turan. Vor einer Woche gingen wir Shah Amurath mit fünfzehntausend Mann an den Ufern des Ilbars in die Falle. Mitra! Der Himmel war schwarz von Geiern. Als nach einem langen Tag ununterbrochenen Kampfes unsere Linien brachen, versuchten einige sich nach Norden, andere nach Westen durchzuschlagen. Ich bezweifle jedoch, daß viele lebend davonkamen. Fast Schulter an Schulter ritten Shah Amuraths Männer die Fliehenden nieder. Ich setzte mich ostwärts ab und erreichte schließlich den Rand der Marschen, die an diesen Teil der Vilayetsee grenzen.
Seither versteckte ich mich in den Sümpfen. Gestern noch trampelte ein Suchtrupp durchs Ried, um nach Flüchtigen wie mir Ausschau zu halten. Wie ein Wurm grub ich mich ein. Ich ernährte mich von Moschusratten, die ich mit den Händen fing und roh verschlang, weil ich nicht wagte, ein Feuer zu machen, um sie zu braten. Heute morgen stieß ich auf dieses Boot, das im Schilf versteckt lag. Ich hatte eigentlich nicht beabsichtigt gehabt, vor Anbruch der Nacht auf die See hinauszurudern, aber nun, nachdem ich Shah Amurath getötet habe, ist mir klar, daß seine eisengerüsteten Hunde in der Nähe sind.«
»Und wie soll es weitergehen?«
»Zweifellos wird man uns verfolgen. Selbst wenn sie die Spuren des Bootes nicht entdecken, die ich so gut wie möglich verwischte, werden sie, nachdem sie uns in den Marschen nicht finden, schließen, daß wir auf die See hinausflohen. Aber wir haben einen Vorsprung, und ich werde mich in die Riemen legen, bis wir einen sicheren Ort erreicht haben.«
»Und wo sollen wir einen solchen finden?« fragte sie hoffnungslos. »Die Vilayetsee ist nicht viel mehr als ein hyrkanischer Teich.«
»Es gibt so manche, die da anderer Meinung sind.« Conan grinste grimmig. »Vor allem die Sklaven, die von Galeeren entkamen und zu Piraten
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