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Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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denn nicht gesehen? Die Statuen – sie bewegten sich, hoben ihre Hände, und ihre Augen leuchteten in der Düsternis!«
    »Ich sah nichts«, antwortete Conan ein wenig beunruhigt. »Ich schlief fester als gewöhnlich, weil es so lange her ist, seit ich eine ganze Nacht durchschlummern konnte, trotzdem glaube ich nicht, daß irgend etwas die Halle hätte betreten können, ohne daß ich wach geworden wäre.«
    »Nichts trat ein.« Olivia lachte schrill. »Es war schon dort. O Mitra, wir legten uns zwischen ihnen zur Ruhe wie Schafe im Schlachthaus!«
    »Wovon sprichst du eigentlich?« fragte er. »Ich erwachte von deinem Schrei, doch ehe ich dazu kam, mich umzuschauen, sah ich dich durch den Spalt in der Wand hinauslaufen. Ich folgte dir sofort. Ich dachte, du hättest einen Alptraum gehabt.«
    »Den hatte ich auch!« Sie schauderte. »Aber die Wirklichkeit war viel schrecklicher. Hör zu!« Sie erzählte alles, was sie geträumt und gesehen zu haben glaubte.
    Conan lauschte aufmerksam. Er kannte die natürliche Skepsis des zivilisierten Menschen nicht. Zu seinem Glauben gehörten Ghuls, Kobolde und Zauberer. Nachdem das Mädchen geendet hatte, spielte er nachdenklich mit seinem Schwert.
    »Der Jüngling, den sie folterten, ähnelte also dem großen Mann, der auf sein Rufen kam?« fragte er schließlich.
    »Wie der Sohn dem Vater«, antwortete sie. Dann fügte sie zögernd hinzu: »Dieser Jüngling würde genau der Vorstellung entsprechen, wie man sie sich von einem Kind zwischen Mensch und Gott macht. Die alten Götter vereinten sich einst manchmal mit den Frauen Sterblicher, so zumindest berichten die Legenden.«
    »Welche Götter?« brummte Conan.
    »Die namenlosen, vergessenen. Wer weiß? Sie kehrten zurück in die stillen Wasser der Seen, die tiefen Herzen der Berge und zu den unendlichen Klüften zwischen den Sternen. Götter sind nicht beständiger als Menschen.«
    »Aber wenn diese Standbilder einst Menschen waren, die durch einen Gott oder Dämon in eiserne Statuen verwandelt wurden, wie können sie dann wieder zum Leben erwachen?«
    »Ein Zauber geht vom Mond aus. Solange er scheint, leben sie. Das jedenfalls glaube ich.«
    »Aber sie haben uns nicht verfolgt«, murmelte Conan und schaute zu der düsteren Ruine. »Vielleicht hast du doch nur geträumt, daß sie sich bewegten. Ich möchte gern zurückkehren und mich vergewissern.«
    »Nein! Nein!« schrie sie, und wieder klammerte sie sich heftig an ihn. »Vielleicht hält der Zauber sie in der Halle fest. Bitte kehr nicht dorthin zurück. Sie werden dich in tausend Stücke zerreißen! O Conan, steigen wir in unser Boot und rudern weit, weit fort von dieser schrecklichen Insel! Ganz sicher ist die Galeere inzwischen schon vorbeigesegelt. Komm! Gehen wir!«
    Ihr Flehen war so verzweifelt, daß es Conan beeindruckte. Seine Neugier, was die Statuen betraf, hielt sich die Waage mit seinem Aberglauben. Feinde aus Fleisch und Blut fürchtete er nicht, egal in welcher Übermacht sie waren, aber jegliche Andeutung von Übernatürlichem weckte all die undeutliche, intuitive Furcht, die tief verwurzelt im barbarischen Wesen war.
    Er nahm das Mädchen an der Hand. Sie stiegen den Hang hinunter, hinein in den dichten Wald, wo die Blätter rauschten und fremdartige Vögel schläfrig krächzten. Unter den Baumkronen breiteten sich die Schatten aus, und Conan machte einen Bogen um allzu eng beisammenstehende Bäume. Unentwegt huschte sein Blick von Seite zu Seite und häufig auch zu den Ästen über ihnen. Er schritt wachsam dahin, mit einem Arm so fest um die Taille des Mädchens, daß sie manchmal das Gefühl hatte, nicht zu gehen, sondern von ihm mitgeschleppt zu werden. Keiner von beiden sprach. Die einzigen Geräusche waren der stoßweise Atem Olivias und das leise Tappen ihrer kleinen Füße. So kamen sie durch das Wäldchen zum Rand des Wassers, das wie geschmolzenes Silber im Mondschein glänzte.
    »Wir hätten ein paar Früchte mitnehmen sollen«, brummte Conan. »Aber zweifellos finden wir noch andere Inseln. Besser, wir brechen gleich auf. Bis zum Morgen sind ohnedies nur noch eine paar Stunden ...«
    Abrupt brach er ab. Das Halteseil war zwar immer noch gut um die Baumwurzel vertäut, doch in seinem anderen Ende befanden sich lediglich noch zerschmetterte Holztrümmer, die zum Teil vom seichten Wasser überspült wurden.
    Ein würgender Schrei entrang sich Olivias Lippen. Conan wirbelte herum und wandte sich, drohend geduckt, den dichten Schatten des Waldes zu.

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