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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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ihr habt euch gegen mich gewandt, mich verächtlich gemacht, und das nicht nur einmal. Ständig widersetzte er sich meinen Wünschen. Aber ich werde trotzdem gnädig sein. Komm, hol dir das Fläschchen aus meiner Hand!«
    Zitternd vor Verlangen starrte sie Totrasmek an, aber sie befürchtete, er triebe nur seinen grausamen Scherz mit ihr. Wachsam näherte sie sich ihm, streckte eine Hand aus. Da lachte er herzlos und brachte das Fläschchen hinter seinem Rücken in Sicherheit. Während ihre Lippen sich öffneten, um ihn zu verfluchen, ließ ein Instinkt ihre Augen nach oben richten. Von der vergoldeten Zimmerdecke fielen vier jadefarbene Gefäße herab. Rasch wich sie ihnen aus, aber sie hätten sie nicht getroffen. Sie schlugen auf dem Boden auf und bildeten die vier Ecken eines Quadrats. Sie schrie gellend, als sie sah, daß aus jedem der zerschmetterten Gefäße eine Kobra den Kopf hob. Die Schlange, der sie am nächsten stand, ringelte sich auf ihre nackten Beine zu. Zabibi sprang zur Seite, doch brachte sie das in bedrohliche Nähe der zweiten Kobra. Und wieder mußte sie weghüpfen, um den zustoßenden Giftzähnen zu entgehen.
    Sie war in einer schrecklichen Falle gefangen. Alle vier Kobras wiegten sich und stießen nach ihren Füßen, Knöcheln, Waden, Knien, Oberschenkeln und Hüften, was immer ihnen am nächsten war. Und es war unmöglich, über die Schlangen zu springen oder zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen, um sich in Sicherheit zu bringen. So konnte sie sich nur drehen und zur Seite hüpfen. Sie verrenkte sich fast die Glieder, um ihnen zu entgehen. Doch jedesmal, wenn sie einer auswich, kam sie einer anderen zu nahe, so daß sie sich mit unvorstellbarer Flinkheit bewegen mußte, und dazu blieb ihr in jeder Richtung nur wenig Raum. Ständig bedrohten sie die keilförmigen Schlangenschädel. Nur eine Tänzerin von Zamboula konnte überhaupt so lange in diesem schrecklichen Quadrat überleben.
    Zabibi tanzte wie nie zuvor. In ihrer Schnelligkeit wirkten ihre Bewegungen für einen Zuschauer verschwommen. Die zustoßenden Köpfe verfehlten sie nur um Haaresbreite, aber sie verfehlten sie, während sie ihre wirbelnden Beine und scharfen Augen gegen die blitzartige Geschwindigkeit der beschuppten Dämonen einsetzte, die ihr Feind aus der leeren Luft beschworen hatte.
    Irgendwo erhob sich eine dünne, wimmernde Musik, die sich mit dem Zischen der Schlangen mischte, und erinnerte an den Nachtwind, der durch die leeren Augenhöhlen eines Totenschädels pfeift. Selbst in ihrer rastlosen Behendigkeit erkannte Zabibi, daß die Schlangen nicht länger aufs Geratewohl zustießen. Sie gehorchten den gräßlichen Klängen der gespenstischen Musik. In schrecklichem Rhythmus schnellten sie auf sie zu, und zwangsweise paßte auch ihr wirbelnder Körper sich ihrem Rhythmus an. Ihre verzweifelten Bewegungen wurden zu einem Tanz, mit dem verglichen selbst die wildeste Tarantella Zamoras gemessen gewirkt hätte. Voller Scham und Furcht hörte Zabibi das verhaßte Gelächter ihres erbarmungslosen Peinigers.
    »Der Tanz der Kobras, meine Schöne!« rief Totrasmek höhnisch. »So tanzten vor Jahrhunderten die Jungfrauen im Opferritual vor Hanuman – doch an Schönheit und Geschmeidigkeit übertriffst du sie bei weitem. Tanze, Mädchen! Tanze! Wie lange wird es dir noch gelingen, den Fängen der Giftigen zu entgehen? Allmählich wirst du ermüden. Deine behenden sicheren Füße werden stolpern, deine Beine nachgeben, deine Hüften sich langsamer wiegen. Und dann stoßen die Zähne in dein weiches Fleisch ...«
    Der Vorhang hinter ihm bewegte sich plötzlich wie unter einer heftigen Bö – und Totrasmek schrie gellend. Seine Augen weiteten sich, und seine Hände griffen zuckend nach der Klinge, die plötzlich aus seiner Brust gedrungen war.
    Die Musik erstarb. Das Mädchen schwankte vor Schwindel und schrie in Erwartung der tödlichen Fänge – doch da kräuselten nur noch vier harmlose Rauchschwaden vom Boden empor, während Totrasmek kopfüber vom Diwan fiel.
    Conan trat hinter dem Vorhang hervor und wischte seine blutige Klinge ab. Hinter dem Stoff versteckt, hatte er das Mädchen verzweifelt zwischen den Rauchschwaden tanzen gesehen, aber es war ihm klar gewesen, daß Zabibi sie als etwas ganz anderes sah. Da wußte er, daß er Totrasmek sofort töten mußte.
    Zabibi sank schweratmend zu Boden, doch hastig erhob sie sich wieder, obgleich ihre Beine vor Erschöpfung bebten.
    »Das Fläschchen«, keuchte sie. »Das

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