Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
einem wilden Knurren nahm er seine ganze übermenschliche Kraft zu Hilfe, so daß die Sehnen und Muskeln seiner Arme schier aus der Haut quollen. Und dann entrang sich ihm ein würgendes Keuchen, als Conans Finger sich um seine Kehle schlossen. Einen Augenblick standen beide Männer wie Statuen, die Gesichter zu starren Masken angespannt, und ihre Schläfenadern drangen blau hervor. Conan zog die Lippen in einem fletschenden Grinsen von den Zähnen zurück. Baal-pteors Augen quollen aus den Höhlen, sie verrieten Staunen und den ersten Anflug von Angst. Immer noch standen beide wie aus Stein gemeißelt, nur die Muskeln an den starren Armen und gespreizten Beinen schwollen weiter an. Aber unter der fast reglosen Haltung kämpften Kräfte jenseits jeder Vorstellung – Kräfte, die Bäume entwurzeln und Ochsenschädel einschlagen konnten.
Der Atem schoß pfeifend durch Baal-pteors leicht geöffnete Lippen. Sein Gesicht lief bereits blau an. Die Furcht in seinen Augen wurde stärker. Die Muskeln und Sehnen seiner Arme drohten zu bersten, aber Conans Halsmuskeln gaben nicht nach. Sie fühlten sich unter den Fingern des Tempeldieners wie eine Masse geflochtener Eisenstricke an. Doch sein eigenes Fleisch gab unter den unerbittlichen Fingern des Cimmeriers nach, sie drangen immer tiefer in die nachgiebigen Halsmuskeln und drückten sie gegen Luftröhre und Halsschlagader.
Plötzlich endete die statuenhafte Unbeweglichkeit, als der Kosaler sich wand und zurückzuwerfen versuchte. Er gab Conans Kehle frei und griff nach dessen Handgelenken, um die unerbittlichen Finger loszureißen.
Da warf der Cimmerier selbst ihn zurück, bis Baal-pteors Nacken auf den Metalltisch schlug, und drückte den Kopf über die Tischkante – tiefer, immer tiefer, bis es nicht mehr lange dauern konnte, daß die Wirbelsäule brach.
Jetzt war es Conan, der lachte – erbarmungslos, höhnisch, wie zuvor der andere.
»Du Narr«, sagte er leise. »Ich glaube, du bist bisher nie einem Mann aus dem Westen begegnet. Hieltst du dich für stark, weil du imstande warst, Stadtmenschen den Hals umzudrehen, bedauernswerten Schwächlingen mit Muskeln wie verrottende Stricke? Brich erst einem wilden cimmerischen Stier den Hals, ehe du dich stark nennst. Ich habe es fertiggebracht, noch ehe ich erwachsen war – so!«
Mit heftigem Ruck drehte er Baal-pteors Kopf, bis das Gesicht auf grauenvolle Weise über die linke Schulter blickte und die Wirbelsäule wie ein morscher Ast brach.
Conan warf die Leiche auf den Boden und wandte sich wieder seinem Schwert zu. Erneut packte er den Griff mit beiden Händen und stemmte die Füße gespreizt auf den Boden. Blut sickerte ihm über die breite Brust, aus den leichten Wunden, die des Kosalers Nägel in seinen Hals gebohrt hatten. Sein schwarzes Haar klebte am Kopf, Schweiß rann ihm übers Gesicht, und seine Brust hob und senkte sich heftig, denn trotz seiner spöttischen Worte über Baal-pteors Kraft hatte er in dem riesenhaften Kosaler einen fast ebenbürtigen Gegner gefunden. Doch ohne sich Zeit zum Verschnaufen zu nehmen, legte er seine ganze Kraft in die Hände und entriß dem Magneten das Schwert.
Einen Herzschlag später hatte er die Tür aufgerissen, hinter der der Schrei zu hören gewesen war. Er sah einen langen Korridor mit einer Reihe von Elfenbeintüren vor sich. Ein dicker Samtvorhang bildete das Ende des Ganges, und durch ihn drangen die teuflischen Klänge einer Musik, wie Conan sie noch nie zuvor gehört hatte, nicht einmal in Alpträumen. Sie stellte ihm die Härchen im Nacken auf. Vermischt mit der Musik war das keuchende, hysterische Schluchzen einer Frau zu vernehmen. Das blanke Schwert in der Rechten, eilte Conan auf leisen Sohlen den Gang entlang.
4
TANZ, MÄDCHEN! TANZ!
Als Zabibi durch die Öffnung in der Wand hinter dem Götzenbild gerissen worden war, hatte sie sich schon tot gewähnt. Instinktiv schloß sie die Augen und wartete auf den vernichtenden Schlag, doch er kam nicht. Statt dessen fiel sie unsanft auf den Marmorboden, der ihr Knie und Hüfte aufschürfte. Als sie die Augen hob, sah sie einen braunhäutigen Riesen mit Lendentuch über sich stehen, und an einer Seite des Gemachs saß ein Mann auf einem Diwan, den Rücken einem dicken schwarzen Samtvorhang zugewandt. Es war ein beleibter Mann mit feisten weißen Händen und Schlangenaugen. Ein Schauder rann ihr über den Rücken, denn es war Totrasmek, der Priester Hanumans, der seit Jahren sein schleimiges Netz
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