Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
fürchten, nun wußte sie plötzlich, wie es war, eine Frau zu fürchten.
Olmec saß nun völlig reglos. Seine dunkle Haut nahm einen fahlgrauen Ton an. Tascela brachte ihre andere Hand zum Vorschein, die sie hinter dem Rücken versteckt hatte. Sie hielt einen goldenen Kelch.
»Ich dachte mir schon, daß sie von deinem Wein nicht erbaut sein würde, Olmec«, sagte die Prinzessin mit sanfter Stimme. »Deshalb brachte ich ein wenig von meinem – von dem, den ich vom Zuadsee mit mir nahm – du verstehst doch, Olmec?«
Schweiß perlte plötzlich auf Olmecs Stirn. Seine Muskeln wurden schlaff. Valerie riß sich los und brachte den Tisch zwischen sich und ihn. Obgleich die Vernunft ihr riet, aus diesem Gemach zu laufen, so schnell sie konnte, hielt etwas sie hier wie gebannt fest.
Mit schwingenden Hüften näherte sich Tascela dem Prinzen. Ihre Stimme war weich, ja zärtlich, aber ihre Augen funkelten. Ihre schlanken Finger strichen sanft über seinen Bart.
»Du bist selbstsüchtig, Olmec«, sagte sie lächelnd. »Du wolltest unseren schönen Gast für dich allein haben, obgleich du wußtest, daß ich mich dieser Frau anzunehmen gedachte. Du hast dich wahrhaftig nicht richtig benommen, Olmec!«
Einen Augenblick lang legte sie die Maske ab. Tascelas Augen blitzten, ihr Gesicht war verzerrt, und ihre Finger legten sich mit unbeschreiblicher Kraft um seinen Bart und rissen eine ganze Handvoll des dicken Haares aus. Dieser Beweis unnatürlicher Kraft war kaum schlimmer, als die flüchtige Offenbarung der teuflischen Wut, die hinter der milden Fassade tobte.
Brüllend taumelte Olmec hoch und blieb wie ein tapsiger Bär stehen. Seine gewaltigen Pranken öffneten und schlossen sich fast krampfartig.
»Schlampe!« Seine dröhnende Stimme echote hallend von den Wänden. »Hexe! Teufelin! Tecuhltli hätte dir vor fünfzig Jahren den Hals umdrehen sollen! Heb dich hinweg! Zu viel ließ ich mir von dir bereits gefallen! Diese weißhäutige Frau ist mein! Hinweg mit dir, ehe ich dich töte!«
Die Prinzessin lachte und schlug ihm die blutige Bartsträhne ins Gesicht. Ihr Lachen war gnadenloser als das Klirren von Schwertern.
»Früher fanden deine Lippen andere Worte für mich, Olmec«, spöttelte sie. »Früher sprachst du von Liebe. Ja, einst warst du mein Liebster, und weil du mich geliebt hast, schliefst du in meinen Armen unter dem verzaubernden Lotus – und gabst dadurch die Ketten in meine Hand, die dich versklavten. Du weißt, daß du mir nicht widerstehen kannst. Du weißt, daß ich dir nur in die Augen zu blicken brauche mit jener mystischen Kraft, die ein stygischer Priester mich vor langer, langer Zeit lehrte, und du hilflos bist. Du erinnerst dich an die Nacht unter dem schwarzen Lotus, der sich sanft über uns wiegte, obgleich keine irdische Brise ihn bewegte. Wieder riechst du wie damals diesen verzaubernden Duft, der sich wie eine Wolke über dir erhob, um dich zu versklaven. Du kannst nicht gegen mich an. Du bist mein Sklave, so wie du es in jener Nacht warst – und wie du es sein wirst, solange du lebst, Olmec von Xuchotl!«
Ihre Stimme war zu dem Murmeln eines Bächleins geworden, das durch sternenfunkelnde Dunkelheit plätschert. Sie beugte sich zu dem Prinzen vor und legte ihre langen schmalen Finger weit gespreizt auf seine Brust. Seine Augen verloren ihren Glanz, seine mächtigen Hände fielen schlaff an seine Seiten.
Mit einem boshaften, grausamen Lächeln hob Tascela den Goldkelch an seine Lippen.
»Trink!«
Willenlos gehorchte der Prinz. Sofort löste sich der Schleier vor seinen Augen, wilde Wut sprach aus ihnen und bei der Erkenntnis seiner Lage schreckliche Angst. Er öffnete den Mund weit, doch kein Laut drang heraus. Einen Moment taumelte er auf weichen Knien, dann sackte er schlaff auf den Boden.
Das riß Valerie aus ihrer Erstarrung. Sie drehte sich um und rannte zur Tür; doch mit einem Sprung, der einem Panther Ehre gemacht hätte, erreichte Tascela sie vor ihr. Valerie schlug mit der Faust, in der alle Kraft ihres geschmeidigen Körpers steckte, nach ihr. Der Hieb hätte einen kräftigen Mann zu Boden gestreckt, aber er traf die Prinzessin nicht. Sie wich mit einer behenden Drehung aus und packte die Piratin am Handgelenk. Im nächsten Moment hatte sie auch Valeries Linke gefaßt. Mit einer Hand hielt Tascela beide Handgelenke ihrer Gefangenen zusammen und band sie ungerührt mit einer Seidenkordel, die sie aus ihrem Gürtel zog. Valerie hatte gedacht, sie hätte in dieser Nacht
Weitere Kostenlose Bücher