Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
Tecuhltlifrauen, die nicht zu ihrem Wesen paßte, denn sie waren ganz offenbar nicht weniger grausam und blutrünstig als die Männer. Es war auch noch gar nicht lange her, da hatte Valerie gerade diese Frau hier gesehen, als sie eine Kriegerin der Xotalancas erstach und einem verwundeten Xotalanca die Augäpfel zertrampelte.
»Die Toten werden sie hinunter in die Katakomben tragen«, fuhr sie fort, »damit ihre Geister nicht in die oberen Gemächer fliehen und dort hausen werden.«
»Glaubst du denn an Geister?« erkundigte sich Valerie.
»Ich weiß, daß der Geist Tolkemecs in den Katakomben spuckt«, antwortete die Frau erschaudernd. »Einmal sah ich ihn, als ich mich in einer Gruft zwischen den Gebeinen einer toten Königin versteckte. Er kam in Gestalt eines Greises mit wallendem, weißem Bart, langem, weißem Haar, und Augen, die in der Dunkelheit leuchteten. Es war ohne Zweifel Tolkemec, ich erkannte ihn, denn als Kind sah ich ihn ganz genau, als er gefoltert wurde.«
Ihre Stimme wurde zum angsterfüllten Wispern. »Olmec lacht darüber, aber ich weiß sicher, daß Tolkemecs Geist in den Katakomben spukt! Olmec und die anderen behaupten, es seien Ratten, die das Fleisch von den neu Verstorbenen fressen – aber ernähren sich nicht auch Ghuls von Leichen? Wer weiß ...«
Sie blickte erschrocken auf, als ein Schatten über den Diwan fiel. Valerie schaute hoch und sah Olmec sie anstarren. Der Prinz hatte sich Arme, Oberkörper und den blutbesprenkelten Bart gewaschen, doch noch nicht angezogen. Seine nackte, dunkle Haut mit den sich darunter wölbenden Muskeln strahlte irgendeine tierhaft grausame Kraft aus. Die tiefliegenden, schwarzen Augen brannten in noch elementarerem Feuer als bisher, und seine Finger schienen unkontrolliert zu zucken, als er an seinem dichten, blauschwarzen Bart zupfte.
Er blickte die Frau durchdringend an. Wortlos erhob sie sich und verließ die Kammer. An der Tür warf sie noch einen Blick auf Valerie zurück, der voll boshaften Hohnes war.
»Sie hat keine gute Arbeit geleistet«, brummte der Prinz, der sich über den Verband gebeugt hatte. »Laßt mich sehen ...«
Mit einer Behendigkeit, die bei seiner Statur erstaunte, faßte er Valeries Schwert und schleuderte es durch den Raum. Im nächsten Augenblick war er dabei, sie in seine Arme zu schließen.
Sein Zug war zwar schnell und unerwartet gewesen, aber Valerie war kaum langsamer. Noch während er nach ihr griff, hielt sie schon den Dolch in der Hand und stach nach seinem Hals. Mehr durch Glück als Geschicklichkeit bekam er ihr Handgelenk zu fassen – und ein wilder Ringkampf begann. Sie wehrte sich mit Fäusten, Füßen, Knien, Zähnen und Nägeln, mit all der Kraft ihres geschmeidigen Körpers und der Erfahrung im Zweikampf, die sie an Land und auf See als Piratin gewonnen hatte. Doch all das nutzte ihr nichts gegen seine brutale Kraft. Sie verlor ihren Dolch gleich im ersten Augenblick, und danach war sie nicht mehr in der Lage, ihrem gigantischen Angreifer entscheidende Verletzungen zuzufügen.
Das Brennen seiner gespenstischen, schwarzen Augen änderte sich nicht. Ihr Ausdruck erfüllte sie mit Wut, die durch sein spöttisches, auf seinen bärtigen Lippen wie eingemeißeltes Lächeln noch verstärkt wurde. All der grausame Zynismus, der dicht unter der Fassade einer überkultivierten und degenerierten Rasse schlummert, sprach aus diesen Augen und diesem Lächeln. Zum erstenmal in ihrem Leben erwachte in Valerie Furcht vor einem Mann. Ihr war, als kämpfte sie gegen eine Naturgewalt. Seine eisenharten Arme unterdrückten ihre Gegenwehr so mühelos, daß lähmende Panik sie zu erfüllen begann. Was sie auch tat, Olmec schien keine Schmerzen zu empfinden. Nur einmal, als sie ihre weißen Zähne so heftig in sein Handgelenk stieß, daß es zu bluten begann, zuckte er zusammen. Und dann schlug er sie so brutal mit der Handfläche auf die Schläfe, daß Sterne vor ihren Augen blitzten und ihr Kopf auf die Schulter sackte.
Ihr Hemd war in diesem Kampf aufgerissen worden. Mit zynischer Grausamkeit rieb er seinen drahtigen Bart über ihre bloßen Brüste, daß er die weiße Haut aufschürfte. Ein Wut- und Schmerzensschrei entrang sich Valeries Lippen. Ihre verzweifelte Gegenwehr nutzte ihr nichts. Sie wurde entwaffnet und keuchend auf den Diwan gequetscht, und es störte Olmec absolut nicht, daß ihre Augen ihn wie die einer gefangenen Tigerin anfunkelten.
Einen Augenblick später trug er sie auf seinen Armen aus der Kammer.
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