Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
hätte ich erst ihn aufgespießt, ehe ich nach der Schlange warf. Halt dich an den Weg. Im Fackellicht können sie unsere Spur nicht aufnehmen, und aufs Geratewohl müßten sie sich zu sehr aufteilen, denn es führen Dutzende von Pfaden vom Dorf weg. Ich nehme an, daß sie erst einmal auf denen zum Fluß suchen und eine meilenlange Postenkette am Ufer aufstellen werden, denn sicher glauben sie, daß wir irgendwo dort durchzubrechen versuchen werden. Wir bleiben auf dem Pfad, weil wir so schneller vorankommen, und ziehen uns erst in den Wald zurück, wenn es unbedingt sein muß. So, und jetzt streng dich ein wenig an und lauf, wie du noch nie in deinem Leben gelaufen bist.«
»Sie haben ihre Panik verdammt schnell überwunden!« keuchte Balthus, der Conans Rat befolgte und seinen Füßen Flügeln verlieh.
»Sie fürchten sich vor nichts sehr lange«, knurrte Conan.
Eine Weile wechselten sie keine weiteren Worte, sondern taten ihr möglichstes, so schnell es ging weiterzukommen. Immer tiefer drangen sie in die Wildnis ein und ließen die Zivilisation mit jedem Schritt weiter zurück, aber Balthus zweifelte nicht daran, daß Conan wußte, was er tat. Schließlich nahm der Cimmerier sich Zeit zu erklären: »Wenn wir weit genug vom Dorf entfernt sind, kehren wir in einem großen Bogen zum Fluß zurück. Meilenweit um Gwawela gibt es kein anderes Dorf. Alle Pikten sammelten sich hier in der Gegend. Auch um sie machen wir einen großen Bogen. Vor Tagesanbruch können sie unsere Spur nicht aufnehmen, doch dann werden sie unsere Fährte schnell entdecken. Aber vor Morgengrauen verlassen wir den Pfad und ziehen uns in den Wald zurück.«
Immer weiter rannten sie. Die Schreie hinter ihnen waren schon nicht mehr zu hören. Balthus' Atem kam bereits pfeifend. Er hatte Seitenstechen und das Laufen wurde zur Qual. Er taumelte gegen die Büsche zu beiden Seiten des Weges. Conan blieb plötzlich stehen und spähte den dunklen Pfad zurück.
Der Mond ging auf, und sein Silberschein drang gefiltert durch die Wirrnis der Zweige über ihren Köpfen.
»Verlassen wir jetzt den Pfad?« erkundigte sich Balthus krächzend.
»Gib mir deine Axt«, flüsterte Conan. »Etwas ist dicht hinter uns.«
»Dann sollten wir uns aber im Wald verstecken!« wisperte Balthus erschrocken.
Conan schüttelte den Kopf und zog seinen Begleiter ins dichte Unterholz. Der Mond stieg höher und erhellte den Pfad ein wenig.
»Wir können doch nicht gegen den ganzen Stamm kämpfen!« flüsterte Balthus jetzt.
»Kein Mensch hätte unsere Spur so schnell aufnehmen und uns so flink folgen können«, murmelte Conan. »Sei still!«
Ein angespanntes Schweigen folgte. Balthus Herz pochte so heftig, daß er glaubte, es müßte meilenweit zu hören sein. Mit einemmal, ohne das geringste Geräusch als Vorwarnung, tauchte ein Kopf auf dem jetzt dämmerigen Pfad auf. Balthus Herz schlug nun im Hals. Beim ersten Blick glaubte er den schreckerregenden Schädel des Säbelzahntigers zu sehen. Doch dieser Kopf war kleiner, schmäler. Er gehörte einem Leoparden, der leise knurrend den Pfad entlangspähte. Glücklicherweise wehte der Wind in Richtung der Männer und verhinderte so, daß die Raubkatze sie witterte. Sie senkte den Kopf und schnupperte am Boden, dann tapste sie unsicher weiter. Balthus lief es kalt den Rücken hinunter. Es bestand kein Zweifel, das Tier war ihrer Spur gefolgt.
Und es war mißtrauisch. Es hob den Kopf. Die Augen glühten wie Kohlen, und es knurrte tief in der Kehle. In diesem Moment schleuderte Conan die Axt.
Die ganze Kraft des Armes und der Schulter steckte in diesem Wurf. Die Axt war ein silberner Blitz im Mondschein. Fast noch ehe ihm klar wurde, was geschehen war, sah Balthus den Leoparden sich in seinen Todeszuckungen auf dem Boden wälzen. Der Axtschaft hob sich aus dem Kopf. Die Klinge hatte den schmalen Schädel gespalten.
Conan sprang aus dem Unterholz, löste die Axt und zerrte den schlaffen Kadaver zwischen die Bäume, wo er vom Weg aus nicht gesehen werden konnte.
»Und jetzt weiter, aber schnell!« mahnte er und tauchte südwärts vom Pfad in den Wald. »Krieger werden der Katze folgen. Sobald Zogar Sag sich wieder gefaßt hatte, schickte er uns den Leoparden nach. Bestimmt sind die Pikten gleich mit ihm los, aber er ist ja viel schneller. Er wird um den Palisadenzaun herumgelaufen sein, bis er unsere Spur aufgenommen hatte, und ist uns dann wie der Blitz nachgesaust. Sie konnten natürlich sein Tempo nicht einhalten, aber sie
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