Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
»Und das neue Schiff fährt unter zingaranischer Flagge!«
»Tut, was ich sage!« donnerte Valenso. »Nicht nur Ausländer sind meine Feinde! Hinaus, Hunde! Dreißig von euch holen den Schild ins Fort!«
Ehe das zingaranische Schiff Anker warf, hatten dreißig von Valensos mutigen Männern den Schild zurück zum Tor gerollt und bemühten sich, ihn seitwärts hindurchzubekommen.
An einem Fenster des Herrenhauses fragte Tina verwundert: »Weshalb läßt der Graf das Tor wieder schließen? Befürchtet er, daß der Mann, vor dem er Angst hat, sich auf dem Schiff befindet?«
»Ich weiß nicht, was du damit meinst, Kind«, sagte Belesa verunsichert. Obwohl der Graf durchaus nicht der Mann war, der vor seinen Feinden fliehen würde, hatte er nie einen Grund für sein selbsterwähltes Exil genannt. Jedenfalls war Tinas Überzeugung beunruhigend, ja geradezu unheimlich.
Das Kind schien ihre Worte gar nicht gehört zu haben. »Die Männer sind wieder alle im Fort«, berichtete sie. »Das Tor ist verriegelt, und alle sind auf ihre Posten zurückgekehrt. Wenn dieses neue Schiff Strombanni gejagt hat, warum verfolgt es ihn dann jetzt nicht weiter? Es ist keine Kriegsgaleere, sondern eine Karracke wie das andere. Seht, ein Boot kommt an Land! Im Bug sitzt ein Mann in dunklem Umhang.«
Das Beiboot scharrte über den Strand. Der Mann im dunklen Umhang schritt gemächlich über den Sand, gefolgt von drei Begleitern. Er war groß, drahtig, und unter seinem Umhang glänzten schwarze Seide und Stahl.
»Halt!« donnerte der Graf, als sie näher kamen. »Ich verhandle nur mit eurem Führer!«
Der hochgewachsene Fremde nahm seinen Helm ab und verbeugte sich. Seine Begleiter blieben stehen und zogen ihre weiten Umhänge enger um sich. Die Seeleute hinter ihnen stützten sich auf ihre Ruder und betrachteten die Flagge, die über den Palisaden flatterte.
Als der Fremde so nahe an das Tor herangekommen war, daß es nicht mehr nötig war zu brüllen, um sich verständlich zu machen, sagte er: »Gewiß ist Mißtrauen unter Ehrenmännern fehl am Platz.«
Valenso musterte ihn argwöhnisch. Der Fremde war dunkel, hatte ein schmales Raubvogelgesicht und einen dünnen schwarzen Schnurrbart. An seinem Hals war feine Spitze zu sehen, ebenso wie an seinen Ärmelbündchen.
»Ich kenne Euch«, sagte Valenso zögernd. »Ihr seid der Freibeuter, den man den Schwarzen Zarono nennt.«
Wieder verbeugte der Fremde sich. »Und es gibt keinen, der den Roten Falken der Korzettas nicht kennen würde.«
»Mir scheint, diese Küste ist der Treffpunkt aller Halunken der südlichen Gewässer geworden!« knurrte Valenso. »Was wollt Ihr?«
»Aber mein Lord!« sagte Zarono mit tadelnder Stimme. »Was ist das für eine Begrüßung für einen, der Euch soeben einen großen Dienst erwiesen hat? War das nicht dieser argossanische Hund, Strombanni, der Euer Tor zu rammen versuchte? Und hat er nicht Fersengeld gegeben, als er mich um die Spitze biegen sah?«
»Das wohl«, gab der Graf widerwillig zu. »Obgleich ich keinen großen Unterschied zwischen einem Piraten und einem Freibeuter sehe.«
Zarono lachte, ohne sich beleidigt zu fühlen, und zwirbelte seinen Schnurrbart. »Ihr seid sehr offen, mein Lord. Glaubt mir, ich möchte Euch nur um Erlaubnis ersuchen, in Eurer Bucht zu ankern und meine Männer auf Jagd in Eure Wälder schicken zu dürfen, damit wir uns mit Fleisch und Wasser eindecken können. Und für mich, dachte ich, hättet Ihr vielleicht ein Glas Wein an Eurer Tafel übrig.«
»Ich wüßte nicht, wie ich Euch von ersterem abhalten könnte. Aber laßt Euch eines sagen, Zarono: Es kommt mir keiner Eurer Männer ins Fort! Wenn einer sich auch nur näher als hundert Fuß heranwagt, kriegt er einen Pfeil ab. Und ich warne Euch, die Hände von meinen Gärten und Rindern zu lassen. Einen Ochsen könnt Ihr als Frischfleisch haben, aber nicht mehr! Und falls Ihr auf andere Gedanken kommt, wollte ich Euch versichern, daß wir das Fort gegen Eure Leute halten können.«
»Gegen Strombannis sah es nicht so aus«, erinnerte ihn der Freibeuter ein wenig spöttisch.
»Aber Ihr werdet kein Holz zum Schildbauen mehr finden, es sei denn, Ihr fällt ein paar Bäume oder nehmt es von Eurem Schiff«, sagte der Graf grimmig. »Außerdem sind Eure Männer keine barachanischen Bogenschützen, und deshalb auch nicht besser als meine. Ganz abgesehen davon, daß das bißchen Beute, das Ihr im Fort finden würdet, die Mühe nicht lohnte.«
»Wer spricht von Beute und
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