Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Kampf?« entgegnete Zarono. »Nein, meine Männer möchten sich nur die Beine wieder einmal an Land vertreten, und von der eintönigen Kost an Bord sind sie von Skorbut bedroht. Erlaubt Ihr, daß sie an Land kommen? Ich verbürge mich für ihr gutes Benehmen.«
Valenso gab widerstrebend seine Einwilligung. Zarono verbeugte sich leicht spöttisch und zog sich gemessenen Schrittes würdevoll zurück, als befände er sich am Hof von Kordava – wo er tatsächlich, falls die Gerüchte nicht übertrieben, einst gern gesehen worden war.
»Laßt niemanden das Fort verlassen«, wandte Valenso sich an Galbro. »Ich traue diesem Renegaten nicht. Die Tatsache, daß er Strombanni von unserem Tor vertrieben hat, ist keine Garantie, daß er uns nicht die Kehlen durchschneiden würde.«
Galbro nickte. Er war sich der Gegnerschaft zwischen den Piraten und den zingaranischen Freibeutern durchaus bewußt. Die Piraten waren zum größten Teil argossanische Seeleute, die sich gegen das Gesetz gestellt hatten. Zu der uralten Erzfeindschaft zwischen Argos und Zingara kam im Fall der Freibeuter noch der Konkurrenzneid hinzu, denn sowohl die Barachanier als auch die zingaranischen Freibeuter machten die südlichen Küsten, einschließlich der Städte, unsicher, und fielen mit derselben Habgier übereinander her.
Also rührte sich niemand von den Palisaden, als die Freibeuter an Land kamen. Sonnenverbrannte Burschen waren es in bunter Seidengewandung und blitzendem Stahl, mit Tüchern um den Kopf und goldenen Ringen in den Ohren. Etwa hundertundsiebzig zählten sie, die ein Lager auf dem Strand aufschlugen. Und Valenso bemerkte, daß Zarono Ausgucke an beiden Buchtspitzen postierte. Den Gärten näherten sie sich überhaupt nicht. Sie holten nur den Ochsen, den Valenso ihnen, von den Palisaden brüllend, anwies, trieben ihn zum Strand und schlachteten ihn dort. Feuer wurden errichtet, und ein korbumflochtenes Faß Bier wurde an Land gebracht und angezapft. Andere Fässer füllten die Freibeuter mit Wasser aus einer Quelle eine kurze Strecke südlich vom Fort, und vereinzelte Männer machten sich daran, in den Wald einzudringen. Als Valenso das sah, fühlte er sich genötigt, zu Zarono hinunterzurufen:
»Laßt Eure Männer nicht in den Wald gehen. Nehmt Euch lieber noch einen Ochsen von der Weide, falls Euch das Fleisch nicht reicht. Wenn Eure Männer sich im Wald herumtreiben, könnte es leicht dazu kommen, daß die Pikten sie überfallen. Wir schlugen, kurz nachdem wir landeten, einen Angriff zurück. Und seit wir hier sind, wurden nach und nach sechs meiner Leute von den Pikten ermordet. Doch im Augenblick herrscht Waffenstillstand zwischen uns, der allerdings an einem seidenen Faden hängt.«
Zarono warf einen sichtlich erschrockenen Blick auf den dunklen Wald, dann verbeugte er sich und sagte: »Ich danke Euch für die Warnung, mein Lord!« Mit rauher Stimme, die einen krassen Gegensatz zu dem höfischen Ton bot, den er im Gespräch mit dem Grafen benutzte, rief er seine Männer zurück.
Hätten Zaronos Augen die Wand des Waldes durchdringen können, so wäre er gewiß über die finstere Gestalt erschrocken, die dort lauerte und die Fremden mit grimmigen schwarzen Augen beobachtete. Es war ein gräßlich bemalter Krieger, der, von einem Wildlederlendentuch und einer Nashornvogelfeder über dem linken Ohr abgesehen, nackt war.
Mit dem Einbruch des Abends schob sich eine dünne graue Wand vom Meer aufs Land und verdunkelte den Himmel. Die Sonne versank in tiefem Rot und betupfte mit blutigen Strahlen die Kronen der schwarzen Wellen. Der Nebel kroch immer weiter. Er wallte um den Fuß des Waldes und kräuselte sich wie Rauch um das Fort. Die Feuer am Strand brannten tiefrot durch seine Schleier, und das Singen und Grölen der Freibeuter wirkten dumpf wie aus weiter Ferne. Sie hatten altes Segeltuch vom Schiff mitgebracht und entlang des Strandes – wo immer noch Ochsenfleisch an Spießen brutzelte und der Wein allmählich zur Neige ging – einfache Zelte errichtet. Das große Tor war fest verriegelt. Soldaten hielten mit Piken auf der Schulter Wache auf dem Palisadengang. Nebeltropfen glitzerten auf ihren Helmen. Sie blickten ein wenig beunruhigt hinunter zu den Feuern am Strand, konzentrierten jedoch ihr Hauptaugenmerk auf den Wald, der nur eine undeutliche, dunkle Linie im Nebel war. Der Festungshof war menschenleer. Kerzen schimmerten schwach durch die Spalten in den Blockhütten, und Licht strahlte aus den Fenstern des
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