Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
nicht am kordavanischen Hof, mein Lord. An dieser öden Küste wird der Adel an Muskelkraft und Waffen gemessen – an beiden bin ich Euch überlegen. Fremde leben im Palast der Korzettas, und ihr Vermögen liegt auf dem Meeresgrund. Ihr werdet hier als Gestrandeter den Rest Eures Lebens verbringen, es sei denn, ich stelle Euch mein Schiff zur Verfügung.
Ihr werdet die Verbindung unserer Häuser nicht zu bereuen haben. Unter neuem Namen und mit neuem Reichtum wird der Schwarze Zarono seinen Weg unter den Edlen dieser Welt machen und einen Schwiegersohn abgeben, dessen sich auch ein Korzetta nicht zu schämen braucht.«
»Ihr seid wahnsinnig!« fuhr der Graf ergrimmt auf. »Ihr – was ist das?«
Es war das Trippeln leichter Füße. Tina kam in die Banketthalle gerannt. Sie machte verlegen einen Knicks und eilte um den Tisch, um ihre kleinen Hände um Belesas Finger zu klammern. Sie atmete heftig, ihre Pantoffeln waren feucht, und ihr flachsfarbiges Haar klebte naß am Kopf.
»Tina! Wo kommst du her? Ich dachte, du wärst in deinem Gemach!«
»Das war ich auch«, antwortete das Kind atemlos. »Aber ich vermißte die Korallenkette, die Ihr mir geschenkt habt ...« Sie hielt sie hoch. Es war kein Schmuckstück von großem Wert, aber sie liebte sie mehr als all ihre andere Habe, weil es ihr erstes Geschenk von Belesa war. »Ich fürchtete, Ihr würdet mich nicht danach suchen lassen, wenn Ihr es wüßtet. Die Frau eines Soldaten half mir aus dem Fort zu kommen und auch wieder herein. Aber bitte, meine Lady, verlangt nicht, daß ich ihren Namen nenne, ich versprach ihr, sie nicht zu verraten. Ich fand meine Halskette am Teich, wo ich heute früh schwamm. Bestraft mich, wenn ich etwas Schlimmes getan habe.«
»Tina!« stöhnte Belesa und drückte das Kind an sich. »Ich werde dich doch nicht bestrafen. Aber du hättest das Fort nicht verlassen dürfen, da doch die Freibeuter am Strand lagern und immer die Gefahr besteht, daß Pikten sich herumschleichen. Komm, ich bringe dich in dein Gemach zurück und helfe dir aus den nassen Kleidern ...«
»Ja, meine Lady«, murmelte Tina. »Doch gestattet mir zuerst, von dem schwarzen Mann zu erzählen ...«
»Was?« entfuhr es Graf Valensos Lippen. Der Pokal entglitt seinen Fingern und zersplitterte klirrend auf dem Boden. Mit beiden Händen klammerte er sich an die Tischplatte. Hätte ihn der Blitz getroffen, wäre seine Haltung nicht starrer gewesen. Sein Gesicht war totenblaß, seine Augen quollen beinah aus den Höhlen.
»Was hast du gesagt?« keuchte er. So wild und drohend funkelte er das Kind an, daß es sich verstört an Belesa drückte. »Was hast du gesagt, Mädchen?«
»Ein – ein schwarzer Mann, mein Lord«, stammelte Tina, während Belesa, Zarono und die Bediensteten bestürzt den Grafen ansahen. »Als ich zum Teich lief, um meine Halskette zu holen, sah ich ihn. Der Wind blies und ächzte auf schreckliche Weise, und das Meer wimmerte, als hätte es Angst – und da war er! In einem seltsamen schwarzen Boot kam er, mit blauen Flaggen ringsum, die ganz sicher nicht von Fackeln oder irgendwelchen Lampen aufstiegen. Er zog sein Boot den Strand unterhalb der Südspitze hoch und schritt zum Wald. Wie ein Riese sah er aus im Nebel – ein großer starker Mann, dunkel wie ein Kushit ...«
Valenso taumelte, als hätte ein tödlicher Hieb ihn getroffen. Er griff nach seinem Hals und zerriß in seiner Heftigkeit die goldene Siegelkette. Mit dem Gesicht eines Irren torkelte er um den Tisch herum und riß das schreiende Kind aus Belesas Armen.
»Du kleines Ungeheuer!« krächzte er. »Du lügst! Du hast mich im Schlaf reden gehört und lügst jetzt, um mich zu quälen. Gestehe, daß du lügst, ehe ich dir die Haut vom Rücken ziehe!«
»Oheim!« rief Belesa erschrocken und empört zugleich und versuchte, Tina aus seinem Griff zu befreien. »Seid Ihr von Sinnen? Was tut Ihr da!«
Mit einem Knurren riß er ihre Finger von seinem Arm, wirbelte sie herum und stieß sie, daß sie taumelnd in Galbros Arme sank, der sie mit unverhohlen lüsternen Augen auffing.
»Erbarmen, mein Lord!« schluchzte Tina. »Ich habe nicht gelogen!«
»Und ich sage, du lügst!« donnerte Valenso. »Gebellez!«
Gleichmütig packte der gerufene Diener das zitternde Kind und riß ihm brutal das Kleid vom Rücken. Tina herumdrehend zog er ihre schmalen Arme um seine Schultern und hob ihre strampelnden Beine vom Boden.
»Oheim!« schrillte Belesa und wehrte sich verzweifelt gegen Galbros spürbar
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