Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Er war hier hereingestapft und bildete ein neues, dominierendes Element in diesem schrecklichen Durcheinander. In ihrer Angst fragte Belesa sich, was wohl Conans Einstellung ihr gegenüber sein würde. Würde er sie auf die brutale Weise Strombannis als Nichts mißachten oder sie leidenschaftlich begehren wie Zarono?
Valenso erholte sich von seinem Schock über das Auftauchen eines Fremden in seinem Haus. Er wußte, daß Conan Cimmerier war, in der rauhen Öde des fernen Nordens geboren und aufgewachsen, und es für ihn deshalb in vielen Dingen keine Hemmungen gab und er keine Grenzen kannte, wie die, denen sich die zivilisierten Menschen unterwarfen. Es war gar nicht so merkwürdig, daß er unbemerkt hatte ins Fort dringen können, aber Valenso erschrak bei dem Gedanken, daß andere Barbaren es ihm nachmachen könnten – die dunklen, wortkargen Pikten beispielsweise. »Was wollt Ihr hier?« fragte er barsch. »Kommt Ihr vom Meer?«
»Nein, aus dem Wald.« Der Cimmerier deutete mit einem Kopfzucken gen Osten.
»Habt Ihr unter den Pikten gelebt?« erkundigte sich Valenso kalt.
Ärger flackerte in den eisblauen Augen des Riesen auf. »Selbst ein Zingarier sollte wissen, daß es nie Frieden zwischen Pikten und Cimmeriern gegeben hat und wohl auch nie geben wird.« Er fluchte wild. »Seit Anbeginn der Zeit herrscht Blutfeindschaft zwischen ihnen und uns. Hättet Ihr Eure Bemerkung an einen meiner wilderen Brüder gerichtet, wäre es leicht möglich, daß er Euch den Schädel gespalten hätte. Aber ich habe lang genug unter euch sogenannten zivilisierten Menschen gelebt, um Eure Unwissenheit zu verstehen und Euren Mangel an Höflichkeit und Gastlichkeit gegenüber einem Fremden, der aus der tausend Meilen weiten Wildnis ringsum kommt. Aber vergessen wir es.« Er wandte sich an die beiden Seeräuber, die ihn düster anstarrten. »Wenn ich recht gehört habe, gibt es, einer ganz bestimmten Karte wegen, eine Meinungsverschiedenheit zwischen euch.«
»Das geht dich überhaupt nichts an«, knurrte Strombanni.
»Ist es vielleicht diese?« Conan grinste boshaft und zog aus seiner Tasche etwas ziemlich Zerknittertes: ein Stück Pergament, auf dem etwas in Rot eingezeichnet war.
Strombanni zuckte erbleichend zusammen. »Meine Karte!« rief er. »Wo hast du sie her?«
»Von deinem Steuermann Galacus, nachdem ich ihn getötet hatte«, antwortete Conan grimmig grinsend.
»Du Hund!« tobte Strombanni und wandte sich wieder Zarono zu. »Du hast die Karte überhaupt nicht gehabt! Du hast gelogen ...«
»Ich habe nie behauptet, daß ich sie habe!« knurrte Zarono. »Du hast bloß die falschen Schlüsse gezogen. Sei kein Narr. Conan ist allein. Hätte er eine Mannschaft, würde er uns längst die Kehlen durchgeschnitten haben. Wir nehmen ihm die Karte ab ...«
»Das würde euch so passen!« Conan lachte.
Beide Männer stürmten fluchend auf ihn ein. Conan machte gleichmütig einen Schritt zurück und warf das zerknitterte Pergament auf die glühenden Kohlen des Kaminfeuers. Mit einem Stiergebrüll stürzte Strombanni an ihm vorbei, aber ein Fausthieb unter dem Ohr schleuderte ihn halbbewußtlos auf den Boden. Zarono riß sein Schwert jetzt ganz heraus, doch ehe er damit zustoßen konnte, schlug Conans Säbel es ihm aus der Hand.
Mit höllisch funkelnden Augen taumelte Zarono rückwärts gegen den Tisch. Strombanni stand mühsam auf. Seine Augen wirkten glasig, und Blut tropfte von seinem eingerissenen Ohr. Conan beugte sich ganz leicht über den Tisch, und sein ausgestreckter Säbel tupfte auf Graf Valensos Brust.
»Versucht nicht, Eure Soldaten zu rufen, Graf«, warnte der Cimmerier mit gefährlich sanfter Stimme. »Auch keinen Laut von Euch – und von dir ebenfalls nicht, Hundegesicht.« Letzteres galt Galbro, der ohnehin nicht daran dachte, den Zorn des Riesen auf sich zu ziehen. »Die Karte ist zu Asche verbrannt, und es ist sinnlos, Blut zu vergießen. Setzt euch, ihr alle!«
Strombanni zögerte, blickte auf seine Klinge, dann zuckte er die Schultern und ließ sich stumpf auf einen Stuhl fallen. Die anderen setzten sich ebenfalls. Nur Conan blieb stehen und blickte auf sie hinunter, während seine Feinde ihn mit haßfunkelnden, verbitterten Augen beobachteten.
»Ihr wart gerade dabei, etwas auszuhandeln«, sagte er. »Ich bin aus demselben Grund hier.«
»Was hättest du schon zu bieten?« höhnte Zarono.
»Nur Tranicos' Schatz!«
»Wa-as?« Alle vier Männer waren aufgesprungen und beugten sich zu ihm
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