Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
herausschlagen könntest. Nein, du darfst von deinen Männern höchstens ein paar mitbringen, auf keinen Fall aber genug, daß sie das Schiff übernehmen könnten.«
»Gib uns einen Tag, um es in Ruhe zu überlegen«, bat Zarono, um Zeit zu schinden.
Strombanni knallte die Faust auf den Tisch, daß der Wein in den Kelchen überschwappte. »Nein, bei Mitra! Ich verlange eine sofortige Antwort!«
Zarono sprang auf. Seine Wut gewann die Oberhand über seine Durchtriebenheit. »Du barachanischer Hund! Du sollst deine Antwort haben – geradewegs in deine Eingeweide ...«
Er riß seinen Umhang zur Seite und packte den Schwertgriff. Strombanni sprang mit einem wütenden Brüllen ebenfalls auf, so heftig, daß sein Stuhl nach hinten kippte und krachend auf dem Boden landete. Valenso schoß hoch und streckte die Arme aus, um die beiden, die sich mit den halbgezogenen Klingen und verzerrten Gesichtern über den Tisch hinweg anfunkelten, auseinanderzuhalten.
»Meine Herren! Ich muß doch sehr bitten! Zarono, er hat mein Wort ...«
»Der Teufel hole Euer Wort!« Der Freibeuter fletschte die Zähne.
»Haltet Euch heraus, mein Lord!« knurrte der Pirat mit vor Blutlust heiserer Stimme. »Ihr gabt Euer Wort, daß kein Verrat an mir verübt würde. Ich betrachte es jedoch nicht als Wortbruch Eurerseits, wenn ich mit diesem Hund in fairem Kampf die Klingen wechsle.«
»Das ist die richtige Einstellung, Strom!« warf plötzlich eine tiefe kräftige Stimme hinter ihnen ein, die auf grimmige Weise amüsiert klang. Alle wirbelten herum und sperrten unwillkürlich Mund und Augen weit auf. Nur mit Mühe konnte Belesa einen Aufschrei unterdrücken.
Ein Mann trat durch den Türvorhang aus einem Nebenraum und schritt ohne zu zögern, doch auch ohne Hast, zum Tisch. Zweifellos war er Herr der Situation. Spannung hing in der Luft.
Der Fremde war noch größer als der Freibeuter und der Pirat und von weit kräftigerer Statur. Trotzdem bewegte er sich mit pantherhafter Geschmeidigkeit. Er trug Stiefel mit weitem Umschlag, ein hautenges Beinkleid aus weißer Seide und unter einem offenen, himmelblauen wallenden Mantel ein am Hals offenes weißes Seidenhemd und eine scharlachrote Schärpe um die Taille. Der Mantel hatte eichelförmige Silberknöpfe und Satinkragen, Taschenklappen und Ärmelaufschläge waren mit kostbarer Goldstickerei verziert. Ein lackierter Lederhut vollendete das Kostüm, wie es vor etwa hundert Jahren getragen worden war. An der Seite des Fremden hing ein schwerer Säbel.
»Conan!« riefen Pirat und Freibeuter gleichzeitig. Valenso und Galbro hielten den Atem an, als sie diesen Namen hörten.
»Jawohl, Conan!« Der Riese trat, über das Staunen der Anwesenden spöttisch lachend, an den Tisch.
»Wa-as ma-acht Ihr hier?« stammelte der Majordomus. »Wie kommt Ihr ungeladen und unangemeldet hier herein?«
»Ich erklomm die Palisaden an der Ostseite, während ihr Narren euch am Tor herumgestritten habt«, erwiderte Conan. Er sprach Zingaranisch mit barbarischem Akzent. »Jeder im Fort renkte sich den Hals aus, um westwärts zu schauen. Ich betrat das Haus, als Strombanni am Tor eingelassen wurde. Seither habe ich mit viel Interesse euer Gespräch im Nebengemach mitangehört.«
»Ich habe dich für tot gehalten«, sagte Zarono gedehnt. »Vor drei Jahren wurde das Wrack deines Schiffes an einer Riffküste gesichtet, und seither hörte man auch nichts mehr von dir.«
»Ich bin nicht mit meiner Mannschaft ertrunken«, antwortete Conan. »Es gehört schon ein größerer Ozean dazu, mich auf seinen Grund zu ziehen. Ich schwamm an Land und verdingte mich eine Zeitlang als Söldner in den schwarzen Königreichen, und danach wurde ich Soldat in Aquilonien. Man könnte sagen, ich wäre ein achtbarer Bürger geworden«, er grinste wölfisch. »Jedenfalls bis vor kurzem, als Numedides mein Gesicht plötzlich nicht mehr gefiel. Doch jetzt zur Sache, meine Herren.«
Oben auf der Treppe starrte Tina mit großen Augen durch die Balustrade und umklammerte vor Aufregung Belesas Handgelenk. »Conan! Meine Lady, es ist Conan! Seht! O seht doch!«
Belesa war, als sähe sie eine fleischgewordene Legende vor sich. Wer von all den Menschen an der Küste kannte die wilden blutigen Geschichten über Conan, den Abenteurer, nicht, der einst Kapitän der Barachanpiraten und die schlimmste Geißel des Westlichen Ozeans gewesen war? Dutzende von Balladen erzählten von seinen verwegenen Untaten. Er war ein Mann, den man nicht umgehen konnte.
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