Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Titel: Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
Pikte mich in dieser Schwärze unter dem verschlungenen Laubdach und wolkenbehangenen Himmel sehen konnte.
    Das rötliche Glimmen stellte sich als Feuer heraus, von dem sich – nur als Umrisse erkennbare – schwarze Gestalten wie Teufel vor dem Höllenfeuer abhoben.
    Ich drückte mich an den Stamm einer mächtigen Lärche und spähte auf die baumumzäunte Lichtung und die Gestalten, die sich dort bewegten.
    Es waren vierzig oder fünfzig Pikten, von Lendentüchern abgesehen nackt und grauenvoll bemalt, die in einem weiten Halbkreis mit dem Gesicht zum Feuer und dem Rücken zu mir kauerten. Die Falkenfedern in ihrem dicken schwarzen Haar verrieten mir, daß sie zum Falkenstamm, auch Onayaga genannt, gehörten. In der Mitte der Lichtung stand ein einfacher Altar, aus unbehauenen Steinen zusammengefügt. Bei diesem Anblick lief mir ein Schaudern über den Rücken, denn es war nicht das erstemal, daß ich einen Altar wie diesen sah, feuergeschwärzt und blutbefleckt, doch bisher nur auf leeren Lichtungen. Ich war auch nie Zeuge der Rituale gewesen, deren Mittelpunkt diese Altäre waren, wohl aber hatte ich von Männern über sie gehört, die von den Pikten gefangengenommen worden waren, ihnen jedoch hatten entfliehen können, und von Kundschaftern, die sie beobachtet hatten, so wie ich es jetzt tat.
    Ein Schamane mit Federschmuck tanzte zwischen Feuer und Altar. Ein langsamer, schlurfender Tanz war es, unbeschreiblich grotesk, bei dem die Federn wippten. Die Züge des Tanzenden waren hinter einer grinsenden scharlachroten Maske verborgen, die wie die Fratze eines Waldteufels aussah.
    In der Mitte des Halbkreises der Krieger kauerte ein Pikte mit der großen Trommel zwischen den Knien. Er schlug mit der Faust rhythmisch darauf ein, und so kam das dumpfe Grollen zustande, das sich wie ferner Donner anhört.
    Zwischen den Kriegern und dem tanzenden Schamanen stand einer, der zweifellos kein Pikte war, denn er war so groß wie ich, und seine Haut im flackernden Feuerschein unverkennbar hell. Aber er trug lediglich ein Wildlederlendentuch und Mokassins, und sein Körper war bemalt, auch steckte eine Falkenfeder in seinem Haar. Er mußte demnach ein Ligureaner sein, einer dieser hellhäutigen Wilden, die in kleinen Clans im großen Wald hausten und sich abwechselnd im Kriegs- und Friedenszustand mit den Pikten befanden und sich manchmal auch mit ihnen verbündeten. Ihre Haut war weißer als die eines Aquiloniers. Auch die Pikten sind eigentlich Weiße, denn sie sind weder schwarz-, noch braun-, noch gelbhäutig. Aber sie haben schwarze Augen, schwarzes Haar und dunkle Haut. Doch weder sie noch die Ligureaner werden von den Menschen der Westmark als »Weiße« anerkannt. Nach ihren Begriffen sind Weiße nur die von hyborischem Blut.
    Während ich beobachtete, zerrten drei Krieger einen Mann in den Kreis des Feuerscheins – einen weiteren Pikten, nackt und blutbefleckt. In seiner zerzausten Mähne steckte eine Feder, die ihn als Angehörigen des Rabenstammes auswies, mit dem der Falkenstamm in ständiger Fehde lebte. Seine Wächter hoben ihn auf den Altar und banden ihn an Händen und Füßen. Ich sah, wie er seine Muskeln anspannte, als er vergeblich versuchte, die ungegerbten Lederstreifen zu sprengen, die ihn hielten.
    Dann begann der Schamane erneut zu tanzen und beschrieb mit den erhobenen Händen verwirrende Muster um den Altar und den Mann, der darauf lag. Der Trommler geriet förmlich in einen Taumel. Wie ein Besessener hieb er auf das Trommelfell ein. Und plötzlich ließ sich von einem überhängenden Ast eine jener großen Schlangen fallen, die ich bereits erwähnt habe. Der Feuerschein ließ ihre Schuppen aufleuchten, als sie auf den Altar zuglitt. Ihre Perlenaugen glitzerten, und ihre gespaltene Zunge schnellte unentwegt vor und zurück. Obwohl sie nur wenige Fuß vor den Kriegern vorbeiglitt, schienen sie sie nicht zu fürchten. Ich fand das sehr merkwürdig, denn gewöhnlich sind gerade diese Schlangen das einzige, wovor die Pikten Angst haben.
    Das Reptil stieß den Schädel auf leicht gekrümmtem Hals über den Altar. Schlange und Schamane blickten einander über den Altar hinweg an. Der Schamane tanzte nun mit eigenartig wiegenden Bewegungen, wobei er kaum die Füße bewegte. Da tanzte die Schlange mit ihm und schien jede seiner Bewegungen nachzuahmen, bis der Schamane durch die Maske ein gespenstisches Heulen ausstieß, das sich anhörte wie der Wind, wenn er durch das trockene Ried der Marschen pfeift.

Weitere Kostenlose Bücher