Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
würde noch eine geraume Weile dauern, ehe es ein Beiboot zum Strand schicken konnte. Belesa blickte Conan fragend an.
»Im Herrenhaus habt Ihr erwähnt, daß Ihr General in Aquilonien wart und dann fliehen mußtet. Macht es Euch etwas aus, mir mehr darüber zu erzählen?«
Conan grinste. »Ich hätte diesem quittengesichtigen Numedides nicht trauen sollen. Sie machten mich zum General, weil ich ein paar kleinere Siege über die Pikten verzeichnen konnte. Und dann, als ich etwa fünfmal so viele Wilde, wie ich eigene Männer hatte, in einer Schlacht um Velitrium schlug und das Bündnis, das die einzelnen Stämme miteinander eingegangen waren, brach, lud man mich nach Tarantia ein, um mich am Hof zu belobigen und meinen Sieg gebührend zu feiern. Es schmeichelte meiner Eitelkeit, neben dem König zu reiten, während hübsche Mädchen uns mit Rosen überschütteten. Aber dann beim Bankett gab der Hundesohn ein Schlafmittel in meinen Wein. Als ich wieder aufwachte, lag ich gekettet im Eisenturm, und man erklärte mir, daß ich hingerichtet würde.«
»Ja, aber warum denn?«
Conan zuckte die Schultern. »Wie soll ich wissen, was im stumpfsinnigen Gehirn des Königs vorgeht. Vielleicht hatte ein anderer aquilonischer General, dem es nicht paßte, daß ein fremder Barbar in den geheiligten Rang erhoben worden war, Numedides gegen mich aufgehetzt. Oder möglicherweise fühlte er sich beleidigt durch irgendeine meiner offenen Bemerkungen über seine merkwürdige Politik, in ganz Tarantia goldene Statuen seiner Person aufstellen zu lassen, statt das Geld, das er durch Steuern einnimmt, zur Verteidigung der Grenzen zu verwenden.
Der Philosoph Alcemides vertraute mir an, kurz ehe ich den Wein mit dem Schlafmittel trank, daß er beabsichtigte, ein Buch zu schreiben, und zwar über Undankbarkeit als Grundsatz der Staatskunst. Numedides wollte er als Beispiel anführen. Leider war ich zu betrunken, um zu verstehen, daß er mich warnen wollte.
Glücklicherweise hatte ich Freunde, die dafür sorgten, daß ich aus dem Eisenturm entkommen konnte, und Pferd und Schwert für mich bereithielten. Ich ritt zurück nach Bossonien, in der Absicht, mit meinen eigenen Truppen einen Aufstand zu machen. Aber als ich dort ankam, mußte ich feststellen, daß man meine aufrechten Bossonier in eine andere Provinz versetzt und an ihrer Statt eine Brigade ochsenäugiger Tölpel aus Tauran – von denen die meisten noch nie etwas von mir gehört hatten – in Bossonien stationiert hatte. Sie bestanden darauf, mich festzunehmen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mir den Weg freizukämpfen. Pfeile schwirrten mir um die Ohren, als ich über den Donnerfluß schwamm – na, und jetzt bin ich hier.«
Er runzelte die Stirn, als er das näher kommende Schiff betrachtete. »Bei Crom, ich könnte schwören, die Standarte am Fockmast zeigt die drei Leoparden von Poitain – aber das ist unmöglich. Kommt!«
Er führte die beiden Mädchen zum Strand hinunter, während die Kommandos des Steuermanns hörbar wurden. Die Galeere schickte kein Beiboot aus, sondern stieß den Bug in den weichen Sand. Als die Männer vom Bug hinunterkletterten, brüllte Conan:
»Prospero! Trocero! Was, im Namen aller Götter, macht ihr hier ...«
»Conan!« schrien sie, stürmten auf ihn zu, schlugen ihn kameradschaftlich auf den Rücken und schüttelten seine Hand. Alle redeten gleichzeitig auf ihn ein, aber Belesa hätte sie auch nicht verstanden, wenn sie einzeln gesprochen hätten, denn sie bedienten sich der Zunge Aquiloniens. Der, den Conan mit »Trocero« angesprochen hatte, mußte der Graf von Poitain sein. Er war ein breitschultriger, schmalhüftiger Mann, der sich trotz der grauen Fäden im schwarzen Haar geschmeidig wie ein Leopard bewegte.
»Was macht ihr hier?« fragte Conan.
»Wir kamen, um Euch abzuholen«, antwortete Prospero, der schlanke jüngere Mann im Samtwams.
»Woher habt ihr denn gewußt, wo ich bin?«
Der kräftige Mann mit schütterem Haar, der Publius hieß, deutete auf einen vierten in der wallenden schwarzen Robe des Mitrapriesters. »Dexitheus fand Euch durch seine geheimen Künste. Er schwor, daß Ihr noch am Leben seid, und versprach, uns zu Euch zu führen.«
Der Schwarzgewandete verbeugte sich würdevoll. »Euer Geschick ist mit dem von Aquilonien verknüpft, Conan von Cimmerien«, erklärte er. »Ich bin nur ein winziges Glied in der Kette Eures Schicksals.«
»Ich verstehe nicht so recht«, murmelte Conan. »Crom weiß, wie
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