Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Bürgerkrieg entlang der piktischen Grenze zwischen Conans Rebellen und den Streitkräften Numedides'. Natürlich nutzen die Pikten die Gelegenheit. Folgendes ist der Bericht über einige Ereignisse in jenem kampfumtobten Gebiet, wiedergegeben von einem Überlebenden dieser gewaltigen Auseinandersetzung. Das hyborische Zeitalter war eine Ära aufregender Ereignisse an vielen Orten und zu vielen Zeiten, nicht nur dort, wo Conan mit dabei war.
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Dumpfer Trommelschlag war es, was mich geweckt hatte. Ich blieb unbewegt zwischen den Büschen liegen, in denen ich Zuflucht gesucht hatte, und strengte meine Ohren an, um zu ergründen, von woher es kam, denn im tiefen Wald kann man sich in der Richtung leicht täuschen. Rings um mich blieb alles still. Die mit Schlingpflanzen überwucherten Dornenzweige bildeten ein dichtes Dach über mir, und darüber breiteten sich die ausladenden Äste eines hohen Baumes aus. Nicht ein Stern schien durch das lebende Gewölbe. Tiefhängende Wolken schienen auf die Wipfel zu drücken. Der Mond war nicht zu sehen. Die Nacht war so finster wie der Haß einer Hexe.
Um so besser für mich. Wenn ich meine Feinde nicht sehen konnte, vermochten sie auch mich nicht zu erspähen. Aber das unheilschwangere Trommeln stahl sich durch die Dunkelheit: Bumm – bumm – bumm. Ein eintöniges Pochen, das schreckliche Geheimnisse verbarg. Nein, dieser Laut war unmißverständlich. Nur eine Trommelart auf der ganzen Welt brachte diesen tiefen, drohenden, dumpfen Donner hervor: eine piktische Kriegstrommel, geschlagen von jenen bemalten Teufeln, die die Wildnis jenseits der Grenze der Westmark unsicher machen.
Und ich befand mich jenseits dieser Grenze, allein, in einem Dornendickicht versteckt, inmitten des großen Waldes, in dem diese nackten Wilden seit frühester Zeit zu Hause sind.
Ah, jetzt war ich mir der Richtung des Trommelschlags klar geworden. Er kam aus Westen und, wie ich glaubte, aus gar keiner großen Entfernung. Schnell schnallte ich meinen Waffengürtel fester, lockerte Streitaxt und Dolch in ihren glasperlenbesetzten Scheiden, spannte den schweren Bogen und vergewisserte mich, daß mein Köcher auch an seiner richtigen Stelle an meiner linken Hüfte hing. Dann tastete ich mich durch die fast absolute Dunkelheit, kroch zwischen den Dornenbüschen heraus und schlich wachsam in die Richtung des Trommelschlags.
Ich glaubte nicht, daß die übermittelte Botschaft etwas mit mir zu tun hatte. Denn hätten die Waldmenschen mich entdeckt, wäre mir ein Dolch im Rücken sicher gewesen. Sie hätten meine Anwesenheit zweifellos nicht durch ihre Trommel verkündet. Aber das Pochen der Kriegstrommel war etwas, das kein Waldläufer mißachten durfte. Es war eine Warnung und eine Drohung, ein Versprechen des Unheils für alle Eindringlinge, deren einsame Blockhütten und Lichtungen, die sie sich durch Baumfällen geschaffen hatten, die uralte Einsamkeit der Wildnis bedrohten. Es bedeutete Feuer und Martern, flammende Pfeile, die wie Sternschnuppen durch die Dunkelheit fielen, und blutige Äxte, die Männern, Frauen und Kindern die Schädel spalteten.
Und so schlich ich durch die Schwärze des nächtlichen Waldes, tastete mich vorsichtig zwischen den mächtigen Stämmen hindurch, kroch manchmal auf Händen und Knien, und hin und wieder spürte ich mein Herz im Hals schlagen, wenn eine Ranke mein Gesicht oder meine ausgestreckten Hände streifte, denn in diesem Wald gibt es viele große Schlangen, die manchmal an ihren Schwänzen von den Ästen hingen, um sich um ihre Opfer zu winden. Aber die Kreaturen, die ich suchte, waren gefährlicher als jede Schlange, und das Trommeln wurde allmählich lauter, während ich so angespannt dahinschlich, als träte ich auf blanke Klingen. Schließlich sah ich ein rötliches Glimmen zwischen den Bäumen und hörte das Murmeln barbarischer Stimmen, das sich mit dem Pochen der Trommel vermischte.
Welch gespenstische Zeremonie dort unter den schwarzen Bäumen auch immer stattfand, es war mehr als wahrscheinlich, daß ringsum Wachen postiert waren. Ich wußte, wie lautlos und reglos ein Pikte stehen und in dieser Düsternis mit dem Wald verschmelzen konnte – unerwartet und unbemerkt, bis seine Klinge seinem Opfer ins Herz stach. Meine Haut prickelte bei dem Gedanken, daß ich in der Dunkelheit ungewollt gegen einen der grimmigen Posten stoßen könnte. Ich zog meinen Dolch und hielt ihn in der ausgestreckten Hand. Aber ich wußte, daß nicht einmal ein
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