Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
offenbar war doch nichts übertrieben.«
»Ich dachte, ich hätte den alten Teyanoga tödlich getroffen«, murmelte ich. »Der Teufel ist wohl nicht umzubringen! Ich bin sicher, daß der Pfeil tief in seiner Brust gesteckt hatte, ich habe den Schaft zittern sehen. Was machen wir jetzt?«
»Wir müssen zur Hütte am Luchsfluß und sie alle töten«, sagte Hakon düster. »Wenn sie die Pikten über die Grenze hetzen, ist der Teufel los. Wir können weder vom Fort noch der Stadt Männer abziehen. Wir müssen es allein schaffen. Ich weiß zwar nicht, mit wie vielen wir am Luchsfluß zu rechnen haben, aber es ist mir auch egal. Der Vorteil der Überraschung ist auf unserer Seite.«
Wir ließen den jetzt durchaus nüchternen Burschen aus seiner Zelle, und Hakon beauftragte ihn, im Fort Bescheid zu geben. Dann machten wir uns im Sternenschein gleich auf den Weg. Alles war still, nur noch wenige Lichter brannten in der Stadt. Im Westen erhob sich der dunkle Wald wie ein lauerndes Raubtier: eine Gefahr für alle, die sich in ihn hineinwagten.
Wir taten es, im Gänsemarsch, jeder mit dem gespannten Bogen in der Linken und der Streitaxt in der Rechten. Unsere Mokassins verursachten keinen Laut im taufeuchten Gras. Wir kamen zu einem Pfad, der sich zwischen Eichen und Erlen hindurchwand. Von hier ab hielten wir einen Abstand von fünfzehn Fuß voneinander, mit Hakon an der Spitze. Schließlich kamen wir zu einer grasigen Senke und sahen Licht durch die Spalten der Fensterläden einer Hütte fallen.
Hakon bedeutete uns anzuhalten. Er wies seine Männer an zu warten, während wir uns näher anschlichen, um zu kundschaften. Wir überraschten einen Posten – einen schohiranischen Renegaten –, der offenbar etwas zuviel Wein genossen hatte. Die Leiche verbargen wir in dem hohen Gras und stahlen uns ganz an die Hütte heran, um durch einen Spalt hineinzuspähen.
Wir sahen Valerian, dessen Augen auch jetzt wie im Wahnsinn brannten, und ein Mädchen von wilder, dunkler Schönheit in Wildlederlendentuch und glasperlenbestickten Mokassins. Ihr glänzendschwarzes Haar wurde von einem ungewöhnlich geschmiedeten Goldreifen zusammengehalten. Außerdem befanden sich noch ein halbes Dutzend schohiranische Renegaten in der Hütte – finstere Burschen in den wollenen Beinkleidern und Wämsern der Bauern, mit kurzen Säbeln in ihren Gürteln; drei Waldläufer in der üblichen Lederkleidung; und ein halbes Dutzend Gunderer: kräftig gebaute Soldaten, mit blondem Haar, das nur wenig unter den eisernen Helmen hervorragte. Sie trugen Kettenhemden und blank polierte Beinschienen. Bewaffnet waren sie mit Schwertern und Dolchen. Die Gunderer sind Menschen mit heller Haut, stahlblauen Augen und einem Dialekt, der sich von dem in der Westmark üblichen sehr unterscheidet. Sie sind als mutige Kämpfer bekannt und sind deshalb, und auch ihrer Disziplin wegen, bei den Grundbesitzern entlang der Grenze als Wächter sehr beliebt.
Sie lachten alle und unterhielten sich angeregt. Valerian prahlte mit seiner Flucht. Die Renegaten fluchten über ihre früheren Freunde. Die Waldläufer hörten hauptsächlich zu. Die Gunderer warfen hin und wieder grinsend ein Wort ein. Sie wirkten freundlich, aber ich wußte, daß sich hinter ihren freundlichen Mienen absolute Skrupellosigkeit verbarg. Das Halbblut-Mädchen, das sie Kwarada nannten, lachte und scherzte mit Valerian, der auf grimmige Weise amüsiert wirkte.
Hakon zitterte vor Wut, als wir Valerians Prahlereien mitanhörten.
»... freizukommen war kinderleicht. Und, bei Mitra, ich habe diesem thandarischen Verräter einen Besucher geschickt, der ihm für immer die Luft abschnürt. Und wenn ich erst die Pikten soweit habe und sie über die Grenze führe, um die Rebellen vom Westen her zu überfallen, während Brocas von Coyaga aus angreift, dann bekommen alle seinesgleichen, was sie verdienen!«
Dann hörten wir leichte Schritte und drückten uns an die Wand. Die Tür schwang auf, und sieben Pikten traten ein, gräßliche Figuren mit Kriegsbemalung und Federschmuck. Angeführt wurden sie von dem alten Teyanoga, dessen Brust verbunden war. Also war mein Pfeil in den dicken Muskeln wohl steckengeblieben. Aber unwillkürlich fragte ich mich, ob der alte Teufel nicht vielleicht tatsächlich ein Werwolf war, der mit den üblichen Waffen nicht getötet werden konnte, wie er gern prahlte und was ihm auch viele glaubten.
Ganz still verhielten wir uns, Hakon und ich, und hörten Teyanoga in gebrochenem
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