Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
ihnen.
Hakon war immer noch unentschlossen. Er wagte nicht, Valerian freizulassen, andererseits fürchtete er die Wirkung auf die einfachen Menschen hier, wenn sie sahen, daß ein Lord gefangen zum Fort geführt wurde.
»Sie werden den Grund dafür wissen wollen«, überlegte er laut. »Und wenn sie erfahren, daß er im Bund mit den Pikten in ihrer Kriegsbemalung ist, mag es sehr leicht zur Panik kommen. Sperren wir ihn ins Gefängnis und holen Dirk hierher, damit er ihn vernehmen kann.«
»Es ist gefährlich, in einer solchen Situation halbe Sache zu machen«, antwortete ich kurz. »Aber die Entscheidung liegt bei Euch. Ihr führt hier das Kommando.«
Also brachten wir seine Lordschaft heimlich durch die Hintertür. Da es inzwischen dunkel geworden war, erreichten wir das Gefängnis unbemerkt, ganz abgesehen davon, daß die Menschen sich hier ohnedies nicht mehr viel auf der Straße sehen ließen. Das Gefängnis war eine Blockhütte, etwas außerhalb der Stadt, mit vier Zellen, von denen nur eine belegt war, und zwar von einem Betrunkenen, der randaliert und Streit gesucht hatte. Er zuckte sichtlich zusammen, als er unseren Gefangenen erkannte. Kein Wort drang über Lord Valerians Lippen, als Hakon die Gittertür hinter ihm zusperrte und einen seiner Männer als Wache einteilte, aber ein dämonisches Feuer brannte in seinen dunklen Augen, als lachte er hinter der Maske seines bleichen Gesichts mit teuflischem Triumph.
»Ihr laßt ihn nur von einem Mann bewachen?« fragte ich Hakon.
»Mehr sind unnötig«, erwiderte er. »Valerian kann nicht ausbrechen, und es gibt niemanden, der ihn befreien würde.«
Ich fand, daß Hakon das Ganze etwas zu sehr auf die leichte Schulter nahm, aber schließlich war es ja nicht meine Sache, und so schwieg ich.
Danach gingen Hakon und ich zum Fort, wo ich mit Dirk Stroms Sohn zusammentraf, dem Befehlshaber nicht nur des Forts, sondern gegenwärtig auch, in Vertretung von Jon Markos Sohn, der Stadt. Jon Markos Sohn, der von Lord Thasperas ernannte Statthalter, befehligte jetzt die Militiastreitkräfte, die bei Thenitea lagen. Dirk blickte sehr ernst drein, als ich ihm meine Geschichte erzählt hatte, und sagte, er würde, sobald er vom Fort wegkonnte, sich zum Gefängnis begeben und mit Lord Valerian reden, obgleich er nicht glaubte, daß er von ihm etwas erfahren würde, denn Valerian war sehr hochmütig und eigensinnig. Natürlich freute er sich über das Angebot Thandaras, ihm die hundertfünfzig Mann zur Verfügung zu stellen. Er schlug auch vor, einen Kurier mit der Botschaft, daß er das Angebot freudig annehme, nach Thandara zu schicken, falls ich Lust hatte, eine Weile in Schohira zu bleiben. Darüber, wiederum, war ich erfreut, denn es kam mir sehr gelegen.
Dann kehrte ich mit Hakon zur Taverne zurück, wo wir zu übernachten beabsichtigten, um am frühen Morgen nach Thenitea aufzubrechen. Kundschafter hielten die Schohiraner über Brocas auf dem laufenden, und Hakon, der ja gerade erst vom Lager der Militiastreitkräfte zurückgekommen war, sagte, daß Brocas noch keine Anstalten machte, gegen uns zu ziehen. Daraufhin dachte ich sofort, daß er vermutlich nur darauf wartete, bis Valerian seine Pikten an die Grenze führte, und das sagte ich Hakon auch. Aber trotz allem, was ich ihm erzählt hatte, war er immer noch der Meinung, daß Valerian den Pikten lediglich einen Freundschaftsbesuch abgestattet hatte, wie schon oft zuvor. Aber ich machte ihn darauf aufmerksam, daß keinem Hyborier, auf welch gutem Fuß er auch mit den Pikten stehen mochte, je gestattet wurde, an einer solchen Zeremonie teilzunehmen, wie dem Tanz der Verwandelten Schlange, er sei denn ein Blutsbruder der Clanangehörigen.
3
Ich erwachte plötzlich und richtete mich auf meinem Lager auf. Mein Fenster stand offen, sowohl der Laden als auch die Glasscheiben, um ein bißchen der nächtlichen Kühle einzulassen. Ich schlief in einem Raum im ersten Stock, und es stand kein Baum in Fensternähe, über den ein Einbrecher sich hereinstehlen hätte können. Aber irgendein Geräusch hatte mich geweckt. Als ich zum Fenster blickte, stellte ich fest, daß eine große mißgestaltete Figur den größten Teil des Sternenhimmels dahinter verbarg. Ich schwang die Beine aus dem Bett, fragte ungehalten, wer es sich erlaube, hier einzudringen, und tastete nach meiner Streitaxt. Aber da hatte die Kreatur mich bereits erreicht. Und ehe ich noch aufstehen konnte, lagen Pranken um meinen Hals und würgten
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