Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
mit nur noch ein paar Dienern. Wohin seine Waffenträger verschwunden sind, weiß niemand, nur, daß er sie fortgeschickt hat. Wenn er uns nicht sein Wort gegeben hätte, wären wir gezwungen gewesen, ihn unter Bewachung zu stellen, denn er ist einer der wenigen Hyborier, von denen die Pikten sich etwas sagen lassen. Wäre es ihm eingefallen, sie gegen uns aufzuhetzen, würde es uns schwerfallen, uns gegen sie auf einer und Brocas auf der anderen Seite zu verteidigen.
Die Falken-, Wildkatz- und Schildkrötpikten hören auf ihn. Er hat sogar schon einmal das Dorf der Wolfspikten besucht und ist unbeschadet zurückgekehrt.«
Wenn das stimmte, war das wirklich sehr merkwürdig, denn jeder wußte von der Grausamkeit des unter dem Namen Wolfsstamm vereinten Clans, der im Westen lebte, jenseits der Jagdgründe der kleineren Stämme, die Hakon aufgezählt hatte. Der Wolfsstamm hielt sich gewöhnlich der Grenze fern, aber ihr Haß war eine ständige Bedrohung.
Hakon blickte auf, als ein hochgewachsener Mann in engen Beinkleidern, hohen Stiefeln und scharlachrotem Umhang die Schankstube betrat.
»Da kommt er ja«, sagte er. »Das ist Lord Valerian.«
Ich riß die Augen auf und sprang auf die Füße.
»Das ist Lord Valerian? Ich habe ihn vergangene Nacht über der Grenze in einem Lager der Falken gesehen, als er an der Zeremonie der Verwandelten Schlange teilnahm!« rief ich.
Valerian hatte mich gehört. Er drehte sich mir zu. Sein Gesicht war bleich geworden, und seine Augen glühten wie die eines Panthers.
Jetzt sprang auch Hakon auf. »Was sagt Ihr da? Lord Valerian hat sein Ehrenwort gegeben ...«
»Das mag sein, aber gehalten hat er es nicht!« sagte ich heftig und schritt auf den Edlen zu. »Ich hatte mich unter einer Lärche verborgen und habe ihn ganz deutlich gesehen. Dieses Greifvogelgesicht ist unverkennbar. Ich sage Euch, er war dort, nackt und bemalt wie ein Pikte ...«
»Du lügst, verdammt!« brüllte Valerian, schwang seinen Umhang zur Seite und griff nach seinem Schwert. Doch ehe er es aus der Scheide gerissen hatte, stürzte ich mich auf ihn und warf ihn zu Boden. Er krallte beide Hände um meine Kehle und fluchte gotteslästerlich. Dann waren eilige Schritte zu hören, und man riß uns auseinander. Kräftige Hände hielten den Lord fest, der weiß und vor Wut keuchend dastand, mit meinem Halstuch in der Hand, das er mitgerissen hatte.
»Laßt mich los, ihr Hunde!« tobte er. »Nehmt eure schmutzigen Bauernpranken von mir. Ich spalte diesem Verleumder den Schädel ...«
»Es ist keine Verleumdung, sondern die reine Wahrheit«, sagte ich jetzt ein wenig ruhiger. »Wie gesagt, ich lag vergangene Nacht unter einer Lärche und beobachtete, wie der alte Teyanoga die Seele eines Rabenhäuptlings in eine Baumschlange bannte. Ich habe den verfluchten Schamanen mit einem Pfeil erschossen. Und ich sah Euch dort – Ihr, ein Hyborier, nackt und bemalt, als einer der ihren aufgenommen.«
»Wenn das stimmt ...«, begann Hakon.
»Und ob es stimmt! Da habt Ihr Euren Beweis! Seht Euch seine Brust an!«
Bei einer Auseinandersetzung waren ihm Wams und Hemd aufgerissen worden, und nun waren auf seiner Brust deutlich die Umrisse eines weißen Totenschädels zu sehen, den die Pikten sich nur auftragen, wenn sie einen Kriegszug gegen die Hyborier vorhaben. Valerian hatte versucht ihn wegzuwaschen, aber piktische Farbe ist ziemlich hartnäckig.
»Entwaffnet ihn!« befahl Hakon mit weißem Gesicht.
»Gebt mir mein Halstuch!« verlangte ich. Aber seine Lordschaft spuckte mich an und schob das Tuch in sein Hemd.
»Wenn du es zurückbekommst«, knurrte er, »wird es als Henkersschlinge um deinen Rebellenhals geknüpft sein.«
Hakon schien offenbar nicht zu wissen, was er tun sollte.
»Bringen wir ihn zum Fort«, schlug ich vor. »Soll der Befehlshaber ihn in Gewahrsam nehmen. Daß er am Schlangentanz teilnahm, läßt auf Schlimmes schließen. Diese Pikten waren in Kriegsbemalung, und das Zeichen auf seiner Brust bedeutet, daß er an dem Krieg, für den sie tanzten, teilzunehmen gedachte.«
»Großer Mitra!« hauchte Hakon. »Das ist doch unvorstellbar! Ein Hyborier, der diese bemalten Teufel auf seine Freunde und Nachbarn hetzt!«
Der Lord schwieg. Er stand zwischen den Männern, die seine Arme gepackt hatten. Sein Gesicht war fahl, die Lippen hatte er zu einem Knurren zurückgezogen, daß die gelben Zähne entblößt waren. Und in seinen Augen brannte gelbes Höllenfeuer. Mir kam es vor, als läse ich Wahnsinn in
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