Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Leben kostet. Valerian und der Zauberer müssen getötet werden. Die Piktenwächter hatten gesagt, daß Valerian sich zum Geistersumpf begeben habe, um sich mit dem Zauberer des Sumpfes und den Häuptlingen der verschiedenen Stämme zu besprechen. Er hat die meisten seiner Leute im Lager zurückgelassen. Umgehen wir es und nehmen den Pfad zum Sumpf. Ihr versteckt Euch neben dem Pfad, und wenn Valerian daherkommt, dann tötet ihn. Ich werde in den Sumpf gehen und zusehen, daß ich dem Zauberer ein Ende machen kann, und Valerian ebenfalls, falls ich ihn erwische.«
»Freund Hakon«, protestierte ich. »Ihr geht das weit größere Risiko ein. Aber als Offizier ist Euer Leben für das Volk mehr wert als meines. Ich bin auch nicht gerade ein Feigling. Laßt mich in den Sumpf eindringen, während Ihr Valerian neben dem Pfad auflauert.« Den Sumpf zu betreten, war ohne Zweifel das gefährlichere der beiden Unternehmen, da man nicht nur mit den Pikten als Gegnern zu rechnen hatte, sondern auch noch mit diesen Sumpfdämonen, mit Alligatoren und unerwarteten Sumpflöchern.
»Nein«, wehrte Hakon ab. »Ich war schon einmal an diesem Sumpf, Ihr noch nicht.« Ich versuchte weiter, ihn zu überreden, aber er hieß mich schweigen, indem er mich daran erinnerte, daß er den Befehl führte.
Da ächzte der verwundete Waldläufer mit schwacher Stimme: »Laßt mich nicht in die Hände der Pikten fallen! Wenn sie ihre Toten hier finden, werden sie bittere Rache an mir üben.«
»Wir können dich nicht tragen ...«, begann Hakon, aber der Waldläufer unterbrach ihn.
»Das meinte ich nicht. Ich weiß, daß ich mit dieser Wunde im Bauch nicht wieder gesunden werde. Gönnt mir einen schnellen, sauberen Tod, ehe ihr geht!«
Also zog Hakon seinen Dolch und schnitt seinem Kameraden die Kehle durch, während ich mich umwandte. Ich werde mich wohl nie so ganz mit den Notwendigkeiten des Krieges abfinden können, aber ich wußte natürlich auch, daß der Waldläufer so einen gnädigeren Tod gestorben war, als wenn wir ihn zurückgelassen und die Wilden ihn gemartert hätten.
5
Bald wurde offensichtlich, daß die Pikten vorhatten, gleich nach der Beratung am Geistersumpf Schohara anzugreifen. Hunderte von Kriegern hatten sich im Lager auf harten Betten aus Zweigen und Blättern ausgestreckt, oder in hastig errichteten Hütten und unter Schutzdächern, während von verlöschenden Lagerfeuern müder Rauch emporkräuselte. Weder Frauen noch Kinder waren zu sehen – ein sicheres Zeichen, daß es sich hier um Kriegstruppen handelte, und nicht um ein Stammestreffen.
Im Grund genommen waren es vier getrennte Lager: Je eines gehörte den Falken, den Wildkatzen und den Schildkröten, und das größte den Wolfsmännern. Die Lager waren in keiner ersichtlichen Ordnung aufgestellt, so daß wir, als wir eines umgehen wollten, fast geradewegs ins nächste gestolpert wären. Aber schließlich lagen sie alle hinter uns, und wir waren auf dem Pfad zum Sumpf. Wie zuvor schlichen wir neben dem Pfad dahin, statt auf ihm. Leider waren die Lager weiter vom Sumpf entfernt, als wir gedacht hatten. Zweifellos hatten die Piktenkrieger, so mutig sie auch waren, nicht allzu nahe am Sumpf kampieren wollen, wo die Sumpfdämonen hausten.
Endlich fanden wir dicht am Pfad eine kleine Gruppe hoher Fichten, bei deren Wurzeln Farne wuchsen. Hier war der richtige Ort für den beabsichtigten Hinterhalt. Also legte ich mich auf den Bauch, den gespannten Bogen schußbereit vor mir, während Hakon den sanften Hang zum Geistersumpf hinunterschlich. Als ich ihm nachblickte, sah ich einzelne Tümpel offenen Wassers durch die Bäume.
Die Nacht war inzwischen weit fortgeschritten, und ich befürchtete schon, es würde dämmern, ehe wir etwas erreicht hatten. Falls es tatsächlich soweit kam, hatte ich vor, mich noch weiter vom Pfad in dichteres Gebüsch zurückzuziehen und darin den Tag zuzubringen, um es in der nächsten Nacht noch einmal zu versuchen, wenn die Pikten dann überhaupt noch hier waren. Der Durst mochte natürlich zum Problem werden, aber damit würde ich schon fertig werden.
Die Zeit kroch dahin. Ich strengte Augen und Ohren an und wünschte mir, Valerian und seine Begleiter würden auf dem Pfad daherkommen. Aber alles blieb still, wenn man vom Summen der Mücken absah und dem Brummen eines Alligatorbullen im Sumpf. Selbst die Sumpfdämonen hatten beschlossen, heute nacht nicht zu heulen.
Aber trotz allen guten Willens kann ein Mensch seine
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