Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
so erbarmungslos wie eine Klinge. »Es ist eine Giftschlange! Was seid Ihr nur für ein Narr, Euch ein Reptil umzuschlingen!«
Mit weitaufgerissenen Augen blickte der Mann an sich hinunter. Zu seinem Entsetzen sah er, daß die Gürtelschnalle sich aufrichtete. Es war tatsächlich ein Schlangenschädel! Er sah die kalten, boshaften Augen und die triefenden Giftzähne, hörte das Zischen und fühlte die ekelerregende Berührung. Er stieß einen schrillen Schrei aus und schlug mit der Hand nach dem Schlangenkopf, und schon spürte er die spitzen Zähne in die Handfläche dringen. Er erstarrte und stürzte leblos zu Boden. Tarascus betrachtete ihn ausdruckslos. Er sah nur den Ledergürtel und den Stift der Schnalle, der in der Handfläche des Gardisten steckte. Xaltotun richtete den bannenden Blick auf Tarascus' Junker. Der Mann erbleichte und begann zu zittern, da sagte der nemedische König schnell: »Nicht nötig, wir können ihm vertrauen!«
Der Zauberer straffte die Zügel und wendete die Pferde.
»Sorgt dafür, daß geheimbleibt, was hier geschah. Falls ich gebraucht werde, soll Altaro, Orastes' Diener, mich rufen, wie ich es ihn lehrte. Ich werde in Eurem Palast in Belverus sein.«
Tarascus hob grüßend die Hand, aber sein Blick war nicht freundlich, als er dem Streitwagen nachblickte.
»Weshalb hat er den Cimmerier verschont?« flüsterte der völlig verstörte Junker.
»Das frage ich mich auch«, brummte Tarascus.
Hinter dem holpernden Streitwagen blieb das Schlachtfeld zurück. Die untergehende Sonne rahmte die Felsen in scharlachrote Flammen, und der Streitwagen tauchte in das tiefe Blau des Abends, der sich aus dem Osten näherte.
4. »Aus welcher Hölle kamst du gekrochen?«
4
»AUS WELCHER HÖLLE KAMST DU GEKROCHEN?«
Conan erlebte die lange Fahrt im Streitwagen nicht bewußt. Wie ein Toter lag er, während die Bronzeräder über die Steine der Bergwege holperten und über das Gras der fruchtbaren Täler streiften und schließlich, als das Gebirge hinter ihnen lag, rhythmisch über die breite weiße Straße rollte, die sich durch das saftige Weideland zu den Mauern von Belverus schlängelte.
Kurz vor dem Morgengrauen begann seine Besinnung allmählich wiederzukehren. Er hörte Stimmengemurmel und das Ächzen schwerer Riegel. Durch einen Schlitz des ihn bedeckenden Umhangs sah er schwach im Fackelschein den großen schwarzen Bogen eines Tores und die bärtigen Gesichter von Wachen, auf deren glänzenden Helmen und Lanzenspitzen sich das Fackellicht spiegelte.
»Wie ging die Schlacht aus, edler Lord?« erkundigte sich eine aufgeregte Stimme auf nemedisch.
»Gut«, kam die knappe Antwort. »Der König von Aquilonien ist gefallen, und seine Streitkräfte sind aufgerieben.«
Mehrere Stimmen redeten erfreut durcheinander und wurden schnell vom Klappern der Räder auf Kopfsteinpflaster übertönt. Funken sprühten unter den Rädern, als Xaltotun seine Pferde durch das Tor lenkte. Conan hörte einen der Wächter murmeln: »Von jenseits der Grenze zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang bis nach Belverus! Und die Pferde schwitzen nicht einmal! Bei Mitra, sie ...« Dann blieben die Stimmen in der Ferne zurück, und nur das Klappern der Hufe und Rattern der Räder war zu hören.
Was er vernommen hatte, prägte sich in Conans Gehirn ein, aber es sagte ihm nichts. Er war wie ein geistloser Roboter, der hört und sieht, ohne es zu verstehen. Die Geräusche um ihn waren genauso bedeutungslos für ihn, wie das, was er durch den Schlitz im Umhang sah. Er verfiel wieder in eine tiefe Lethargie, und es wurde ihm nur schwach bewußt, daß der Streitwagen in einem von hohen Mauern umgebenen Hof anhielt, er von vielen Armen herausgehoben, eine steinerne Wendeltreppe hochgeschleppt und durch einen düsteren Korridor getragen wurde. Flüstern, leise Schritte und andere Geräusche umgaben ihn, aber er hörte sie nur wie in einem Traum.
Sein echtes Erwachen kam ganz plötzlich, und er vermochte wieder völlig klar zu denken. Er erinnerte sich ganz genau an das, was er von seinem Junker über den Verlauf der Schlacht in den Bergen gehört hatte, er konnte sich die Folgen ausmalen, und er glaubte, ungefähr zu wissen, wo er war.
Bekleidet wie am Tag zuvor, lag er auf einem Samtdiwan, doch in Ketten, die selbst er nicht zu brechen vermochte. Der Raum, in dem er sich befand, war in düsterer Pracht ausgestattet. An den Wänden hingen schwarze Samtbehänge, auf dem Boden lagen schwere purpurne
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