Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
vielleicht für hilflos oder unfähig, nur weil irgendein unerwartetes Naturereignis verhinderte, daß der Fluß über die Ufer trat? Ich hatte beabsichtigt, daß eure Speere den Feind vernichten, aber habt keine Angst, jetzt habe ich es mir anders überlegt. Meine Magie wird seine Streitkräfte vernichten. Conan steckt in der Falle. Er wird keinen Sonnenuntergang mehr erleben. Überquert den Fluß!«
Sie taten es im Fackelschein. Die Hufe klapperten auf dem Felsensteg und planschten durch das seichte Wasser der Furt. Das Fackellicht, das von Schilden und Harnischen widergeworfen wurde, spiegelte sich rot im schwarzen Wasser. Obgleich die Furt verhältnismäßig breit war, war Mitternacht längst vorbei, ehe die vereinten Streitmächte in der Ebene am Fluß endlich zum Schlafen kamen. In der Ferne brannten Feuer. Conan hatte in den Goralianischen Bergen Position bezogen, in denen aquilonische Könige sich schon öfter dem Feind gestellt hatten.
Amalric verließ sein Zelt und wanderte ruhelos durch das Lager. Ein gespenstisches Glühen pulsierte in Xaltotuns Zelt, hin und wieder durchschnitt ein dämonischer Schrei die Stille, und fast pausenlos war eine Trommel zu hören, die mehr zu murmeln denn zu dröhnen schien.
Amalric, dem Nacht und Umstände die Sinne geschärft hatten, spürte, daß sich mehr als physische Kräfte gegen Xaltotun stellten. Zweifel an der Macht des Zauberers erfaßte ihn. Er blickte zu den Feuern in den Bergen hoch und biß grimmig die Zähne zusammen. Er und seine Armee steckten mitten im Feindesland. Droben in diesen Bergen lauerten Tausende von menschlichen Wölfen, denen man alles geraubt hatte und die nur noch von Haß auf die Eroberer und Rachsucht erfüllt waren. Eine Niederlage würde der Auslöschung gleichkommen, denn einen Rückzug durch ein Land blutdurstiger Feinde überlebte keiner. Und morgen mußte er seine Männer gegen den grimmigsten Kämpfer der westlichen Nationen werfen und gegen seine nicht weniger grimmigen Anhänger. Wenn Xaltotun diesmal versagte ...
Ein halbes Dutzend Soldaten traten aus der Dunkelheit in den Feuerschein, der auf ihren Harnischen und Helmen blitzte.
Halb führten, halb zerrten sie einen hageren Mann in Lumpen in ihrer Mitte.
Die Soldaten salutierten und einer meldete: »Mein Lord, dieser Bursche schlich sich zu den Vorposten und sagte, er möchte mit König Valerius sprechen. Er ist ein Aquilonier.«
Er sah eher wie ein Wolf aus – ein Wolf mit den Narben von mehr als einer Falle. Alte Wunden, wie sie nur von zu engen Eisenringen stammen konnten, schwärten an Hand- und Fußgelenken. Ein gewaltiges Brandzeichen verunstaltete das Gesicht. Seine Augen stierten durch die verfilzte Haarmähne, als er in geduckter Haltung vor dem Baron stand.
»Wer bist du, räudiger Hund?« fragte der Nemedier.
»Nennt mich Tiberias«, antwortete der Mann, dessen Zähne krampfhaft gegeneinander schlugen. »Ich bin gekommen, um König Valerius zu verraten, wie er Conan in die Hände bekommen kann.«
»Ein Verräter also, eh?« brummte der Baron.
»Man sagt, Ihr habt viel Gold.« Er fröstelte in seinen Lumpen, und seine Zähne klapperten. »Gebt mir ein wenig davon! Gebt mir Gold, dann werde ich Euch zeigen, wie Ihr den König besiegen könnt!« Seine weitaufgerissenen Augen glitzerten gierig, und seine ausgestreckten Hände waren zu zitternden Klauen gespreizt.
Unwillkürlich schüttelte Amalric sich vor Ekel. Aber kein Werkzeug war zu schmutzig, wenn es seinen Zweck erfüllen mochte.
»Wenn du die Wahrheit sprichst, sollst du mehr Gold bekommen, als du tragen kannst«, versprach er. »Stellt sich jedoch heraus, daß du ein Lügner oder Spion bist, werde ich dich mit dem Kopf nach unten kreuzigen lassen. Bringt ihn mit!«
In Valerius' Zelt deutete der Baron auf den Mann, der in seine Lumpen gehüllt, zitternd vor ihnen kauerte.
»Er behauptet, er könnte uns helfen. Und wir brauchen Hilfe, wenn Xaltotuns Plan nicht besser ist, als er sich bisher erwiesen hat. Sprich, Hund!«
Der Mann wand sich in merkwürdigen Krämpfen. Seine Worte überschlugen sich schier.
»Conan lagert am oberen Ende des Löwentals. Es hat die Form eines Fächers, mit steilen Felsen zu beiden Seiten. Wenn ihr ihn morgen angreift, müßt ihr geradewegs durch das Tal. Die Berge links und rechts lassen sich nicht erklimmen. Aber wenn König Valerius meine Dienste annimmt, kann ich ihn durch die Berge führen und ihm zeigen, wie er von hinten an König Conan herankommen kann. Doch wenn
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