Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Krummsäbel. »Wer will als nächster in die Hölle fahren? Greift an, verdammt, oder ich komme zu euch!«
Die gerüsteten Reihen der Turaner hatten angehalten und bildeten nun ein Quadrat um die Plattform. Die beiden riesenhaften Barbaren standen Rücken an Rücken: einer schwarzhaarig und fast nackt, der andere blond und in düsterem Schwarz gekleidet. Sie waren wie zwei von ängstlichen Jägern umzingelte Königstiger, und keiner der Jäger wagte es, sie anzugreifen.
»Schützen!« rief ein turanischer Offizier. »Verteilt euch und schießt von allen Seiten auf sie!«
»Jetzt haben sie uns«, knurrte Rolf. »Hätten wir nur gute asgardische Kettenrüstungen ... Aber was soll's! Irgendwann muß es zu Ende sein, und es hat Spaß gemacht.«
»Soweit ist es noch nicht«, widersprach Conan. »Siehst du die Fensterreihe. Hör zu ...«
Er flüsterte seinem Kameraden etwas zu. Rolf nickte. Plötzlich sprangen die beiden Riesen vorwärts, während ihre Klingen wie Schlangenzungen zustießen. Zwei Gardisten sanken zu Boden, und die anderen wichen unwillkürlich vor diesem heftigen und unerwarteten Angriff zurück.
»Mir nach, Rolf!« rief der Cimmerier und drosch nach links und rechts. »Wir zeigen es diesen Hunden schon noch!«
Die Klingen der beiden Barbaren bahnten sich einen blutigen Weg. Der große Nordmann wirbelte herum, schlug und stach und schützte Conans Rücken, der den Weg öffnete. In tiefem Baß brüllte Rolf die Schlachtlieder des Nordens, und seine Augen funkelten voll Kampflust.
Niemand konnte sich gegen die ungestüme Wildheit der beiden halten. Turanische Säbel und Lanzen suchten ihre Opfer, glitten jedoch, ohne etwas auszurichten, von den Schildern ab, und die pantherhafte Geschwindigkeit der beiden ließ sie vor den Augen ihrer Gegner verschwimmen. Conan blutete aus einem Dutzend und mehr Verletzungen, und Rolfs Kleidung hing in Fetzen an ihm hinunter, aber was war das schon, im Vergleich zu der Verwüstung, die sie zurückließen?
Mit dem Rücken stellten sie sich an eines der großen Fenster. Eine Weile droschen sie heftig um sich, bis die dichtgedrängten Soldaten kurz zurückwichen. In ihrer abergläubischen Seele sahen die Turaner die beiden nicht mehr als Sterbliche, sondern als unbesiegbare Ungeheuer, die aus dem Reich der Finsternis emporgestiegen waren, um schreckliche Rache zu üben.
Conan benutzte diese Verschnaufpause. Sein Krummsäbel zerschmetterte eine Scheibe in tausend winzige Splitter bunten Glases. Dann schleuderten die beiden Barbaren ihre Klingen und Schilde geradewegs ins Gesicht ihrer Feinde und tauchten durch die Öffnung im Fenster hinunter in die zweihundert Fuß tiefer liegende See. Ihr spöttisches Lachen hing noch in der Luft, als die Soldaten zum Fenster stürmten.
»Schützen! Schnell! Schießt auf sie!« Die Stimme des befehlshabenden Offiziers klang schrill vor Verzweiflung. Fünf Schützen bahnten sich einen Weg durchs Gedränge und legten Pfeile an die Sehnen ihrer doppelt geschwungenen hyrkanischen Bogen. Die Fensternische wurde für sie freigemacht, und gleich darauf war das Sirren der Sehnen zu hören. Da zuckte einer der Schützen die Schulter und drehte sich zu dem Offizier um.
»Die Entfernung ist in diesem trügerischen Mondlicht zu groß. Wir können nicht einmal ihre Köpfe sehen. Vermutlich schwammen sie die meiste Zeit unter Wasser. Wir können sie unmöglich treffen.«
Wütend wirbelte der General herum und eilte ins Privatgemach des Königs. Yezdigerd hatte sich von seinem Schock erholt. Nur ein schmaler Verband um seine Stirn, den sein Turban zum Teil verdeckte, zeugte von seinem unerfreulichen Erlebnis. Er knallte die Faust auf den Tisch, daß Weinkanne und Vase ihren Inhalt auf den Boden ergossen, und unterbrach den Bericht des Offiziers.
»Wie konntet Ihr Euch dieses Versagen leisten! Es ist ein Hohn für das große Turan, daß die beiden blutdurstigen Barbaren entkommen konnten! Sind meine Soldaten vielleicht hilflose Kinder, daß sie nicht einmal mit zwei Mann fertig werden? Jeder zehnte Gardist wird am Morgen hingerichtet, um den Mut und das Pflichtgefühl der anderen zu heben!«
Mit gesetzterer Stimme fuhr er fort: »Sorgt dafür, daß sofort zwei Kriegsschiffe auslaufbereit gemacht werden. Zweifellos werden die Barbaren versuchen, ein Boot oder Schiff zu stehlen, um die See zu überqueren. Wir werden sie einholen. Kümmert Euch darum, daß die Schiffe genügend Proviant aufnehmen und von den besten Soldaten und Seeleuten bemannt
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