Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
folgte.
König Yezdigerd war ein dunkler Riese mit kurzem schwarzem Bart und dünnem, grausamem Mund. Obwohl die Ausschweifungen am turanischen Hof Tränensäcke unter den glitzernden Augen zurückgelassen, und Krähenfüße und tiefe Falten die ernsten, düsteren Züge zehn Jahre zu früh gezeichnet hatten, verriet doch sein muskulöser, kräftiger Körper, daß das Wohlleben seine ungeheure Vitalität nicht beeinträchtigt hatte.
Yezdigerd, der ein brillanter Stratege und unersättlicher Plünderer war, hatte die Größe seines Reiches, das er von seinem schwächlichen Vorgänger Yildiz geerbt hatte, verdoppelt. Er trieb Steuern von den Stadtstaaten Brythuniens und Ostshems ein. Seine gerüsteten Reiter hatten die Streitkräfte so ferner Länder wie Stygien und Hyperborea geschlagen. Der listige König Mithridates von Zamora hatte ihm Grenzprovinzen abtreten müssen und konnte seinen Thron nur halten, indem er sich immer wieder vor dem Eroberer demütigte.
In prächtigen Gewändern aus Seiden- und Goldstoffen ruhte der König auf seinem glänzenden Thron mit der täuschenden Haltung eines schlafenden Panthers.
Zu seiner Rechten saß eine Frau. Conan spürte, wie sein Blut sich erhitzte, als er sie erkannte. Es war Thanara! Sie hatte sich in die verführerischen Roben einer turanischen Edlen gehüllt. Ein brillantbesetzter Reif glitzerte in ihrem schwarzen Seidenhaar. Sie richtete den Blick triumphierend auf den gefesselten und waffenlosen Mann, den sie für den König gefangengenommen hatte, und stimmte in das Lachen der Höflinge um den Thron über eine Bemerkung des Königs ein.
Der Trupp hielt vor dem Thron. Yezdigerds Augen funkelten vor Schadenfreude. Endlich befand der Mann sich in seiner Hand, der seine Soldaten niedergemacht, seine Städte gebrandschatzt und seine Schiffe geplündert und versenkt hatte. Rachsucht wallte in ihm auf, aber er beherrschte sich und bemühte sich um eine gleichmütige Miene, als seine Gardisten sich vor dem Thronpodest niederknieten und die Stirn auf den Marmorboden drückten.
Conan kniete sich weder, noch verneigte er sich. Seine blauen Augen glitzerten wie Gletschereis, während er in aufrechter Haltung einen Wettkampf der Blicke mit dem turanischen König ausfocht. Jeder Zoll seines Körpers drückte Herausforderung und Verachtung aus. Obwohl er unbekleidet war, ging eine Aura der Macht und Kraft von ihm aus, der sich niemand entziehen konnte. Die vornehmen Anwesenden flüsterten einander von seinen beispiellosen Taten zu. Viele kannten ihn unter anderen, gefürchteten Namen aus ihrer fernen Heimat.
Als Ardashir merkte, wie gespannt der Strick war, den er noch in der Hand hielt, blickte er aus seiner knienden Haltung auf. Rasende Wut verzerrte sein Gesicht bei der Herausforderung und Verachtung für die Hofetikette, die er in des Barbaren Miene las. Heftig zerrte er am Seil und schnürte die Schlinge um Conans Hals enger. Ein schwächerer Mann wäre gestolpert und gefallen, aber der Cimmerier stand fest wie ein Fels. Die gewaltigen Muskeln seines Stiernackens traten in dicken Strängen hervor. Plötzlich beugte er sich nach vorn, richtete sich schnell wieder auf und riß so das Seil nach hinten. Ardashir wurde von den Knien gerissen und fiel mit klirrenden Waffen langgestreckt auf den Marmor.
»Ich erniedrige mich nicht vor einem hyrkanischen Hund!« Conans Stimme klang wie Donnergrollen. »Du führst deine Kriege mit Hilfe von Frauen. Weißt du nicht selbst mit der Klinge umzugehen? Ich werde dir zeigen, wie ein echter Mann kämpft!«
Während dieser kurzen Rede entspannte er die Armmuskeln, so daß das Seil sich lockerte. Indem er sich streckte, konnte er die Fingerspitzen seiner Linken um ein Ende der Stange legen. Mit einem flinken Ruck glitt seine Rechte aus den losen Schlingen und brachte die Stange nach vorn. Dann befreite er schnell den rechten Arm.
Ardashir stolperte hoch, sprang auf ihn zu und zog den Krummsäbel. Conan schmetterte ein Ende der Stange gegen den Helm des Turaners. Der Offizier flog durch die Luft und drehte sich wie eine weggeworfene Puppe.
Einen Herzschlag lang waren alle wie erstarrt, sie glaubten ihren Augen nicht trauen zu können. Mit dem Kampfinstinkt des Barbaren nutzte Conan diese Pause. Ein Stangenende schoß vorwärts und traf einen Gardisten ins Gesicht. Der Mann überschlug sich rückwärts. Dann wirbelte Conan herum und schleuderte die Stange gegen die Gruppe der Wächter auf seiner anderen Seite, gerade als sie sich von den
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