Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
werden. Sucht die kräftigsten Sklaven als Ruderer aus. Wenn ich diese Hunde erst wieder in meiner Gewalt habe, sollen sie in den Folterkammern von Aghrapur die Qualen von tausend Toden leiden.«
Er lachte, erfreut über diese Vorstellung, und bedeutete seinem General, das Gemach zu verlassen. Der Offizier machte sich daran, die Befehle seines Monarchen auszuführen.
Der Fischer Khosru saß geduldig im Bug seiner Schaluppe und flickte ein Netz, das ein heftig um sich schlagender Stör am Nachmittag zerrissen hatte. Er fluchte über sein Mißgeschick, denn das Netz war noch so gut wie neu gewesen. Es hatte ihn zwei Goldstücke gekostet, und außerdem hatte er dem shemitischen Kaufmann, von dem er es hatte, ein ganzes Netz voll Fische versprechen müssen. Was war ihm anderes übriggeblieben? Was sollte ein armer, halbverhungerter Fischer schon tun? Er brauchte Netze, wenn er sich seinen Lebensunterhalt mit Meeresfrüchten verdienen wollte.
Aber wenn das nur das einzige wäre, das er brauchte! Der größte Teil seines Fangs ging jedesmal für Steuern drauf, die der König unerbittlich einziehen ließ. Voll brennenden Hasses blickte er zur Burg, die sich vom mondhellen Himmel abhob. Wie ein riesiger Aasgeier aus Gold und Marmor kauerte sie dort oben auf dem Felsen. Die Steuereintreiber des Königs hatten geschmeidige Peitschen und keine Hemmungen, sie zu benutzen. Striemen und alte Narben zeugten von ihrer Unerbittlichkeit, wenn er mit leerem Boot zurückgekehrt war und keine Fische zum Abliefern gehabt hatte.
Plötzlich krängte die Schaluppe und hätte ihn fast über Deck rutschen lassen. Furchterfüllt sprang Khosru auf, und die Augen quollen ihm schier aus den Höhlen. Ein riesenhafter, fast nackter Mann mit triefendnasser, gerade geschnittener schwarzer Mähne kletterte ins Boot. Er erschien Khosru wie ein Meeresdämon, ein finsterer Wassermann, der aus unvorstellbarer Tiefe aufgestiegen war, um seine Seele in die Verdammnis zu schicken und seinen Leib zu verschlingen.
Die Erscheinung setzte sich auf eine Ruderbank und blieb kurz keuchend sitzen. Schließlich sagte er etwas auf Hyrkanisch mit barbarischem Akzent. Khosru beruhigte sich ein wenig, denn nach den Erzählungen konnten Dämonen überhaupt nicht sprechen. Trotzdem zitterte er unter dem Blick der funkelnden blauen Augen und der erschreckenden Haltung des Riesen. Sein Schrecken wuchs, als ein zweiter aus dem Wasser tauchte: Seine schwarze Kleidung hing in Fetzen von ihm, sein Haar war golden, und er trug einen breitklingigen Dolch am Gürtel. Letzteres sah Khosru erst, als auch dieser Riese ins Boot kletterte.
»Fürchte dich nicht, Seemann«, sagte der Schwarzhaarige mit dröhnender Stimme. »Wir sind nicht auf dein Blut aus, nur auf dein Schiff.« Er holte einen glitzernden Stirnreif aus dem Gürtelband seines Lendentuchs und streckte ihn ihm entgegen. »Dafür kannst du dir zehn Schaluppen wie diese kaufen. Einverstanden – oder ...«
Er beschrieb eine bedeutungsvolle Geste. Khosru, in dessen Kopf sich alles drehte, nickte und nahm den brillantbesteckten Stirnreif. Mit der Schnelligkeit einer verängstigten Maus sprang er in das Beiboot, das am Heck der Schaluppe vertäut gewesen war, und ruderte mit Leibeskräften.
Die beiden Riesen verloren keine Zeit. Sie setzten das Segel, das sich in der frischen Brise schnell füllte. Die Schaluppe nahm Fahrt auf und steuerte gen Osten.
Khosru zuckte verwirrt die Schultern. Kopfschüttelnd blieb er kurz stehen und betrachtete den kostbaren Reif, dessen Brillanten im Mondschein Funken zu sprühen schienen.
5. Die Blutsee
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DIE BLUTSEE
Der Wind blies, und die salzige Gischt tanzte auf den Wellen und spritzte auf das Deck. Conan, der Cimmerier, streckte die Arme und sog genußvoll die frische Luft ein. Es war ein herrliches Gefühl, frei zu sein. Seine Gedanken verloren sich in der Erinnerung, als er der Kapitän der Vilayetsee gewesen war und die turanischen Binnenhäfen in Atem gehalten hatte.
Die Vilayetsee war ein Binnenmeer der Hyrkanier, das die flinken Kriegsschiffe der Turaner beherrschten. Zwar berühren sie auch kühne Kauffahrer der kleineren Länder an der Nordostküste, aber ihr Weg durch die aufgewühlten Wellen war mit Gefahr verbunden, denn Turan brauchte nicht im Kriegszustand mit dem Land zu sein, von dem der Kauffahrer kam, um ihn auszuplündern und zu versenken. Als Ausrede wurde dann behauptet, das Schiff habe sich gegen die Interessen des turanischen Reiches
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