Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
ihnen jemanden zu finden, der ihm wohlgesinnt sein würde und von dem er nicht nur den Weg zur Stadt, sondern auch mehr über sie erfahren konnte.
Die gespenstische Atmosphäre des Bambusdschungels drückte ihn fast körperlich nieder. Unerforscht und unberührt, wenn man von den wenigen Pfaden und den zweifellos vorhandenen einzelnen Behausungen absah, schien er die Antworten auf äonenalte Geheimnisse zu kennen. Etwas Undeutbares ging von den glänzenden Bambusrohren aus, die hier üppig wucherten. Die Zauberkräfte, von denen dieses Land durchdrungen war, reichten bis zu einer Zeit zurück, ehe der Westen Bekanntschaft mit dem Feuer geschlossen hatte. Ungeheuerlich war das Wissen, das Weise, Künstler und Zauberer hier gehortet hatten.
Conan schüttelte den niederdrückenden Einfluß ab und umklammerte den Griff seines Tulwars noch fester. Fast lautlos huschten seine Füße über den Teppich aus faulendem Laub. Seine Sinne waren geschärft und wachsam wie die eines Wolfes, der in das Revier eines fremden Rudels eindringt. Dicht vor ihm schnellte plötzlich der Schädel einer schiefergrauen Schlange mit roten Zickzackstreifen auf dem Rücken auf ihn zu. Aus den spitzen Fängen sickerte farblose Flüssigkeit. Doch schon blitzte der Stahl in Conans Faust. Die scharfe Klinge des Dolches durchschnitt den Hals der Schlange. In ihren Todeszuckungen peitschte der Schwanz wild um sich. Grimmig säuberte Conan seine Klinge und rannte weiter.
Da hielt er abrupt an. Stockstill blieb er stehen. Seine Nasenflügel schienen zu wittern, und er lauschte angespannt. Er hatte das Rasseln von Waffen gehört und vernahm jetzt Stimmen.
Schnell, aber vorsichtig näherte er sich ihnen. Etwa hundert Schritt weiter machte der Pfad eine Biegung. Hinter dem Dickicht verborgen, spähte er auf eine Lichtung.
Zwei kräftige, gelbhäutige Khitaner banden ein safranfarbiges Mädchen an einen Baum. Im Gegensatz zu den meisten Menschen des Fernen Ostens waren diese Männer hochgewachsen und ungemein muskulös. Ihr mit Lack überzogener Schuppenpanzer und die breiten Helme verliehen ihnen etwas Finsteres. An ihren Seiten hingen breite Krummsäbel in lackierten Holzscheiden. Ihre Züge waren von Grausamkeit gezeichnet.
Das Mädchen wand sich in ihrem Griff und flehte sie verzweifelt mit der weichen Singsangstimme khitaischer Frauen an. Conan, der in seiner Jugend als Söldner im Dienste Turans auch ein wenig Khitaisch gelernt hatte, konnte ihre Worte verstehen. Das mandeläugige Gesicht der Gefangenen war von beachtlicher orientalischer Schönheit.
Doch ihr Flehen bewirkte nichts bei den beiden Burschen. Erbarmungslos setzten sie ihre Arbeit fort. Conan spürte, wie seine Wut wuchs. Dies war eines jener grausamen Menschenopfer, derengleichen er sich bemüht hatte, in der westlichen Welt auszurotten, die jedoch im Osten immer noch allzu üblich waren. Sein Blut kochte, als er sah, wie die Halunken das hilflose Mädchen behandelten. Wie ein Stier stürzte er, den Tulwar in der Hand, aus seiner Deckung hervor.
Das Knistern des Unterholzes erreichte das Ohr der khitaischen Soldaten. Sie wirbelten herum, und ihre Augen weiteten sich in unverhohlener Verblüffung. Beide rissen ihre Säbel aus der Scheide, und ihre Mienen verrieten ihr absolutes Selbstvertrauen. Kein Wort kam über ihre Lippen, dafür rief das Mädchen drängend:
»Flieht schnell! Versucht nicht, mich zu retten. Die beiden sind die besten Fechter Khitais! Sie gehören zur Leibwache Yah Chiengs!«
Der Name seines Feindes erhöhte Conans Wut nur noch. Seine Augen verengten sich, und er stürzte sich wie ein Löwe auf die Khitaner.
Sie mochten nach khitaischen Maßstäben zwar unvergleichliche Fechter sein, aber unter dem Zorn des Barbaren waren sie nicht mehr als Spreu im Wind. Seine Klinge wirbelte im blitzenden Todestanz vor ihren bestürzten Augen. Der mit aller Kraft geschwungene Tulwar drang durch Schuppenpanzer und Schulterbein. Sterbend ging der erste Gelbe in die Knie.
Der andere zischte wie eine Schlange und griff seinerseits an. Keiner der beiden wich auch nur einen Zoll zurück. Klirrend prallten ihre Klingen aufeinander. Und da zeigte sich, daß der khitaische Stahl der geschmeidigen Klinge des Tulwars unterlegen war, die khirgulische Meister dieser Kunst aus dem unvergleichlichen Erz der Himelians geschmiedet hatten. Des Khitaners Krummsäbel brach, und Conans Klinge stieß durch den Schuppenpanzer geradewegs in des Gegners Herz.
Stumm vor Furcht hatte die Gefangene
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