Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
freiwillig und mit sichtlicher Freude ihre echt weibliche Belohnung angeboten hatte.
Einen Tag und eine Nacht waren sie unterwegs gewesen und hatten nur kurze Pausen eingelegt, wenn das Mädchen verschnaufen mußte. Als sie schließlich so erschöpft war, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, hatte er sie sich über die Schulter geschwungen und war mit den gleichen weiten Schritten wie zuvor weitergelaufen. Schließlich waren sie zu einer Lichtung gekommen. Ein Dutzend Bambushütten mit Schindeldächern standen um einen Bach, in dem es von silberglänzenden Fischen wimmelte. Gelbhäutige Menschen mit hölzerner Miene traten bei ihrem Näherkommen aus den Hütten, die Männer mit Säbeln und Bogen bewaffnet, doch als sie sahen, was der Fremde auf der Schulter trug, stießen sie Freudenschreie aus, umringten ihn und hießen ihn als den Retter einer Tochter ihres Dorfes willkommen.
Es stellte sich heraus, daß diese Menschen Ausgestoßene edlen Blutes waren, die vor der Tyrannei Yah Chiengs, des Schrecklichen, geflohen waren. Jetzt hausten sie hier im Dschungel und mußten befürchten, jeden Augenblick von einem Trupp Soldaten des Hexers ausgelöscht zu werden.
Sichtlich satt und zufrieden wischte Conan sich den Mund ab und nahm einen Schluck aus der Schale mit gelbem Reiswein, während er den Worten seines Gastgebers lauschte.
»Ja, mächtig war die Sippe der Kang, deren Ältester ich, Kang Hsiu, bin. Und der schönste aller Stadtstaaten des nördlichen Khitais war Paikang mit seinen Purpurtürmen. Mächtige Heerscharen tapferer Krieger beschützten uns vor den kriegerischen Ambitionen Shu-Chens im Norden und Ruo-gens im Süden. Unser Land war wohlhabend und fruchtbar, und es mangelte uns an nichts. Ich lebte im Palast im Paikang, umgeben von aller Pracht unserer alten Kultur.
Dann kam der Verfluchte. Eines Nachts brauste er aus dem Südosten herbei. Durch seine teuflische Hexerei vernichtete er unsere Heerscharen. Risse öffneten sich in der Erde, die sie verschluckten, magisches Feuer verschlang sie, und was übrigblieb, starb an der Pest. Ohne sie hatten seine Höllenhunde leichtes Spiel in unserer einst so herrlichen Stadt. Sie brandschatzten wild, und ihre Grausamkeiten waren unbeschreiblich. Es glückte mir, mit meiner Familie und einigen Gefolgsleuten auf schnellen Kamelen zu fliehen. Nach vielen Gefahren fanden wir diese Zuflucht. Ich bezweifle, daß Yah Chieng davon weiß, sonst hätte er uns inzwischen sicher längst getötet. Kang Lou-dze, meine Tochter hier, wurde von seinen Soldaten gefangengenommen, als sie eine einige Meilen entfernte Ortschaft besuchte. Hierher haben sich bisher noch nie Soldaten oder Jäger verirrt.
Aber die allgemeine Lage scheint mir hoffnungslos zu sein. Wir hier sind nur eine Handvoll und können nichts gegen Zauberkräfte und Tausende von wohlbewaffneten Soldaten ausrichten. Natürlich sehnt sich das Volk, das er unterdrückt und durch Steuern und Zölle ausquetscht, nach den vergangenen Zeiten des Friedens, der Freiheit und Wohlhabenheit zurück. Es würde sich erheben, gäbe man ihm die Chance, aber es hat die Faust der Generäle im Nacken. Yah Chiengs Soldaten stolzieren mit der Peitsche in der Hand wie Eroberer durch die Straßen unserer Städte.
So geht es nun schon seit fast zwanzig Jahren, und unsere Hoffnung schwindet immer mehr. Sie wäre sicher auch längst schon ganz erloschen, gäbe es die Prophezeiung nicht, auf die wir während all dieser Schreckensjahre vertrauten.«
Conan hatte stumm zugehört, doch jetzt drängte die Neugier ihn zu einer Frage. »Diese Prophezeiung, worum geht es?«
»Meine Gemahlin, Kang Lou-dzes Mutter, war mit ungewöhnlichen Gaben gesegnet. Sie kannte den Ruf der Vögel, und oft sah ich, wie wilde Tiere aus dem Dschungel ihr liebevoll die Hände leckten. Bei Yah Chiengs Überfall gelangte einer seiner Meute in ihr Gemach und streckte sie nieder, während sie zu unseren Göttern betete. Ich kam zu spät, sie zu retten, doch als ich mit blutiger Klinge über der Leiche ihres Mörders stand, winkte sie, die in ihrem Blute auf dem Boden lag, mir zu und flüsterte, als ich mich gramgebeugt neben sie kniete:
›Mein Ende ist gekommen. Fliehe schnell und rette unsere Familie. Versteckt euch und wartet ab. Verzweifelt nicht, denn aus dem Westen wird ein Eroberer kommen mit großem, edlem Herzen. In seinem Grimm wird er den Unhold wie eine Schlange unter dem Absatz zermalmen. Dieser Erlöser ist ein Weißer von gewaltigen
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