Conan-Saga 21 - Conan der Barbar
mächtigen Arme. Haßerfüllt starrte er zu seinem Erzfeind hoch. Doom sah zu, wie sein Unterführer den Bogen in seine Hülle zurückschob. Ein grausames Lächeln verzog sein Gesicht.
Rexor grinste und rief bewundernd: »Ein großartiger Schuß, Meister. Tod den Ungläubigen!«
Das Lächeln Dooms wandelte sich zu einer unmenschlichen Grimasse. Seine Stimme war weittragend in der stillen Luft: »Tod allen, die sich gegen mich stellen!«
Er drehte sich auf der Ferse um und schritt davon.
Conan beugte sich über das verwundete Mädchen und küßte die bleichen Lippen. Dann zog er den Pfeil aus dem Rücken. Valeria, die zu schwach war zu schreien, stöhnte vor Schmerz. In der Hand des Barbaren wurde das Geschoß erneut zur Schlange. Ekelerfüllt schleuderte er sie in das kristallklare Wasser des Flusses.
Er beugte sich wieder über das Mädchen. »Du darfst nicht sterben!« flüsterte er. »Ich brauche dich.«
Valeria gelang ein mühsames Lächeln. »Der Zauberer – sagte mir – daß ich – den Preis – der Götter – bezahlen muß.« Ihre Stimme war so schwach wie das Rascheln von Blättern in einer ersterbenden Brise. »Jetzt habe ich – bezahlt.«
Ihr Goldhaar an seiner Schulter hob sich im Schein der aufgehenden Sonne leuchtend von seiner schwarzen Mähne ab. Von beiden tropfte Wasser über des Cimmeriers Brust. Über der Vilayetsee kam ein Wind auf.
»Halt mich fest – fester!« wisperte Valeria. »Küß mich – hauche deinen – warmen Atem – in mich ...«
Er küßte sie wild, hungrig und wiegte sie in seinen Armen wie eine Mutter ihr krankes Kind. Ihr Gesicht wurde aschfahl, ihre langen Wimpern wirkten wie dunkle Flecken auf den wächsernen Wangen.
»Kalt – so kalt«, stöhnte sie. »Halt – mich – warm ...«
Wieder drückte er seine Lippen auf ihre. Ihre Hand sank schlaff in das junge Gras.
Conan drückte sie verzweifelt an sich, bis Subotai ihm sanft die Hand auf die Schulter legte und stumm den Kopf schüttelte. Da grub der junge Barbar das Gesicht in das nasse blonde Haar.
Während die Sonne am wolkenlos blauen Himmel höherstieg, zügelten drei Reiter ihre schweißüberströmten Pferde vor der Fellhütte des Schamanen. Conan saß mit der schlaff in seinen Armen hängenden Valeria ab. Subotai schwang sich von seinem Roß und befreite die Prinzessin von den Stricken, mit denen sie sie in den Sattel von Valerias Tier gebunden hatten.
Der greise Magier eilte herbei, um sie zu begrüßen. Er warf einen Blick auf Conans stille Last und legte die Finger um ein herabbaumelndes Handgelenk. Traurig schüttelte er den Kopf auf des Cimmeriers stumme Frage. Die tapfere Kriegerin war ohne Zweifel tot.
Conan trug den Leichnam in die Hütte. Subotai rief ihm nach und deutete auf die gefangene Prinzessin: »Ich bleibe hier und passe auf sie auf. Du bist bestimmt lieber eine Weile allein.«
Mit Hilfe des alten Einsiedlers legte Conan Valeria auf eine Decke, zog ihr die feuchte verschmutzte Kleidung aus und wusch Blut und Tarnfarbe von ihrer bleichen Haut. Der große Juwel, den sie aus dem Turm der Schlange gestohlen hatten, funkelte immer noch an der Brust der toten Kriegerin. Staunend betrachtete der Schamane ihn.
Schließlich sagte er leise: »Dieser Talisman – ich möchte ihn mir gern näher ansehen – im Licht dort.« Er deutete auf den schmalen Fensterschlitz, durch den ein Sonnenstrahl seinen Weg gefunden hatte.
Wortlos zog Conan das Lederband über Valerias Kopf und reichte dem Greis den riesigen Anhänger.
Der Alte trug den Juwel zum Fenster und beobachtete, wie sein rötlicher Schein sich in der Hütte ausbreitete. Fast ehrfürchtig sagte er:
»Das ist das Auge Sets, nicht wahr? Kennst du denn seine Zauberkraft nicht?«
»Nein«, brummte Conan. »Für mich ist es nur ein Stein, der uns Reichtum bringt, wenn wir ihn verkaufen.«
»Für uns Zauberer ist er von weit größerem Wert. Wie gelangte er in euren Besitz?«
»Wir stahlen ihn aus dem Schlangenturm in Shadizar«, gestand der Cimmerier. »Seinetwegen setzten wir unser Leben aufs Spiel.«
»Kein Wunder, daß die Set-Anhänger ihn so wohl beschützten, und euch nun vernichten wollen, um ihn zurückzubekommen«, sagte der Schamane. »Eine seiner vielen Kräfte ist die Macht über die Tiermenschen, die Dooms schmutzige Arbeit tun. Halte ihn so, daß sie ihn sehen können, und wenn du ihnen einen Befehl erteilst, haben sie keine andere Wahl, als ihn zu befolgen.«
Er gab Conan den Juwel zurück. Der hängte ihn sich um
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