Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
»Ich bin Lady Ariane Pandarian«, sagte sie kalt. Mitra, wie lange war es her, seit sie diesen Namen benutzt hatte? »Falls Lord Albanus euch nicht hart genug anfaßt, wird mein Vater es selbst in die Hand nehmen.«
Er ließ sie los, als hätte er sich die Finger an ihr verbrannt. Ihre Füße schlugen hart auf dem Boden auf. »Verzeiht, meine Lady«, stammelte er. Der Rest starrte sie mit offenen Mündern an. »Seid geehrt. Ich wollte Euch nicht ...«
»Genug«, unterbrach sie ihn. »Ich brauche auch eure Begleitung nicht.« Den Kopf hoch erhoben, schritt sie zum Palast, während er sich immer noch um eine Entschuldigung bemühte.
Hochmut, sagte sie sich, war ihre einzige Hoffnung, wenn sie schon ohne Diener und Leibwächter hierherkam. Als ein Flügel der gewaltigen Eingangstür von einem Graubärtigen, mit dem Hofmeistersiegel auf dem Wams, geöffnet wurde, bedachte sie ihn von oben herab mit eisigem Blick.
»Ich bin Lady Ariane Pandarian«, sagte sie. »Führt mich zu dem Bildhauer Stephano Melliarus.«
Der Oberhofmeister starrte sie sichtlich überrascht an und blickte verstohlen den Aufgang hinter ihr entlang. »Verzeiht mir ... meine Lady ... aber ich ... kenne niemanden ... namens Stephano.«
Brüsk schob sie ihn zur Seite und trat in die säulenumsäumte Vorhalle. »Führt mich zu Lord Albanus«, befahl sie. Innerlich zitterte sie. Angenommen, Conan hatte sich getäuscht. Was war, wenn Stephano sich nicht hier befand? Doch der Gedanke, in die menschenleeren Straßen zurückkehren zu müssen, spornte sie an.
Stumm bewegten sich die Lippen des Oberhofmeisters, und sein Bart wackelte, bis er schließlich Worte fand. »Folgt mir, bitte«, und hastig fügte er hinzu: »Meine Lady.«
Das Gemach, in dem er sie zurückließ, während er Lord Albanus suchte, war sehr geräumig. Die Wandteppiche waren in hellen Farben gewirkt, und die flackernden Goldlampen verbreiteten heimeliges Licht, das sie nach der Düsternis der Straßen zu würdigen wußte. Doch das freundliche Gemach half ihr nicht, die wachsende Furcht zu vertreiben. Was war, wenn der, den sie suchte, überhaupt nicht hier war und sie sich vor diesem Lord, den sie nicht kannte, zur Törin machte? Ihr Schutzschild aus Hochmut schmolz dahin, und Lord Albanus fegte bei seinem Eintreten mit seinem harten Blick den Rest davon.
»Ihr sucht einen Mann namens Stephano?« fragte der Mann mit dem Raubvogelgesicht ohne Umschweife. »Wieso glaubt Ihr, daß er hier ist?«
Am liebsten hätte sie die Hände gerungen, doch statt dessen verkrampfte sie sie unter dem Umhang, doch gelang es ihr nicht, den Wortfluß ihrer Sorgen zu dämmen. »Ich muß mit ihm sprechen. Niemand sonst will mit mir reden, und Taras ist tot, und Conan sagt, man habe uns verraten, und ...« Zitternd Atem holend, hielt sie inne. »Verzeiht, Lord Albanus. Wenn Stephano nicht hier ist, gehe ich natürlich sofort.«
Albanus' dunkle Augen hatten sich bei ihrem Erguß geweitet. Jetzt kramte er in dem Beutel an seinem Gürtel und sagte:
»Wartet! Habt Ihr schon je dergleichen gesehen?«
Seine Finger brachten einen Edelstein von fast feurigem Weiß zum Vorschein. Er murmelte Worte, die sie nicht verstehen konnte, während er ihn auf der Handfläche ausstreckte.
Gegen ihren Willen zog das Juwel ihre Augen an, wie ein Magnetstein Eisen. Ein bleicher Strahl löste sich plötzlich von dem Stein und hüllte ihr Gesicht ein. Sie schnappte nach Luft, als wäre sie geschlagen worden. Schrecken erfüllte sie. Sie mußte fort von hier. Aber ihre Beine gehorchten nicht. Hilflos zitternd war sie auf den Fleck gebannt, und ein grelles Weiß raubte ihr die Sicht. Lauf, schrie es tief in ihr. Warum, antwortete etwas. Die Panik verflüchtigte sich, ihr Wille schwand. Der Strahl erlosch, und sie blickte nun ruhig atmend in den bleichen Stein, der ihr jetzt feuriger vorkam als zuvor.
»Geschafft«, hörte sie Albanus murmeln. »Aber wie gut?« Mit erhobener Stimme befahl er: »Zieh dich aus, Mädchen.«
Etwas, das noch tief in ihr wachte, ließ sie erröten, aber ansonsten erschien es ihr keine unbillige Anweisung zu sein. Sie ließ ihren Umhang fallen und öffnete die Brosche, die ihr Gewand zusammenhielt. Er glitt als bauschiger Haufen auf ihre Füße. Die Hände auf die wohlgerundeten Hüften gestützt, ein Knie leicht gebogen, stand sie abwartend.
Albanus betrachtete ihren gutgebauten Körper und lächelte freudlos. »Wenn du diesem Befehl so willig gehorcht hast, wirst du auch jetzt die Wahrheit sagen,
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