Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
letzten
Augenblick kauerte er sich zusammen, während die Klinge quer über den hellen
Bauch mit dem schimmernden Schleim strich, und duckte sich unter die
zuschlagende Klaue, die so nur seinen Umhang traf. Mit aller Kraft riß Conan
sich los. Der größte Teil des Umhangs blieb in den Krallen zurück, während nur
noch Fetzen über seinen Rücken hingen.
Kaum im Laufen innehaltend,
bückte Conan sich, um den Beutel aufzuheben, drehte sich auf einem Fuß und
raste an der Barriere entlang. Dicht hinter ihm knirschten Steine. Der
Cimmerier wirbelte herum und schlug mit dem Breitschwert nach der auf ihn
herabsausenden Klauenhand. Drei Finger mit langen spitzen Krallen fielen
abgetrennt auf den Boden, doch die verstümmelte Pranke schmetterte Conan
halbbetäubt auf die Knie.
Schon legten sich stahlharte
Arme um ihn und hoben ihn den gewaltigen, scharfen Zähnen entgegen. Nur Conans
Schwertarm befand sich außerhalb der eisernen Umklammerung. Er stieß die Klinge
tief in den Rachen des Ungeheuers. Die Spitze bohrte sich in Fleisch, scharrte
gegen Knochen und drang am Nacken wieder aus.
Die Kreatur knurrte, biß auf die
Klinge und versuchte rasend vor Wut, nach dem Cimmerier zu schnappen. Der
stinkende Atem stieg in Conans Nase. Wie ein Foltergerät quetschten die
kräftigen Arme ihn, bis er befürchtete, seine Wirbelsäule würde brechen.
Jegliches Gefühl war sowohl aus seinen Beinen als auch aus seiner gefangenen
Hand gewichen. Er wußte nicht einmal, ob er den Beutel noch hatte, der seine
einzige Hoffnung war, das Verfluchte Land verlassen zu können. Seine letzte
Möglichkeit war, mit aller verbleibenden Kraft dagegen anzukämpfen, daß er noch
näher an den gierigen Rachen herangebracht wurde.
Doch plötzlich überfiel ihn eine
größere Besorgnis, über die Schulter des Ungeheuers sah er die Grenzsteine, und
ihr Kampf führte sie immer dichter an die tödliche Barriere hinan. Noch näher!
Aber zumindest würde er mit dem Schwert in der Hand sterben, und nicht allein.
Das blutrote Auge des Einäugigen blickte ihn unsicher an, als der Cimmerier in
grimmiges Gelächter ausbrach. Sie hatten die Barriere erreicht.
Schmerz durchfuhr Conan, ein
Schmerz, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte: die Haut von den Muskeln
gerissen, die Muskeln von den Knochen, die Knochen zu Pulver zermalmt und das
Ganze in siedendes Metall geworfen, und sogleich begann der qualvolle Kreislauf
von vorn. Und wieder. Und …
Conan stellte fest, daß er auf
Händen und Knien auf dem Boden kauerte. Jeder Muskel zitterte unter der Anstrengung,
sich zu halten und nicht auf das Gesicht zu fallen. Noch hatte er das Mittel,
aus dem inneren Kreis zu gelangen, und irgendwie hatte er die Berührung der
Barriere überlebt. Doch ein Gedanke beherrschte ihn, wenngleich benommen: Er
mußte auf die Füße kommen und bereit sein für den nächsten Angriff des
Ungeheuers. Sein Breitschwert lag vor ihm. Er schwankte vorwärts, packte die
abgegriffene Lederscheide – und fast hätte er sie fallenlassen. Das Leder war
gesprungen und sengend heiß.
Plötzlich stürmte ein
ohrenbetäubendes Geräusch auf ihn ein: ein Knistern und Zischen wie von tausend
Blitzen. Da wurde Conan bewußt, daß er eine Weile völlig taub gewesen war und
er erst jetzt wieder zu hören begann. Zitternd stand er auf und – erstarrte.
Das Ungeheuer lag quer über der
Barriere und zuckte am ganzen Leib, während sprühende Lichtbogen in ihm
entstanden und sich an ihrem anderen Ende in ihn bohrten. Flammen in allen
Farbtönen züngelten aus dem allmählich verkohlenden Körper.
Erleichtert atmete Conan auf, doch
seine Freude schwand, als er auf die Barriere starrte. Er befand sich nicht
mehr im inneren Kreis. Wie er die Durchquerung der Barriere überlebt hatte –
vielleicht hatte die gewaltige Lebenskraft des Ungeheuers den größten Teil der
tödlichen Kraft angezogen, und er war dadurch verschont geblieben –, war jetzt
unwichtig. Von Bedeutung war lediglich, daß er nur genügend Pulver hatte, um
die Barriere noch ein einziges Mal zu durchdringen. Betrat er den inneren Kreis
erneut, würde er nie mehr imstande sein, ihn wieder zu verlassen.
Schweigend wandte er sich von
dem immer noch zuckenden Kadaver des Untiers im inneren Kreis ab, und seine
Augen funkelten unheildrohend.
21
Akeba und die anderen kauerten
um ein winziges Feuer, als Conan aus dem Verfluchten Land herauskam und
schimmerndes schwarzes Blut mit den Fetzen seines Umhangs von seinem Schwert
wischte.
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