Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
bei ihnen sein würde. Dreieinhalb, wenn er Sharak
rechnete, denn der alte Sterndeuter würde, wenn es zum Kampf kam, nicht halb
soviel wie Akeba oder Tamur leisten, wenn überhaupt etwas. Möglicherweise würden
noch ein paar weitere Nomaden sie rechtzeitig einholen, doch damit konnte er
nicht rechnen. Dreieinhalb, also.
Als Tamur sie erreichte, zupfte
er sich Dornen aus dem Arm und stieß Verwünschungen hervor, die einen Seemann
hätten erröten lassen. Im gleichen Augenblick fielen dicke Regentropfen auf
Conans Nacken. Erstaunt blickte der Cimmerier zu den schwarzen Wolken hoch. So
sehr hatte er bisher notgedrungen auf den Boden vor den Füßen geachtet, daß er
ihr Aufkommen gar nicht bemerkt hatte.
Schnell verdichteten sich die
vereinzelten Tropfen zum Wolkenbruch. Heftiger Wind pfiff an der Küste entlang,
zerrte an den niedrigen Büschen und heulte immer ärger, bis er in den Ohren
dröhnte. Er wirbelte auch den noch nicht ganz aufgeweichten Sand auf, der sich in
der Luft mit dem Regen vermischte und die Männer von oben bis unten
beschmutzte. In der Nähe riß der Sturm einen kräftigen Dornbusch mit dicken
Wurzeln aus, der bisher vielen Unwettern getrotzt hatte, und trug ihn mit sich.
Tamur legte die Lippen dicht an
Conans Ohr und brüllte: »Das ist Kaavans Zorn! Wir müssen Unterschlupf suchen
und beten!«
»Es ist bloß ein Sturm!« brüllte
der Cimmerier zurück. »Auf der Schaumtänzerin haben wir schlimmeren
getrotzt!«
»Nein! Das ist kein üblicher
Sturm! Es ist der Zorn Kaavans!« Das Gesicht des Hyrkaniers war eine verzerrte
Maske. Sichtlich kämpfte die Furcht mit seinem Mannesmut. »Er kommt ohne
Vorwarnung, und dann sterben viele! Pferde werden in die Luft gehoben und
Jurten mit allem, was in ihnen ist. Manchmal findet man sie zerschmettert in
weiter Ferne, manchmal überhaupt nicht mehr! Wir müssen Unterschlupf finden,
wenn wir überleben wollen!«
Tatsächlich tobte der Sturm
zunehmend stärker. Er schüttelte die Büsche, bis es aussah, als versuchten sie
sich von ihm loszureißen und zu fliehen. Die Regentropfen, die er peitschte,
schlugen wie Steinchen von einer Schleuder gegen die Haut.
Akeba, der Sharak stützte, hob
die Stimme über den Sturm hinweg. »Wir müssen uns unterstellen, Cimmerier! Der
alte Mann hat keine Kraft mehr. Er wird den Sturm nicht überleben, wenn wir
keinen Unterschlupf finden!«
Sharak schob den Turaner von
sich und hielt sich, auf seinen Stock gestützt, aufrecht. Seine weißen
Haarsträhnen klebten patschnaß an seinem Kopf. »Wenn du nicht mehr weiter
kannst, Soldat, dann sag es. Ich bin noch lange nicht am Ende!«
Conan warf einen mitfühlenden
Blick auf den Alten. Sharak klammerte sich an seinen Stock wie an ein rettendes
Tau. Die beiden anderen, obwohl jünger und kräftiger, waren kaum in besserer
Verfassung. Akebas dunkles Gesicht war mit tiefen Linien durchzogen, die seine
Erschöpfung verrieten, und Tamur, dessen Pelzmütze ihm durchweicht über die
Ohren hing, schwankte, wenn der Wind auf ihn einpeitschte. Aber Conan mußte
auch an Yasbet denken.
»Wie viele deiner Nomaden
folgen, Tamur?« fragte er schließlich. »Werden sie uns einholen, wenn wir
warten?«
»Alle folgen«, erwiderte Tamur.
»Aber Hyrkanier marschieren nicht im Zorn Kaavans, denn das bringt den Tod,
Cimmerier.«
»Jhandars Knechte sind keine
Hyrkanier«, brüllte Conan gegen den Wind. »Sie werden sich von dem Sturm nicht
aufhalten lassen. Dagegen wird der Wind dafür sorgen, daß die Galeere vor Anker
bleibt. Wir müssen sie erreichen, ehe sie in See stechen kann. Bis dahin sind
Jhandars Männer mit Yasbet an Bord. Wenn ihr nicht mitkommen wollt, gehe ich
allein.«
Einen langen Augenblick war
nichts als das Toben des Sturmes zu hören, dann sagte Akeba: »Ohne dieses
Schiff komme ich vielleicht nie an Jhandar heran.«
Tamurs Schultern hoben sich in
einem tiefen Seufzer, der im Wind nicht zu hören war. »Baalsham! Seit man uns
zu Gesetzlosen machte, habe ich fast nicht mehr an Baalsham gedacht. Kaavan
versteht Rache.«
Sharak wandte sich südwärts und
folgte, schwer auf seinen Stock gestützt. Conan und Akeba nahmen je einen Arm
des Alten, um ihm über den unebenen Boden zu helfen. Obgleich er brummelte,
versuchte er sich nicht aus ihrem Griff zu befreien. Langsam kamen sie voran.
Der Wind schmetterte gegen die
Küste. Verkümmerte, verkrüppelte Bäume und mächtige Dornbüsche schaukelten und
beugten sich. Der Regen peitschte auf sie ein, und Sandkörnchen flogen
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