Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
Bemühungen, ihrer habhaft
zu werden. Doch trotz seiner Angst hielt er mit der genauen Beschreibung des
riesenhaften Nordmannes zurück. Ein kleiner Teil seines Ichs wollte
mitverantwortlich für den Tod dieses Burschen sein, der ihn so in Gefahr
gebracht hatte, und ein größerer wollte den Preis, den die Vermummte für die
Statuette bezahlen würde. Denn wüßte sie, wie sie ohne ihn an die Bronzefigur
herankommen konnte, brauchte sie ihn vielleicht nicht mehr. Er kannte andere
wie er selbst, die ihr dienten, und Baraca erinnerte ihn an die Schrecklichkeit
ihres Grimms. Als er geendet hatte, blieb er furchterfüllt am Boden liegen.
»Ich
mag jene nicht, die mir etwas vorenthalten wollen«, sagte sie schließlich, und
er erschauderte. »Besorg mir diese Bronzestatuette, Galbro. Wenn du mir aufs
Wort gehorchst, werde ich deine Lügen vergessen. Wenn nicht …«
Sie
mußte ihre Drohung nicht in Worte kleiden. Er malte sich verschiedene
Möglichkeiten aus, jede schlimmer als die vorherige. »Ich werde gehorchen,
meine Lady«, schluchzte er und rieb das Gesicht über den staubigen Boden. »Ich
werde gehorchen. Ich werde gehorchen.«
Erst
als ihre Schritte nach Verlassen des Gemachs nicht mehr zu hören waren, hielt
er mit seiner vielfach wiederholten Versicherung inne. Er hob den Kopf und
blickte sich wild um. Erleichterung erfüllte ihn, daß er allein war und noch
lebte. Sein Blick fiel auf die Adler. Sie waren wieder unbeweglich, doch einer
lehnte sich vor, die Schwingen leicht erhoben, als wäre er bereit, auf ihn
herabzustoßen. Der andere hatte die Krallen noch in die Tischplatte geschlagen
und den Kopf schräg gelegt und schien ihn mit den Bernsteinaugen durchbohren zu
wollen.
Galbro
wäre gern geflohen, aber er wußte, daß er nicht weit und nicht schnell genug
laufen könnte, ihr zu entgehen. Dieser verdammte Nordmann war an allem schuld.
Ohne ihn wäre alles so weitergegangen wie zuvor. Wut regte sich ihn ihm,
wohltuende Wut, die seine Angst überlagerte. Der Nordmann würde für alles
bezahlen, was er seinetwegen hatte durchmachen müssen. Ja, der Riese würde
dafür bezahlen!
Synelle
wartete, bis sie in ihrer Sänfte saß – die völlig unverziert war, damit sie
nicht auffiel – und die blaßgrauen Vorhänge vorgezogen hatte, ehe sie ihren
Schleier abnahm. Die Diener trugen sie aus dem Hof des kleinen Hauses, in dem
sie sich mit Galbro getroffen hatte, ohne daß sie ihnen Anweisungen erteilen
mußte. Da sie keine Zungen mehr hatten, konnten sie nicht davon reden, wohin
sie sie gebracht hatten, aber sie wußten auch so, daß sie – genau wie der Dieb
mit dem verschlagenen Gesicht – ihr in jeder Beziehung gehorchen mußten.
Es
war gut, daß sie zu diesem Treffen immer wohlvorbereitet ging. Ein Tuch, mit
dem Galbro sich den Schweiß abgewischt hatte, besorgt von einem anderen ihrer
Diener, und ein paar den ausgestopften Adlern ausgerupfte Federn hatten es ihr
ermöglicht, sich den Dieb völlig gefügsam zu machen. Sie konnte beruhigt sein.
Er hatte keine andere Wahl, als ihr zu gehorchen. Und doch fühlte sie keine
angenehme Entspannung wie sonst durch das Wiegen der Sänfte.
Etwas
an der Beschreibung des verschlagenen Diebes von der Bronzestatuette ließ ihr
keine Ruhe. Es waren ihr schon viele Abbilder von Al’Kiirs Kopf untergekommen,
viele Medaillons und Amulette mit der Prägung seines Kopfes oder seinem
Hörnersymbol, doch bisher noch nie eine vollständige Figur. Nach der
Beschreibung Galbros mußte sie ein verkleinertes Ebenbild des Gottes sein. Ihr
Gesicht verriet ihr Staunen. Einem Schriftenfragment hatte sie entnommen, daß
es – etwas gab. Dessen war sie sicher.
Sie
zog den Vorhang einen Spalt zurück. »Schneller!« rief sie. »Erlik verfluche
euch, schneller!«
Die
Träger beschleunigten den Schritt und bahnten sich einen Weg durch die Menge,
ohne der Flüche zu achten, die ihnen folgten. Synelle würde mehr als fluchen,
wenn sie nicht ihr Bestes gaben. In der Sänfte hämmerte sie mit den schmalen
Fäusten auf den Sitz in ihrer Wut, daß es so lange dauerte, die Stadt zu
durchqueren.
Kaum
hatten die Träger den Innenhof ihres Landhauses betreten, noch ehe sie die
Sänfte auf den Schieferplatten abstellten, sprang Synelle hinaus. Selbst in
ihrer Hast durchzuckte sie Haß beim Anblick des Hauses. Obgleich es nicht
weniger groß und prächtig als die Paläste in der Stadt aussah, war es eben doch
kein echter Palast. Die weißgetünchten Wände mit Stuck und das mit roten
Ziegeln
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