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Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Titel: Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gedeckte Dach waren für einen Kaufmann angemessen – oder für eine Frau.
Nach dem alten Gesetz durfte keine Frau, nicht einmal eine Prinzessin, einen
Palast innerhalb der Stadtmauern von Ianthe besitzen. Aber das würde sie
ändern. Bei den Göttern, wenn das, was sie glaubte, stimmte, würde sie es noch
in diesem Monat ändern! Warum sollte sie auf Valdrics Tod warten? Nicht einmal
die Armee konnte gegen sie ankommen. Iskandrian, der Weiße Adler von Ophir,
würde sich vor ihr auf die Knie werfen, genau wie die hohen Lords von Ophir.
    Sie
ließ den Umhang fallen, damit eine Magd ihn aufräumen mochte, und hob den Saum
ihres Gewandes bis über die Knie, ohne die auf ihre weißen Beine starrenden
Diener zu beachten. So rannte sie die Treppe hoch zu dem fensterlosen Raum im
obersten Stockwerk, zu dem niemand außer ihr Zutritt hatte. Was sich in ihm
befand, löschte sie durch Zauber aus ihrem eigenen Gedächtnis, solange sie sich
nicht in ihm aufhielt, damit niemand ihr durch irgendwelche Mittel das
Geheimnis entreißen konnte.
    In
goldenen Haltern an den Wänden brannten bleiche, duftende Kerzen, doch all ihr
Licht vermochte nicht dieses Gefühl von Finsternis zu verdrängen, hervorgerufen
durch den Zweck dieser Kammer. Auf gewisse Weise war sie ein Schrein, obgleich
es keine Götzenbilder hier gab und keinen Altar. Drei lange, auf Hochglanz
polierte Tische waren das einzige Mobiliar dieses Raumes. Auf einem davon
standen versiegelte Flaschen, deren Inhalt schwach blubberte oder in
gespenstischem Licht glühte, und Gefäße mit übelriechenden Pulvern – die Mittel
ihrer selbsterlernten Künste. Auf dem zweiten lagen Amulette und Talismane. In
einigen davon steckten schreckliche Kräfte, die sie zwar spürte, derer sie sich
jedoch noch nicht zu bedienen vermochte. Al’Kiir würde dafür sorgen, daß es jedoch
bald soweit war.
    Doch
der dritte Tisch war es, zu dem sie eilte, denn auf ihm befanden sich die
Fragmente von Schriftrollen und die brüchigen Pergament- und Velinseiten von
Schriften, die sie über die Jahre hinweg mühsam zusammengetragen hatte. Sie bewahrten
das finstere Wissen über Zauberkräfte, die die Welt zu vergessen versucht hatte
– Zauberkräfte, die ihr Macht verleihen würden. Hastig blätterte sie hindurch,
diesmal ohne darauf zu achten, daß die uralten Seiten dadurch noch mehr
beschädigt wurden. Endlich fand sie, was sie suchte, und las mühelos die Worte
einer seit tausend Jahren toten Sprache. Vermutlich war sie der letzte Mensch,
der das vermochte, denn der Weise, der sie ihr beigebracht hatte, war tot. Sie
hatte ihn mit seinem eigenen Bart erdrosselt, und, um ganz sicherzugehen, sein
Weib und seine Kinder in den Betten erwürgt. Der Tod hütete Geheimnisse besser
als alles Gold.
    Ihre
dunklen Augen leuchteten auf, und sie las noch einmal die Zeilen, die sie
gefunden hatte.
     
    So
rufe den großen Gott, flehe ihn an, und stelle vor sein Standbild, sein
Sukzedaneum, die Brücke zwischen den Welten, als Leuchtfeuer, um dem Gott den
Weg zu dir zu weisen.
     
    Sie
hatte geglaubt, mit der Brücke und dem Leuchtfeuer sei die Priesterin gemeint,
und hatte deshalb sich selbst vor Al’Kiirs Standbild gestellt. Doch das, was
unter dem Berg ruhte, war kein Standbild. Es war der leibhaftige Körper des
Gottes. Also mußte es das Standbild sein, das während des Rituals vor die
Priesterin gestellt werden mußte. Das Standbild! Die Bronzestatuette! So mußte
es sein! Ungeheure Freude erfüllte sie, als sie aus der Kammer rannte.
    Auf
dem Korridor zündete eine Magd die von der Decke hängenden Silberlampen an.
Behindert durch die Kohlenschale und Zange, warf sie sich dennoch eilig vor
ihrer Herrin zu Boden.
    Synelle
war nicht bewußt gewesen, wie weit der Tag schon fortgeschritten war. Die
Dämmerung senkte sich bereits über die Stadt, und kostbare Zeit verging,
während sie so stand. »Such Lord Taramenon!« befahl sie. »Er soll sofort in
mein Ankleidegemach kommen. Lauf, Mädchen!« Und die Magd rannte so schnell sie
konnte, denn sich Lady Synelles Unwillen zuzuziehen, brachte Bestrafung mit
sich, die man sich lieber gar nicht vorstellte.
    Es
war unnötig zu fragen, ob der gutaussehende junge Lord sich in ihrem Landhaus
aufhielt. Taramenon wollte König werden, ein törichter Wunsch für einen, der
weder vom richtigen Geschlecht war, noch über Geld verfügte: ein Wunsch, den er
vor ihr verbergen zu können glaubte. Es stimmte, daß er der beste Fechter von
Ophir war – sie hatte dafür

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