Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Titel: Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
wäre sie mit Bronze überzogenes Gold. Allerdings konnte
er sich ohnehin nicht vorstellen, daß jemand so etwas machen würde, und vor
allem nicht, warum.
    Während
er die gehörnte Figur noch betrachtete, um ihr Geheimnis zu ergründen, wurde an
seine Tür geklopft. Er zögerte, dann versteckte er die Figur unter dem Sack und
ging zur Tür. Narus stand davor.
    »Ein
Mädchen fragt nach dir«, sagte der Mann mit dem knochigen Gesicht. »Sie ist wie
eine Dirne gekleidet, aber ihr Gesicht wie das einer Tempeljungfrau geschrubbt.
Und sie ist hübsch genug, sowohl das eine als auch das andere zu sein. Sie
sagt, sie heißt Julia.«
    »Ich
kenne sie.« Conan lächelte.
    Narus’
Leichenbittermiene änderte sich nicht, aber das tat sie ohnehin selten. »Ein
Goldstück gegen eine Silbermünze, daß wir noch allerlei mit ihr erleben werden,
Cimmerier! Begehrte Zutritt am Haupteingang, stolz wie eine Prinzessin. Und als
ich sie zum Hintereingang verwies, versuchte sie mir ihre ganze
Familiengeschichte klarzumachen. Behauptete, sie sei von edlem Blut. Sind sehr
schlimme Zeiten, sich mit einer wie ihr einzulassen.«
    »Bring
sie zu Fabio.« Conan lachte. »Sie ist seine neue Küchenmaid. Sag ihm, er soll
sich gleich die Rüben fürs Abendessen von ihr schälen lassen.«
    »Ist
mir ein Vergnügen«, antwortete Narus mit einer Spur von Lächeln, »so, wie sie
mich von oben herab behandelt hat.«
    Also
war zumindest etwas heute nicht schiefgegangen, dachte Conan, als er sich von
der Tür abwandte. Da fiel sein Blick auf den Sack, den er über die Statuette
auf dem Tisch geworfen hatte, und seine flüchtige Erleichterung schwand. Es gab
noch so einiges, dem er nachgehen mußte, und ein ungutes Gefühl sagte ihm, daß
es mit Todesgefahr verbunden sein würde.

4.
     
     
    Der
Mann mit dem verschlagenen Gesicht, der sich selbst Galbro nannte, stiefelte
nervös in dem staubigen Gemach herum, in dem man ihn aufgefordert hatte zu
warten. Zwei große ausgestopfte Adler auf einer hohen Sitzstange waren der
einzige Zierat. Die Bernsteine, die die Augen ersetzt hatten, funkelten wilder,
als die Augen eines lebenden Greifvogels es vermochten. Und das einzige
Möbelstück in dem Raum war der lange Tisch. Darauf hatte Galbro den Lederbeutel
mit der Ware gestellt, die er zu verkaufen hoffte. Ihm gefielen diese Treffen
nicht. Trotz Silber und Gold, die sie ihm gewöhnlich einbrachten, mochte er die
Frau nicht, die ihm die Münzen gab. Er kannte ihren Namen nicht, und er wollte
ihn auch nicht wissen, noch sonst etwas über sie. Etwas Näheres über sie zu
wissen, war zweifellos gefährlich.
    Aber
ihm war selbst klar, daß es nicht der Gedanke an die Frau allein war, was ihn
so beunruhigte, sondern auch der an diesen Mann. Aus dem Norden mußte er sein,
hatte Urian gesagt. Doch von woher auch immer, er hatte fünf von Galbros besten
Männern getötet und war selbst ohne den geringsten Kratzer davongekommen. So
etwas war noch nie passiert, zumindest nicht, seit er nach Ophir gekommen war.
Das war ein böses Omen. Zum erstenmal seit vielen Jahren wünschte er sich, er
wäre wieder in Zingara, im Diebesviertel, das ein wahres Labyrinth von
verschlungenen Gassen entlang den Kais von Kordava war. Und das war wahrhaftig
töricht, denn wenn er schon nicht von den Wächtern um einen Kopf kürzer gemacht
werden würde, schlitzten zweifellos die Bewohner jenes Viertels ihm die Kehle
auf, noch ehe eine Nacht vergangen war. Es barg eben seine Gefahren, wenn man
zwei Seiten gleichzeitig hereinlegte, vor allem, wenn beide dahinterkamen.
    Ein
leichter Schritt riß ihn aus seinen trüben Gedanken. Sie trat ein, und ein
Schauder ließ ihn erzittern. Nur ihre Augen, dunkel und eiskalt, waren zu
sehen. Sie hatte einen silbernen Umhang, dessen Saum den Boden streifte, um
sich gezogen. Ein dunkler, undurchsichtiger Schleier bedeckte ihre untere
Gesichtshälfte, und ihr Haar war unter einem weißen Seidentuch verborgen, das
eine Brosche zusammenhielt, mit einem Rubin so groß wie sein oberstes
Daumenglied.
    Der
Rubin erweckte keinerlei Begierde in ihm. Überhaupt erweckte nichts an ihr ein
anderes Gefühl als Furcht – und er haßte es, eine Frau zu fürchten, doch
zumindest war sie großzügig mit ihren Münzen. Seine Gier danach war das
einzige, was er sich ihr gegenüber erlauben durfte.
    Erschrocken
wurde ihm plötzlich etwas klar: Sie wartete, daß er endlich anfing zu sprechen.
Er benetzte die Lippen – warum waren sie in ihrer Gegenwart nur immer so
trocken?

Weitere Kostenlose Bücher