Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
gesorgt, die hervorragendsten Schwertkämpfer des
Landes an sich zu binden –, doch das zählte wenig, wenn es um den Thron ging.
Er folgte Synelle in ihrem Bemühen, weil er sich in seinem Dünkel einbildete,
sie könne nicht ohne einen Gemahl an ihrer Seite regieren, und weil er in
seiner Selbstüberschätzung glaubte, er würde dieser Gatte sein – und dadurch
auf den Thron gelangen. Sie hatte nichts getan, ihm diese Überzeugung zu
rauben. Noch nicht!
Vier
Leibmägde, geschmeidige goldhaarige Mädchen, die wegen ihrer Ähnlichkeit
ausgesucht worden waren, in hauchdünnen Seidengewändern, hielten nur zu einem
tiefen Knicks inne, ehe sie sich eilig an ihre Arbeit machten, als Synelle ihr
Ankleidegemach betrat. Ihre Beauftragten hatten es nicht leicht gehabt, die
vier zu finden. Es waren Schwestern von edlem corinthischen Blut und im Alter
nur jeweils ein Jahr von der nächsten entfernt. Synelle selbst hatte ihnen den
Stolz gebrochen und sie ausgebildet. Nun folgten sie ihr ergeben und stumm
durch das Gemach und entkleideten sie, ohne sie in ihren Schritten zu
behindern. Nackt noch viel aufregender als in kostbarsten Seiden und Satins,
mit langen Beinen, vollem Busen und schmalen Hüften, ließ Synelle sich von
ihnen bedienen. Eine hielt ihr einen Spiegel im Elfenbeinrahmen vors Gesicht,
während eine zweite ihr mit feinen Pinseln aus Tierhaaren Lider und Lippen
färbte. Die beiden anderen rieben sie sanft mit kühlen feuchten Tüchern ab und
verteilten einen erlesenen Duftstoff aus Vendhya auf ihrer Haut, von dem ein
Tropfen ein Goldstück kostete.
Die
schweren Schritte eines Mannes waren im Vorgemach zu hören. Eine Leibmagd
beeilte sich, einen Morgenrock aus scharlachrotem Samt zu holen. Synelle
streckte jedoch die Arme erst aus, damit sie ihn ihr überziehen konnten, als
die Schritte bereits die Tür erreicht hatten.
Taramenon
holte unwillkürlich laut Luft beim flüchtigen, aber ungemein erregenden Anblick
von atemberaubenden Rundungen, die viel zu schnell unter dem Samt verschwanden.
Er selbst war hochgewachsen, mit breiten Schultern, mächtiger Brust, einer
Adlernase und tiefen braunen Augen, die schon viele Frauenherzen zum Schmelzen
gebracht hatten. Synelle war froh, daß er kein Bärtchen trug, wie die
gegenwärtige Mode es diktierte, sondern glatt rasiert war. Auch über seine
unverhohlene Bewunderung freute sie sich insgeheim.
»Geht
jetzt!« befahl sie und band den roten Satingürtel eng um die Taille. Die vier
Mädchen verließen gehorsam das Gemach.
»Synelle!«
flüsterte Taramenon mit gepreßter Stimme, als sie allein waren, und er ging auf
sie zu, als wollte er sie in die Arme nehmen.
Abwehrend
hob sie die Hand. Dafür war jetzt keine Zeit, so amüsant es auch gewöhnlich
war, ihn sich vor Verlangen winden zu lassen – ein Verlangen, das sie nicht zu
stillen beabsichtigte. Ihre Studien verrieten ihr zwar, daß sie Kräfte gewinnen
könnte, wenn sie einem Mann gestattete, sie im Namen Al’Kiirs zu nehmen, aber
sie kannte Taramenons Pläne. Und sie hatte schon zu oft in ihrer Bekanntschaft
erlebt, daß stolze, selbstbewußte Frauen sich einem Mann hingaben und damit
ihren Stolz und ihr Selbstbewußtsein einbüßten. Nein, das war nichts für sie,
atemlos den Schritten des Liebsten zu harren, sich über sein Lächeln zu freuen
und über sein finsteres Gesicht zu weinen, eilig jeden seiner Wünsche zu
erfüllen wie die niedrigste Sklavin. Nein, in diese Gefahr wollte sie sich
nicht bringen. Sie würde sich nie einem Mann hingeben.
»Laß
Galbro von den beiden besten Schwertkämpfern suchen und ihn beschatten. Er ist
hinter einer bronzenen Al’Kiir-Statuette von der Größe eines Männerunterarms
her. Sie ist zu wichtig, als daß man sie ihm anvertrauen dürfte. Sobald er sie
aufgespürt hat, sollen sie sie sicherstellen und sofort zu mir bringen. Hörst
du mir überhaupt zu, Taramenon?«
»Ich
habe gehört«, antwortete er heiser, unverkennbar mit einer Spur Ärger in der
Stimme. »Als du mich zu dieser Stunde in dein Ankleidegemach rufen ließest,
dachte ich, du hättest etwas anderes im Sinn als eine verfluchte Statue.«
Ein
betörendes Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. Sie trat näher an ihn heran,
bis ihr Busen seine Brust berührte. »Dafür werden wir Zeit haben, wenn der
Thron in unserer Hand ist«, versicherte sie ihm mit sanfter Stimme. Ihre
schlanken Finger strichen ihm über die Lippen. »Alle Zeit der Welt.«
Er
wollte die Arme um sie legen, doch sie tat, als bemerkte
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